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Perlentöchter

Perlentöchter

Titel: Perlentöchter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Corry
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sie im Halbdunkel an. »Was meinst du damit?«
    Daraufhin erklärte sie ihm die Sache mit Maggy und der Klinik und dem Diaphragma, das sie sich »nur für alle Fälle« besorgt hatte, und während sie redete, spürte sie, dass sein »Ding« sich wieder versteifte, und bevor sie wusste, wie ihr geschah, lag Clive auf ihr, und sie fühlte diesen seltsamen Stab in sich statt an ihrer Haut, und dann war es, als würde sie wellenreiten wie früher auf Borneo, bloß dass sie schrie, und dann schrie er, und plötzlich rollten sie wieder an den Strand, bloß dass kein Sand unter ihnen war, sondern ein zerknittertes, feuchtes Laken. Und dann blickte Clive Mitchell auf sie herunter, und es kam ihr vor, als hätte sie ihn schon immer gekannt.
    Schweigend lagen sie nebeneinander, ein scheinbar endloser Moment, in dem keiner etwas sagte – sein Atem ging so schnell, dass Helen sich fragte, ob er krank war. Schließlich hörte sie seine Stimme, als er sich im Halbdunkel zu ihr drehte.
    »Mein Gott, Helen. Ich liebe dich. Aber wirst du auf mich warten?«
    Warten?
    Er seufzte. »Dieser Krieg hat ein großes Chaos angerichtet. Ich musste mein Studium unterbrechen. Und wenn ich fertig bin, muss ich meinen Wehrdienst leisten, und dann werde ich für ein ganzes Jahr weg sein. Wirst du so lange auf mich warten?«
    Er sagte nicht das H-Wort für Hochzeit, wie Maggy es nannte, aber es hing zwischen ihnen wie ein unausgesprochenes Band.
    Ohne zu überlegen, hörte Helen ihre eigene Stimme. Sie hatte schließlich mit ihm geschlafen, oder? Sie hatte etwas getan, was ein anständiges Mädchen einfach nicht tat vor dem, was in Tante Phoebes Romanen als »heiliger Stand der Ehe« bezeichnet wurde. Natürlich würde sie auf ihn warten, und dann konnten sie hoffentlich heiraten.
    »Auf dich warten?«, erwiderte sie. Ihre Hand kroch über das Laken zu ihm. »Natürlich werde ich auf dich warten.«
    In der Woche darauf kehrte sie während der Weihnachtsferien zu Tante Phoebe zurück. Zu ihrer großen Erleichterung kam ihre Regel pünktlich, und sie verbrachte die nächsten zehn Tage in Schlabberkleidung, während sie ein dumpfes Ziehen im Bauch spürte. Selbst das Malen half nicht gegen die Übelkeit und den inneren Schmerz, der nichts mit ihrer Periode zu tun hatte. Jedes Mal, wenn sie den Kohlestift in die Hand nahm, war alles, was auf dem Papier vor ihr erschien, der Umriss von Clives Bett und der Mond, der durch die Vorhänge schien.
    Kaum war sie wieder in London, klappte sie das Etui auf und studierte ein weiteres Mal das Diaphragma. Von nun an, beschloss sie, würde sie kein Risiko mehr eingehen, um nicht so zu enden wie ihr ältester Bruder mit seiner Frau. Auch wenn sie Clive liebte und er sie, konnten sie nicht riskieren, dass das Unaussprechliche passierte.

33
    Sie hatten fast ein Jahr, bevor Clive eingezogen wurde. Er hätte eigentlich bereits früher gehen müssen, erklärte er ihr, aber die Behörden hatten ihm erlaubt, angesichts der Zwangspause, die der Krieg seiner beruflichen Laufbahn auferlegt hatte, vorher sein Studium abzuschließen.
    Sie verbrachten diese Monate damit, sich in den Armen zu liegen, Nacht für Nacht, und aus ihrem Leben zu erzählen. Helen versuchte, so gut sie konnte, zu erklären, wie es war, in einem fernen Land aufzuwachsen, das die meisten Menschen nicht einmal auf der Karte finden würden. Und sie versuchte zu beschreiben, wie es war, in dieses kalte Land hier zu kommen, wo ihre Eltern aufgewachsen waren, obwohl sie, abgesehen von Tante Phoebe, kaum noch Familie hatten. Sie sparte den Tod ihrer Mutter aus, weil es ihr immer schwerfiel, darüber zu sprechen, da die Zuhörer dann meistens verlegen wurden. Als sie beim Krieg angelangt war und ihrer Ungewissheit, ob ihr ältester Bruder noch lebte oder nicht, zog Clive sie an sich.
    »Helen, mein Liebling, du hattest wahrlich ein bewegtes Leben.«
    Hatte sie das? Auf sie wirkte es nicht außergewöhnlicher als das der anderen, obwohl sie zugeben musste, dass in Clives Leben nicht viel passiert zu sein schien, als er ihr seine traditionelle Kindheit in Sussex beschrieb und seine anschließende Ausbildung auf einer privaten Eliteschule in Surrey.
    Clive und seine drei jüngeren Brüder waren damals noch zu jung für den Kriegsdienst, während sein Vater, ein Zahnarzt, aus gesundheitlichen Gründen als untauglich ausgemustert worden war, aber sich freiwillig für die British Home Guard meldete. Ein entfernter Onkel von Clive war als Kriegsinvalide entlassen und

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