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Perlentöchter

Perlentöchter

Titel: Perlentöchter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Corry
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ihre Mädchen nicht ständig fragen würden, wie es ihr ging, statt über normale Dinge zu reden. Helen wünschte sich nichts sehnlicher, als dass das Leben wieder so wurde wie vor der Diagnose. Für den Fall, dass dies nicht geschah, musste sie Vorkehrungen treffen.
    Zuerst schrieb sie einen Brief an Bob.
    Dann an Tante Phoebe.
    Nach einer Woche hatte sie von dem Ersten noch keine Antwort. Tante Phoebe hingegen meldete sich umgehend. »Meine Liebe, das bedaure ich sehr.«
    Lag es am Alter oder an Helens Neuigkeit, dass ihre Tante offenbar milder und freundlicher gestimmt war?
    »Danke.« Helen versuchte, unbekümmert zu klingen. Es war, wie sie festgestellt hatte, die beste Möglichkeit, mit dem »Wie schrecklich!« umzugehen, das die meisten Leute ausstießen, unfähig, die richtigen Worte zu finden. »Nun wirst du die Perlen einem der Mädchen vermachen müssen«, fügte sie beinahe scherzhaft hinzu, um die Stimmung aufzuheitern.
    Vor vielen Jahren hatte Tante Phoebe verlauten lassen, dass Helen später das Collier erben würde, das früher einmal Rose gehört hatte und das, wie Helen fand, ihr ohnehin rechtmäßig zustand. Das herrliche Porträt ihrer Mutter, das am Fußende ihres Betts lehnte, als Mummy starb, war bereits an Geoffrey gegangen – Spaß beiseite, Helen hatte das Gefühl, dass Tante Phoebe ihr die Perlen als Wiedergutmachung schuldete.
    »Gibt es nichts, was man dagegen tun kann?«
    Helen warf einen Blick durch die Küchendurchreiche zu Peter: Sie sah, dass er wieder langwierig Tee zubereitete. Es schien nicht fair zu sein, dass auch seine zweite Frau vor ihm gehen musste. »Wir werden sehen. Wunder gibt es immer wieder.«
    Keine von ihnen sprach aus, was beide dachten. Nämlich dass Rose jung gestorben war und dass Helen davor stand, dasselbe Muster zu wiederholen.
    Eine Zeit lang, nachdem die Behandlung abgeschlossen war, dachte Helen, sie wäre noch einmal davongekommen. Sie fühlte sich so viel besser! Peter flog mit ihr im Winter für eine Woche ins sonnige Malta, obwohl Caroline beleidigt war, weil sie ihren Geburtstag verpassten. Nach ihrer Rückkehr schlugen sie einen gemeinsamen Familienurlaub mit Helens Töchtern, ihrer Enkelin und natürlich Simon vor, vorausgesetzt, er konnte sich freinehmen.
    Aber dann begann Helen, sich wieder schlapp zu fühlen. So schlapp, dass ihr die Knochen wehtaten. Sie spürte auch einen quälenden Schmerz im Bein. Einen Schmerz, der sie hinken ließ, und eine hässliche Schwellung, die, wie sie durch ihre Schwesternausbildung wusste, kein gutes Zeichen war.
    »Es tut mir leid«, sagte der Arzt. »Aber offenbar blockiert der Tumor die Blutzirkulation.«
    Diese Neuigkeit erfüllte Helen mit überraschender Gelassenheit. Wenigstens wusste sie, woran sie war. Aber dann holte die Realität sie ein. Alles, was sie für selbstverständlich hielt, wie die Narzissen draußen, das helle Lachen der Mädchen und Peters Arm, der nachts um sie geschlungen war, würde bald nicht mehr sein. In aller Stille machte sie sich daran, Gegenstände im Haus zu beschriften, um festzulegen, welche davon an Grace gingen und welche an ihre Schwester.
    Das Schlimmste war, es den Mädchen zu sagen. »Aber du warst doch wieder gesund«, stieß Caroline fassungslos aus. »Und wir wollten zusammen in Urlaub fahren!«
    Sie sagte es nicht, wie Helen Peter zu erklären versuchte, in einem vorwurfsvollen Ton, sondern mit großer Bestürzung. Sie war davon ausgegangen, ihrer Mutter ginge es gut genug, um zu verreisen, und nun würde sie sterben. Was Grace betraf, sie war noch so jung, schrecklich jung. Was würde aus ihr werden ohne einen Mann oder einen festen Freund?
    Dann kam der Brief von Bob. Er drückte sein Bedauern aus und seine Hoffnung, dass sie nicht zu sehr leiden müsse. Er erwähnte nichts davon, dass er sich um die Mädchen kümmern würde, aber was hatte sie erwartet?
    »Ich werde alles Peter hinterlassen, bis auf ein paar persönliche Dinge, die ich euch beiden gebe«, sagte sie zu ihren Töchtern. »Und wenn er stirbt, geht alles an euch.«
    Daraufhin winkten beide ab, weil es ihnen peinlich war, darüber zu sprechen. Aber sie mussten! Es gab noch so vieles, was sie ihnen sagen wollte.
    »Eines Tages«, versuchte sie Caroline zu erklären, als ihre Tochter neben ihr auf der Couch saß, »eines Tages, mein Schatz, werden Schwierigkeiten auftreten. Aber du wirst sie überstehen.«
    Ihre Tochter drückte unter dem Morgenmantel ihren Arm, der geschwollen war. Eigentlich hatte sie

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