Perlentöchter
machst du da?« Maggy brach in brüllendes Gelächter aus, während sie sich gleichzeitig eine Zigarette anzündete, mindestens schon die dritte an diesem Abend. Ihre Freundin besaß, wie Helen bemerkt hatte, die außergewöhnliche Fähigkeit, gleichzeitig zu rauchen, zu trinken und zu lachen. Aber ihr Lachen war so ansteckend, dass es unmöglich war, ernst zu bleiben, obwohl Helen wusste, dass Maggy nicht die Sorte Freundin war, die sie ohne Weiteres mit nach Hause bringen konnte, weil ihre Tante sicher etwas gegen »eine junge Person« hatte, die Alkohol trank und Zigaretten rauchte – dabei tat Phoebe das selbst, wenn auch in gemäßigter Form.
»Ich ziehe mein Diaphragma ein.« Helen versuchte, einen scherzhaften Ton zu treffen, aber es kam so heraus, dass sie sich töricht vorkam, wie früher in der Schule. Das war kein angenehmes Gefühl. Eins der Dinge, die sie an Maggy so sehr liebte, war, dass ihr Lachen einem ein gutes Gefühl vermittelte statt ein schlechtes, als hätte man etwas Dummes gesagt.
»Hellie, meine Süße!« Maggy hörte nach der halben Zigarette auf zu lachen. »Hast du gedacht, ich spreche von deinem Zwerchfell? Ich glaube, wir haben uns missverstanden. Hier, wirf mal einen Blick rein.«
Sie griff in ihre Handtasche und zog ein kleines schwarzes Etui hervor. Ohne zu ahnen, was sie erwartete, klappte Helen es auf. Darin lag eine große halbierte Eierschale, allerdings aus Gummi.
»Kann das Ding hüpfen wie ein Ball?«, fragte sie, während sie es herausnahm und neugierig betrachtete. Vielleicht handelte es sich um ein Spiel, das Maggy während ihrer Zeit auf dem fortschrittlichen Internat gelernt hatte.
»Ein Ball!« Maggy brüllte wieder vor Lachen, und Tränen liefen über ihr Gesicht. »Du bist unbezahlbar, Hellie. Ehrlich, unbezahlbar. Und wenn ich es mir recht überlege, ist Sex tatsächlich eine Art Spiel.«
»Sex?« Helen wiederholte das Wort lauter als beabsichtigt, und ihre Zimmergenossin, die kurz hereingekommen war, um sich für den Abend fertig zu machen, zog die Augenbrauen hoch. Sie warf einen flüchtigen Blick auf die Gummieierschale in Helens Hand, schüttelte missbilligend den Kopf und verließ dann das Zimmer.
Maggy sprang von Helens Bett, wo sie es sich mit ihrer Zigarette und einem Whiskyglas bequem gemacht hatte. »Ja, Süße, genau dafür ist das Diaphragma gedacht. Du führst es in dich ein, und es verhindert, dass du schwanger wirst.«
Helen schwirrte der Kopf vor Fragen, sodass sie kaum alle herausbrachte. »Wie führt man das ein? Und warum kann ich schwanger werden? Ich habe ja nicht einmal einen Freund, geschweige denn einen Ehemann. Wo hast du das überhaupt her?« Plötzlich ging ihr ein Licht auf. »Hast du es schon getan?«
Maggy hörte auf zu lachen, was bedeutete, dass dies hier ernster war, als Helen gedacht hatte. »Hellie, Süße, wir haben 1950. Fast schon 1951 – ein neues Jahrzehnt. Jeder macht es vor der Hochzeit. Pops sagt, die Leute haben das auch schon vor dem Krieg getan, bloß hat keiner darüber gesprochen.«
»Du redest mit deinem Vater über Sex?«
Helen wollte ihren Ohren nicht trauen.
»Er ist Arzt, Süße. Und er hat immer gesagt, dass er vermeiden möchte, dass ich an den Falschen gerate und gezwungen sein werde zu heiraten. Darum hat er mich zu einem Kollegen geschickt, der sich mit Verhütung auskennt.«
Verhütung? Helen erinnerte sich, dass Tante Phoebe einmal am Mittagstisch rasch das Radio ausgeschaltet hatte, als jemand mutig genug war, dieses Wort auszusprechen.
»Aber mit wem hast du es getan? Mit Gareth?«
Gareth war ein Medizinstudent, mit dem Maggy sich in letzter Zeit regelmäßig traf.
»Hin und wieder.«
»Auch schon vor ihm?«
Maggy machte nun einen leicht verlegenen Eindruck. »Ein paarmal.« Sie legte den Arm um Helen. »Hör zu, wichtig ist nur, dass du vorbeugst. Pops hat recht, und er muss es wissen. Schließlich hat er ständig mit jungen Frauen zu tun, die gezwungen sind zu heiraten. Mach also heute Abend keine Dummheiten und auch nicht morgen oder nächste Woche. Ich werde dich in diese Klinik begleiten, in der ich war. Wir brauchen natürlich noch ein gefälschtes Aufgebot, aber das lässt sich regeln.«
Ein gefälschtes Aufgebot? Maggy sah sie an und schüttelte den Kopf. »Süße, du hast tatsächlich keinen blassen Schimmer, nicht wahr? Was hat man euch beigebracht, wenn die Lichter ausgingen? Du musst so tun, als würdest du bald heiraten, um an ein Diaphragma heranzukommen. Aber keine Sorge.
Weitere Kostenlose Bücher