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Perlentod

Perlentod

Titel: Perlentod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliane Breinl
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verdächtigen? Vielleicht ist er ja doch nicht so unschuldig, wie du denkst.«
    »Das ist nicht mein Moritz«, entgegnete Senta. »Und dass ausgerechnet er jetzt wieder Ärger mit der Polizei bekommt, ist schrecklich und total gemein. Findest du es nicht auch auffällig, dass immer Zuckerwatte die verantwortliche Lehrerin war, wenn Miriam mit ihren Mobbingattacken Erfolg hatte?«
    »Das finde ich nicht«, Rebecca schüttelte heftig den Kopf. »Zuckerwatte war die ideale Lehrerin, bei der man so was machen konnte. Die hat nix mitgekriegt. Die wirkte immer so abwesend.«
    Senta verstummte. Daran hatte sie nicht gedacht. Schließlich hatte sie Frau Polsterschmidt nie kennengelernt.
    »Vielleicht hast du recht«, meinte sie. »Aber wir dürfen
    Miriams Boshaftigkeit auf keinen Fall unterschätzen. Besonders wegen Lolle. Wegen unserer Aktion wird sie vielleicht Miriams nächstes Opfer.«
    »Das ist wahr«, pflichtete Rebecca ihr bei und dann brach es aus Senta heraus: »Ich glaube, wir haben so richtig Scheiße gebaut«, meinte sie ernst und erläuterte Rebecca die Sache mit Mo.
    »Du hast Moritz Block da mit hineingezogen, ohne dass er davon wusste?«, staunte Rebecca und Senta fühlte sich noch schrecklicher.
    »Ja, ich bin eine ganz miese Intrigantin. Und dabei hat er eh schon Probleme mit der Polizei!«, murmelte sie bedrückt und konnte die Tränen nicht zurückhalten.
    »Ach Senta«, Rebecca nahm sie tröstend in den Arm. »Wir sind doch alle keine Engel. Und wenn du wirklich davon überzeugt bist, dass Moritz unschuldig ist, dann solltest du dich bei ihm in aller Form entschuldigen und ihm erklären, warum du das getan hast. Wenn ihm etwas an dir liegt, dann wird er dir bestimmt verzeihen.«
    Daran glaubte Senta nicht. Aber es tat gut, eine Freundin wie Rebecca zu haben.

17
    Senta griff nach dem Tagebuch und legte die alte Postkarte hinein. Einem inneren Drang folgend, hatte sie die Karte heimlich eingesteckt. Nur für ein paar Tage wollte sie sich das gute Stück ausleihen und hoffte inständig, dass Rebeccas Vater ihr Fehlen bis dahin nicht bemerkte. Am liebsten hätte sie sofort die letzten Einträge im Tagebuch gelesen. Aber in wenigen Minuten kam ihre Mutter von der Arbeit und Senta hatte noch keinen Finger in der Küche gerührt. Sie bezwang ihre Neugierde und schwang sich stattdessen hinter den Herd. Das Nudelwasser kochte bereits und die rote Soße blubberte vor sich hin, als ein fröhliches »Bin da« durch den Flur hallte.
    Beim Essen konnte ihre Mutter es nicht lassen, das Gespräch schon wieder auf Moritz zu lenken. Genervt stopfte Senta sich den Mund voll Nudeln, sodass sie auf alle Fragen bloß mit einem kargen »Grmph« antworten konnte.
    »Du bist vielleicht gesprächig«, meinte Frau Herzog pikiert und gab, ebenfalls sichtlich genervt, auf. Während ihre Mutter den Tisch abräumte, kreisten Sentas Gedanken um den Postkartenfund und das Tagebuch.
    »Heißt die Okkulta mit Vornamen vielleicht Anna?«
    »Ja, die heißt Anna Koschel«, antwortete ihre Mutter, erstaunt über den schnellen Stimmungswechsel ihrer Tochter. »Wie kommst du darauf?«
    »Ach, nur so«, versuchte Senta abzuwiegeln, aber als ihre Mutter nicht lockerließ, erzählte sie ihr schließlich vom Tagebuch und der alten Postkarte.
    »Das ist ja richtig spannend. Wer ist dieser Richart Rhön? Ich kenne keinen, der so heißt.« Ihre Mutter schüttelte verwundert den Kopf. »Seit wann interessierst du dich überhaupt für solche Dinge?«
    »Ach, so Geschichte ist doch spannend«, spielte Senta ihre neu entdeckte Leidenschaft herunter. Sie interessierte jetzt etwas anderes: »Wer hat eigentlich vorher hier in unserem Haus gewohnt?«
    »Eine alte Frau«, antwortete Frau Herzog bereitwillig. »Die hat alleine hier gelebt, bis man sie ins Altersheim gebracht hat. Da ist sie dann auch gestorben. Weil sie keine Erben hatte, stand das Haus ziemlich lange leer, bis sich dann die Gemeinde dazu aufgerafft hat, es zum Verkauf auszuschreiben.«
    »Weißt du, wie die alte Dame hieß?«, fragte Senta aufgeregt. Ihre Mutter überlegte kurz. »Huber, glaub ich. Genau, Ilse Huber«, antwortete sie schließlich und Senta wusste nun, warum Richarts Tagebuch in der Schublade dieser Kommode gelegen hatte. Die Frau Ilse, die Richart als seine Ziehmutter im Tagebuch beschrieb, musste genau jene Ilse Huber gewesen sein, die hier im Haus gelebt hatte. Vielleicht war Richart nach dem Knast wieder zu ihr gezogen und hatte in der Kommode sein Tagebuch deponiert, wo

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