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Perlentod

Perlentod

Titel: Perlentod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliane Breinl
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hinterherschaute. Dann entdeckte er Senta auf der anderen Straßenseite und winkte sie heran.
    »Möchtest du mit hinaufkommen«, bot er ihr an. »Rebecca wird jeden Moment vom Friseur zurückkommen.« Dankbar nahm Senta die Einladung an. Während sie die vielen Treppenstufen erklommen, brummelte Herr Lobach etwas vor sich hin.
    »Entschuldigung, aber ich habe sie nicht verstanden«, fragte Senta nach, doch Herr Lobach winkte ab.
    »Ich führe oft Selbstgespräche. Bevor du kamst, ist mir etwas sehr Ärgerliches passiert. Ich habe nur ein bisschen Druck abgelassen.«
    »Dieser Herr Koschel wohnt bei uns in Harting«, sagte Senta schnell und Herr Lobach blieb auf dem letzten Treppenabsatz stehen.
    »Jaja Koschel«, brummte er. »Versucht, sich immer alles passend hinzubiegen. Macht noch nicht einmal vor Toten halt.«
    »Vor Toten?«, fragte Senta bestürzt.
    »Ja, die Frau Polsterschmidt, mein ich.« Rebeccas Vater schloss die Tür auf. »Du hast doch sicher gehört, dass sie umgebracht wurde?«
    Senta nickte stumm, sie traute sich nicht, weiter nachzuhaken. Dabei hätte es sie brennend interessiert, was Koschel mit Xenia Polsterschmidt zu tun hatte.
    »Du kannst gerne im Wohnzimmer auf Rebecca warten«, bot Herr Lobach ihr an und Senta setzte sich auf das Sofa.
    Auf dem niedrigen Couchtisch lagen alte Postkarten. Allem Anschein nach Sammlerstücke.
    »Darf ich mir die Karten anschauen?«, fragte Senta höflich.
    »Das alte Zeug?«, lachte Herr Lobach und verschwand in der Küche. »Klar, die darfst du sogar lesen.«
    Senta schnappte sich eine, auf deren Vorderseite ein Schwarz-Weiß-Bild der Münchner Frauenkirche zu sehen war. Die umseitige Beschriftung konnte sie jedoch kaum entziffern. Das ging bei der nächsten Karte mit dem Motiv einer gemalten roten Rose viel besser. Der Verfasser hatte seine Grüße in enger Druckschrift verfasst.
    Liebe Anna, meine Perle!
    Auch wenn Du jetzt wieder amüsiert Dein wunderhübsches Köpfchen schütteln wirst und »Richart, Du bist manchmal nicht zum Aushalten!« seufzt, schwöre ich Dir, dass wir in ein paar Wochen einen Urlaub miteinander verbringen werden, von dem Du noch unseren Enkelkindern berichten wirst,
    in Liebe, Dein R. R.
    Senta erstarrte, als sie sah, an wen die Karte adressiert war: Fräulein A. Koschel, Waldbahn 3 in Harting! War dieser Richart etwa ihr Tagebuchschreiber? So häufig gab es diesen Namen doch nicht.
    »Die Kartensammlung sichte ich für unser Stadtmuseum«, erklärte Herr Lobach und setzte sich neben Senta auf das Sofa. »Wir haben sie im Nachlass der armen Frau Polsterschmidt gefunden.«
    »Ging es dem Koschel vorhin auch um diese Sammlung?«, rutschte es Senta heraus. Aber Herr Lobach schien sich gar nicht über ihre Frage zu wundern.
    »Nein, dabei ging es um etwas anderes«, verriet er bereitwillig. »Xenia Polsterschmidt war eine überaus fleißige Sammlerin, musst du wissen.«
    »Was hat sie denn alles gesammelt?«, bohrte Senta nach, die sich freute, endlich mehr über diese Frau zu erfahren.
    »Eigentlich alles, was Zeugnis über die letzten hundert Jahre deutscher Geschichte gibt. Alte Briefe, Karten, Geburtsurkunden, ganze Familienstammbücher, Krankenblätter, Pässe aller Art«, zählte Herr Lobach auf.
    »Auch alte Tagebücher?«
    »Tagebücher?«, überlegte Herr Lobach und Senta sah, wie ein erstaunter Ausdruck über sein Gesicht huschte. »Tagebücher haben wir bislang nicht gefunden. Wir sind allerdings noch dabei, alles anzuschauen«.
    »Und was machen sie jetzt mit den Sachen?«
    »Wir sichten sie und entscheiden dann, ob sie es wert sind, in das Archiv zur Stadtgeschichte einzugehen.«
    Senta wollte gerade fragen, worum es Herrn Koschel denn nun gegangen war, als sich die Wohnzimmertür öffnete. Rebecca war freudig überrascht, Senta bei sich zu Hause anzutreffen.
    »Willst du später bei uns mitessen? Ich koche Nudeln«, bot Rebeccas Vater an, aber Senta lehnte dankend ab. Schließlich wollte sie selbst heute auch noch Spaghetti kochen.
    Senta folgte Rebecca in ihr Puppenstuben-Zimmer und kam nun endlich dazu, der Freundin ihren schrecklichen Verdacht mitzuteilen. Doch Rebecca war ganz und gar nicht überzeugt, dass Miriam für den Mord an Zuckerwatte und für Bettinas Verschwinden verantwortlich sein könnte.
    »Miriam ist egoistisch, boshaft und hinterhältig. Aber das macht einen nicht gleich zur Mörderin, oder?«, nahm sie die Mitschülerin in Schutz. »Hast du eigentlich mitbekommen, dass die wieder deinen Moritz

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