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Perlentöchter

Perlentöchter

Titel: Perlentöchter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Corry
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kleinen Gehalt und dem bisschen Unterhalt für die Mädchen, den Bob bereit war zu zahlen. Caroline würde sich um ein volles Stipendium bewerben, und sie würden sich eben mit weniger begnügen müssen.
    Aber es war nicht nur das Geld. Es war auch die Einsamkeit an den Abenden, nun, da Caroline nicht mehr bei ihr wohnte und Grace mit ihren Freundinnen ausging. Helens Jüngste besuchte offenbar weitaus mehr Partys als ihre Schwester damals in ihrem Alter. »Aber du hast ihn einfach nicht mehr ertragen, Süße«, lallte Maggy am Telefon, nachdem Helen angerufen hatte, um sie zu informieren. »Du hast gesagt, du kannst erst aufatmen, wenn er aus dem Haus ist.«
    Das stimmte. Aber nach fast zwanzig Jahren Ehe fühlte es sich merkwürdig an, dass Bob nicht mehr hier wohnte. Es war auch nicht angenehm zu wissen, dass er gleich um die Ecke bei seiner Mutter war. Angenommen, sie begegnete ihm zufällig auf dem Weg zur Arbeit?
    In der Woche darauf, als Caroline die Ferien zu Hause verbrachte, passierte etwas, das fast genauso unangenehm war. Helen machte spät Feierabend, und da sie für das Abendessen noch nichts eingekauft hatte, sauste sie rasch in den Co-op auf der Hauptstraße in Ealing. Vor ihr in der Schlange stand eine kleine Frau mit gebeugten Schultern und lockigen rotbraunen Haaren, die sie überall erkannt hätte.
    Helen holte tief Luft und tippte der Frau auf die Schulter. »Sandra?«
    Die Frau drehte sich prompt um und starrte dann durch sie hindurch, als wäre Helen nicht da. Helen lief ein kalter Schauer über den Rücken. »Wie geht es dir, Sandra?«
    Die Frau kehrte ihr wieder den Rücken zu und bewegte sich mit der Schlange weiter. Jemand in der Schlange nebenan warf Helen einen strengen Blick zu, als wäre sie eine Verrückte, die fremde Leute belästigte.
    Während Tränen in ihren Augen brannten, ließ Helen ihren Einkaufskorb stehen und flüchtete aus dem Laden. An jenem Abend aßen Grace und sie Toast. Caroline weigerte sich, aus ihrem Zimmer zu kommen. Sie sei mit Malen beschäftigt, sagte sie. Und dazu brauche sie bitteschön ihre Ruhe.
    So verging ein Jahr, während Helen sich immer noch nicht daran gewöhnt hatte, allein zu leben. Es war viel härter, als sie es sich vorgestellt hatte! Grace war mürrisch und ständig auf Achse. Es war nicht genügend Geld übrig, um die Gasrechnung zu bezahlen. Und das Scheidungsverfahren zog sich eine Ewigkeit hin. Helen hatte überlegt, ob sie versuchen sollte, Dawn ausfindig zu machen, die offenbar aus dem Viertel weggezogen war, aber was würde das nutzen? Sie war wütend auf Dawn, aber nicht so wütend und böse wie auf Bob, der schließlich alt genug war, es besser zu wissen. Außerdem, bemerkte Maggy, wenn er eine Affäre hatte, wer könne dann schon sagen, ob es nicht weitere gegeben hatte?
    Trotzdem war er immer noch ihr Ehemann. Eines Abends, als wieder eine Rechnung im Briefkasten lag und Helen nicht wusste, wovon sie sie bezahlen sollte, holte sie tief Luft, schnappte sich ihre Jacke und machte sich auf den Weg zu Sandras Haus.
    Es dauerte geraume Zeit, bis jemand an die Tür kam, und Helen hätte schwören können, dass sie Sandra durch die Vorhänge spähen sah. Zu ihrer Erleichterung machte Bob auf. Er sah gealtert aus, registrierte Helen mit Gewissensbissen. Und auch dünner. Genau wie sie. Vielleicht hatte er ja auch keinen Appetit. Immer, wenn Helen ein richtiges Essen zubereitete, bekam sie es kaum herunter, und außerdem war es sinnlos, sich für einen allein diese Mühe zu machen, da sie nun nicht mehr für eine vierköpfige Familie kochen musste. Grace war ohnehin ständig bei ihren Freundinnen und kam nie pünktlich zum Abendessen. Nachdem sie jahrelang unzufrieden mit ihrer kräftigen Figur gewesen war, die Bob offensichtlich immer mehr abgestoßen hatte, kam es ihr nun wie die pure Ironie vor, dass die Pfunde purzelten und sie sich beinahe hübsch fand mit diesem Knochenbau. Sie musste ihn von ihrer Mutter geerbt haben, wenn man der Halbporträt-Aufnahme von Rose auf Helens Frisierkommode glauben konnte, auf der diese weiße Ohrringe und das Perlencollier trug.
    Aber falls Bob ihre äußerliche Veränderung wahrgenommen hatte, verlor er kein Wort darüber. »Was gibt’s?«, fragte er, als wäre Helen ein Lieferant.
    Sie drückte ihm die Rechnung in die Hand. »Ich kann das nicht bezahlen. Tut mir leid. Ich habe mich nur gefragt, ob du mir vielleicht helfen kannst.«
    Er stieß ein heiseres Lachen aus. »Ich habe auch kein Geld.«
    »Was

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