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Perlentöchter

Perlentöchter

Titel: Perlentöchter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Corry
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damit leben. Rose hat Phoebe gebeten, Ihre Mutter Helen und Ihren Onkel Frank zu sich zu nehmen, weil sie es für das Beste hielt, dass die Familie zusammenblieb. Außerdem dachte sie, zwei Kinder könnten Phoebes Herz erweichen.«
    Caroline verspürte kurz Zorn. »Aber das Gegenteil war der Fall! Phoebe hat sie sehr unfreundlich behandelt. Das war auch der Grund, warum wir sie als Kinder nicht oft zu Gesicht bekamen, bis ich angefangen habe …«
    »Sch.« Diana legte wieder eine kühle Hand auf ihre. »Regen Sie sich nicht auf. Sie haben schon genug durchgemacht. Vielleicht war es doch keine so gute Idee, die Tagebücher zu lesen.«
    »Doch, das war es.« Caroline stand auf und blickte aus dem Fenster, während sie die Erinnerung daran verdrängte, was sie ursprünglich sagen wollte. Hinter Dianas Rasen konnte sie das Meer sehen, und der Anblick beruhigte sie. Sie hatte sich angewöhnt, jeden Morgen am Strand spazieren zu gehen und mit dem Hund über den Kies zu stapfen. Das Meer mit seinem leisen Murmeln, ähnlich einem wohlwollenden musikalischen Publikum, veränderte sich ständig – es machte Caroline bewusst, dass das Leben genauso war. Wenn das Meer fähig war, sich anzupassen, musste die Menschheit doch auch dazu in der Lage sein, und das schloss Caroline ein.
    »Es hilft mir, im Leben einen Sinn zu erkennen.« Sie fasste trostsuchend an ihre Perlen. »Meine Urgroßmutter war unglücklich verheiratet, meine Großmutter ebenso und auch meine Mutter. Und jetzt ich!«
    Sie stieß ein heiseres Lachen aus, aber es klang wie ein Schluchzen.
    Diana hielt immer noch ihre Zigarette, die inzwischen ausgegangen war. »Hat Ihr Mann sich gemeldet?«
    Caroline nickte. »Er telefoniert ziemlich oft mit den Kindern, aber ich will ihn nicht sprechen. Nicht nach unserem letzten Telefonat. Anscheinend hat er gedacht, ich kann das alles einfach abhaken und ihm verzeihen.«
    Dianas Augen wurden schmal, und zum ersten Mal konnte Caroline eine harte Seite an der älteren Frau erkennen. »Lassen Sie ihn ruhig noch ein bisschen zappeln, aber schlagen Sie die Tür nicht endgültig zu. Zu meiner Zeit haben wir uns mit solchen Dingen abgefunden. Wir hatten das Gefühl, ob das nun richtig war oder nicht, dass das immer noch besser war, als die Familie auseinanderbrechen zu lassen.«
    »Aber wenn ich ihm tatsächlich verzeihe, werde ich nicht fähig sein, mich von ihm anfassen zu lassen. Ich müsste dann immer an die Frau denken, die er vor mir in den Armen gehalten hat – ich bringe es nicht einmal über mich, ihren Namen auszusprechen. Und ich würde mich ständig fragen, ob er noch an sie denkt und nur wegen der Kinder zurückgekommen ist.« Die Vorstellung ließ den Kloß in ihrer Kehle größer werden. »Ich kann Untreue einfach nicht verzeihen.«
    Caroline hörte, dass ihre Stimme beinahe pampig klang.
    »Das tut niemand von uns gerne, meine Liebe. Niemand.« Diana seufzte. »Wie kann ich es Ihnen erklären?« Plötzlich schien ihr ein Gedanke zu kommen. »Sie wissen ja, dass ich mit Ihrer Mutter in Kontakt stand, nachdem Rose gestorben war. Wir haben uns regelmäßig geschrieben, selbst als ich dann später nach Amerika ging. Ich habe einen GI geheiratet. Henry stammte aus Boston, und wir hatten im Großen und Ganzen ein wunderbares Leben.«
    Das erklärte den amerikanischen Akzent.
    »Und Ihre Mutter hat mir einiges aus ihrem Leben erzählt.«
    Caroline war immer noch sauer wegen Dianas versteckter Empfehlung, sich mit der Affäre ihres Mannes einfach abzufinden. »Sie hat mir auch viel erzählt.«
    »Dann möchten Sie dies hier vielleicht gar nicht haben.« Diana nahm ein Bündel Briefe aus ihrer Handtasche. Sie waren aus dem dünnen Luftpostpapier, das Caroline aus ihrer Kindheit in Erinnerung hatte, wenn es mit einem leisen Geräusch auf der Fußmatte landete.
    »Was ist das?«
    Sie klang, das war ihr bewusst, wie ein trotziger Teenager, immer noch beleidigt wegen Dianas indirekter Aufforderung, dass sie ihrem Mann verzeihen solle. War es nicht Dianas eigener Vorschlag gewesen, dass Caroline mit den Kindern ans Meer fuhr, um eine Auszeit von ihm zu nehmen? Diese war ja nicht endgültig, sondern eher eine Denkpause. Und das war das Beste, was sie unter diesen Umständen tun konnte.
    »Das sind die Briefe, die mir Ihre Mutter über die Jahre geschrieben hat. Sie gehören Ihnen, falls Sie sie haben möchten. Ich weiß, dass Ihre Mutter über viele Dinge mit Ihnen gesprochen hat, aber Eltern erzählen ihren Kindern nicht immer

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