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Perlentod

Perlentod

Titel: Perlentod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliane Breinl
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zu: »Ihr seid doch mit Charlotte befreundet. Könnt ihr vielleicht etwas dazu sagen?«
    Kim wollte antworten, aber Miriam fiel ihr ins Wort:
    »Wir haben sie auch schon vermisst. Normalerweise treffen wir uns vor der Schule. Heute kam sie nicht. Und in den letzten Tagen schien sie etwas zu bedrücken.«
    Senta schaute Rebecca mit vielsagendem Blick an und schüttelte den Kopf.
    »Brauchst nicht so scheinheilig zu tun«, brauste Miriam auf und drehte sich in Sentas Richtung. Anscheinend registrierte sie jede kleine Regung im Klassenzimmer. »Ich kann mir schon denken, warum Lolle sich nicht mehr in die Schule wagt!«
    Der Direktor und Frau Oschau blickten erstaunt zu Senta und Rebecca. Im Raum war nur das leise Knacken der Neonleuchten zu hören, so still war es plötzlich geworden.
    »Das kann ich mir auch denken«, entgegnete Senta mit fester Stimme und, zu den Lehrern gewandt, fuhr sie fort:
    »Miriam, Kim und Rita reden seit ein paar Tagen kein Wort mehr mit Lolle.«
    »So eine Unverschämtheit«, schluchzte Miriam auf und eine dicke Träne rollte ihr über die Wange. Theatralisch schlug sie die Lider nieder, und als sie wieder aufschaute, glänzten ihre seidigen Wimpern wie Lametta. In ihren großen blauen Augen standen Tränen.
    »Lolle wurde schikaniert. Schon seit Wochen. Und niemand hat sich getraut, etwas dagegen zu tun«, fuhr Miriam so leise fort, dass der Direktor sich vorbeugen musste, um sie zu verstehen.
    »Das ist doch völliger Unsinn«, meldete sich nun Rebecca zu Wort. Miriam tat, als würde ihr forsches Auftreten sie einschüchtern, wie ein ängstliches Hündchen zuckte sie zusammen und richtete ihre Puppenaugen auf den Direktor.
    »Nicht in diesem Ton, junge Frau«, wies der Direktor Rebecca zurecht und forderte Miriam mit sanfter Stimme auf, keine Angst zu haben und zu erzählen, was sie bedrückte.
    »Seit Senta in unsere Klasse gekommen ist, hat sich hier einiges verändert«, flüsterte sie und Senta konnte nicht fassen, welche Anschuldigungen nun gegen sie erhoben wurden. Unter Schluchzen behauptete Miriam, Senta hätte Lolle schikaniert. Sie berichtete eiskalt, Lolle hätte einen toten Frosch in einer Kiste zugestellt bekommen mit der Drohung, dass es ihr auch so ergehen könnte wie dem Frosch. »Außerdem hat Senta von Lolle monatlich Geld verlangt, damit die sie nicht schlägt. Das hab ich erst gestern von Lolle persönlich erfahren. Ich fand ihr Verhalten in letzter Zeit so merkwürdig und hab mir große Sorgen gemacht, da musste ich sie einfach fragen, was los ist. Lolle wollte erst gar nicht mit der Sprache rausrücken. So verängstigt ist sie gewesen!« Miriam schluchzte ein weiteres Mal theatralisch auf. Wie erstarrt saß Senta auf ihrem Platz und konnte nicht fassen, was für ein Schauspiel sie vor allen abzog.
    »Erst als ich ihr hoch und heilig versprochen hab, keinem Menschen davon zu erzählen, hat sich Lolle mir endlich anvertraut. Sie hat am ganzen Körper vor Angst gezittert. Auch wegen Sentas Beschützern, die Lolle angeblich zusammenschlagen, wenn sie etwas verrät«, endete Miriam ihre ungeheuerliche Geschichte. Ein Raunen ging durch die Klasse. Senta spürte, wie alle Blicke auf ihr hafteten. Noch nie hatte sie sich so sehr gewünscht, sich in Luft aufzulösen.
    »Kennst du die Namen der Beschützer?«, fragte Frau Oschau und klang entsetzt. Miriam nickte und schwieg. Senta wollte etwas sagen, aber die Zunge klebte ihr wie Löschpapier im Mund. Wahrscheinlich würde alles, was sie hervorzubringen hatte, ihre Lage ohnehin nur noch verschlimmern. Miriams Auftritt war perfekt inszeniert. Das Mitleid des Direktors war ihr sicher.
    »Wir sollten uns in meinem Büro unterhalten«, forderte er sie mitfühlend auf und Miriam verließ, gestützt vom Direktor und mit hängendem Kopf, den Raum. Nur kurze Zeit später wurden auch Rita und Kim aus der Klasse beordert und es war klar, was nun passierte. Miriams Hofdamen würden die wilden Anschuldigungen Miriams bezeugen. Senta spürte, wie sich ihre Kopfhaut vor Anspannung straffte, wie ihr Nacken steif wurde und sich das Gefühl bis zu ihren Haarspitzen ausbreitete, wo es in einem üblen Kopfschmerz mündete. Automatisch massierte sie sich den Hals und Clemens, der Schönling der Klasse, zischte ihr zu: »Jetzt geht es dir an den Kragen, Herzogin!«
    Wie auf Kommando drehte sich Zehka zu ihm und sagte laut: »Halt dein Maul, Schleimbeutel!«
    »Was sind denn das für Ausdrücke«, wies Frau Oschau ihn sofort zurecht. Dabei streifte

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