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Perlentöchter

Perlentöchter

Titel: Perlentöchter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Corry
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ist mit dem Scheck, den Frank dir für deinen Anteil gegeben hat?«
    »Davon ist nichts mehr übrig. Ich habe damit eine Wohnung finanziert. Ich ziehe nächste Woche ein.«
    Helen kam es unglaublich vor, dass ihr Mann, mit dem sie fast zwanzig Jahre verheiratet gewesen war, sich ohne sie eine Wohnung gekauft hatte. »Mit ihr?«
    Er hatte den Anstand zu erröten. »Nein. Das ist vorbei.«
    Sie spürte eine Woge der Erleichterung, gefolgt von Verachtung, weil er die Familie für ein kurzes Techtelmechtel zerstört hatte. »Wo ziehst du hin?«
    »In die Nähe von Hendon. Ich werde Grace die Adresse geben, wenn ich sie nächsten Sonntag sehe.«
    Er gab sich viel Mühe, wie sie ihm zugestehen musste. Jeden Sonntagmittag ohne Ausnahme holte er Grace ab und lud sie zum Essen in einen Pub ein. Manchmal hatte Helen Mitleid mit Caroline, die nicht da war und darum nicht daran teilhaben konnte.
    »Na gut.«
    Sie wandte sich zum Gehen.
    »Warte.«
    Er ließ sie vor der Tür stehen und verschwand im Haus. Helen konnte im Hintergrund leises Gemurmel hören und Sandra, die protestierte. Kurz darauf kam Bob mit einem kleinen weißen Umschlag zurück. »Das ist alles, was ich dir geben kann«, sagte er. »Gute Nacht.«
    Und damit machte er ihr die Tür vor der Nase zu.
    Sie wartete, bis sie um die Ecke gegangen war, bevor sie den Umschlag öffnete. Das Geld deckte zwar nicht den vollen Rechnungsbetrag ab, aber es würde helfen. Bob hätte das nicht zu tun brauchen. Die Tränen, die Helen zurückgehalten hatte, begannen nun zu kullern, und ein, zwei Passanten sahen ihr hinterher, während sie weinend nach Hause ging. Was hatte Maggy neulich zu ihr gesagt? Dass man sich nie an die schlechten Zeiten erinnerte, wenn eine Beziehung vorüber war, sondern nur an die guten oder so ähnlich.
    Das war wahr. Vielleicht hätte sie einfach ein bisschen länger durchhalten müssen, wenn auch nur den Kindern zuliebe. »Du ahnst ja gar nicht, was für Schuldgefühle mich deswegen plagen«, versuchte sie Caroline zu erklären, als ihre Tochter in den Weihnachtsferien nach Hause kam.
    Caroline, die mittlerweile ihre Augen schwarz umrandete und sich ihre wunderschöne kastanienbraune Mähne selber zu einer Art Bob gestutzt hatte, blickte sie verständnislos an. »Warum? Was hast du denn getan? Du warst eben unglücklich. Es war nicht wirklich deine Schuld oder seine.«
    »Ich denke, du wirst irgendwann dahinterkommen, dass es sehr wohl seine Schuld war, Liebling.«
    Sie hatte das eigentlich nicht sagen wollen, aber es rutschte ihr einfach so heraus. Carolines Augen wurden schmal. »Was soll das heißen?«
    »Nichts.«
    »Mummy, was meinst du damit?«
    Caroline nannte sie immer »Mummy«, im Gegensatz zu Grace mit ihrem »Mum«. Helen war schlecht. Einerseits hatte sie das Bedürfnis zu erzählen, was Bob getan hatte, damit niemand ihr die Schuld gab, andererseits hatte sie ihrem Mann versprochen, den Mädchen nicht die ganze Wahrheit zu sagen.
    »Ist er fremdgegangen?«
    Helen nickte.
    »Mit wem?«
    »Es ist zu schrecklich. Ich kann es nicht sagen.«
    Caroline wurde blass. »Aber nicht mit Dawn?«
    »Woher weißt du das?«
    »Weil sie sich oft unterhalten haben und er ganz anders war, wenn sie hier war. Gott. Das ist krank. Echt krank.«
    Und damit stürmte Caroline aus der Wohnung und knallte die Tür hinter sich zu.
    Eine Woche später erhielt Helen einen Brief von Bob, in dem er ihr vorwarf, dass sie sein Vertrauen missbraucht habe, und sie bat, ihn nie wieder zu kontaktieren.
    Wieder verging ein Jahr, in dem die Scheidung endlich rechtskräftig wurde. Caroline verbrachte den Großteil ihrer Ferien in London, wo sie ein Zimmer in einem Studentenwohnheim hatte. Zu Hause gab es die üblichen Streitereien mit Grace wegen der Hausaufgaben. Was für eine Ironie, dass ihre Jüngste sich weigerte, für den mittleren Schulabschluss zu lernen, während sie, Helen, einen Job hatte, in dem es ihre Aufgabe war, Kinder für den Unterricht zu motivieren! Helens Humor, mit dem sie sich über all die Jahre hinweg nicht hatte unterkriegen lassen, begann allmählich, sie zu verlassen. Sie hatte nach wie vor keinen richtigen Appetit, und ihr Gewicht fiel weiter dramatisch. Bob hatte sie während ihrer Ehe immer wegen ihres »gebärfreudigen« Beckens aufgezogen, aber nun hätte er keinen Grund mehr dazu, dachte sie, während sie sich im Spiegel betrachtete.
    Helens Kollegen im Büro boten ihr an, sie mit alleinstehenden Männern bekannt zu machen, aber sie konnte sich

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