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Perlentöchter

Perlentöchter

Titel: Perlentöchter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Corry
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seit vielen Jahrzehnten ein Teil der Familie war.
    »Sie sind wunderschön.«
    Grace sprach, ohne den Neid in ihrer Stimme zu verbergen. »Schade, dass es kein zweites Collier gibt.«
    Caroline biss sich auf die Lippe und widerstand der Versuchung zu sagen: »Na gut, du kannst es haben beziehungsweise dir ausleihen.« Sie hatte sich selbst nie als materialistisch betrachtet, aber mit den Perlen war das etwas anderes. Eine innere Stimme sagte ihr, dass sie nun ihr gehörten und niemand anderem.
    »Ich wette, es ist ganz schön was wert.«
    »Ich habe es versichern lassen.«
    »Für wie viel?«
    »Sechstausend.« Caroline begann, sich unbehaglich zu fühlen.
    »Mein lieber Scholli.«
    Graces Augen waren fest geradeaus gerichtet, ein sicheres Zeichen, dass sie »angepisst« war, wie Simon das nannte. Caroline wünschte sich nun, sie hätte den Mund gehalten.
    »Man hätte doch wohl erwarten können, dass sie mir auch etwas vermacht. Stattdessen müssen wir für alles bezahlen, was wir behalten wollen. Ich kann immer noch nicht glauben, dass sie alles verspielt hat.«
    Caroline war dankbar für den Themawechsel. »Und womit hat sie alles verspielt?«
    Grace klang immer noch kühl. »Was denkst du denn? Mit einarmigen Banditen? Pferdewetten sind wohl das Einzige, was sich für eine Dame wie Phoebe ziemt, oder nicht?«
    Du liebe Güte. Das Gespräch über die Perlen hatte definitiv die Stimmung abgekühlt. Verzweifelt versuchte Caroline, Wärme in ihre Unterhaltung zurückzubringen. »Und wer genau ist noch mal Darren?«
    Das war ein cleverer Schachzug, weil ihre Schwester noch gar nichts über Darren erzählt hatte bis auf den Umstand, dass sie ein paar Tage nach der Beerdigung zusammen in Soho ausgegangen waren. »Phoebes Finanzberater.«
    »Ihr Finanzberater?« Caroline beugte sich auf ihrem Sitz vor. »Aber der darf dir das alles doch gar nicht sagen! Das ist unprofessionell!«
    Grace verließ plötzlich die Autobahn und bog scharf links ab, wobei sie ihr einen kurzen Blick von der Seite zuwarf. Schau lieber auf die Straße, lag Caroline auf der Zunge. »Richtig. Genau aus diesem Grund habe ich als Treffpunkt einen Club vorgeschlagen. Diese Finanztypen sind keinen Alkohol gewohnt. Zu geizig, um ihre Drinks selber zu bezahlen, und zu großspurig, um die Klappe zu halten.«
    Lieber Gott. Caroline sah es deutlich vor sich. Ihre Schwester hatte Tante Phoebes Finanzberater betrunken gemacht, um Informationen aus ihm herauszuholen. Was hatte sie sonst noch getan?
    »Es war nicht so.« Grace raste nun die schmalen Straßen entlang, die zum Gut ihrer Großtante in der kleinen Gemeinde führten, wohin ihre Mutter sie früher so oft unter der Bedingung mitgenommen hatte, dass sie »sich benahmen«, genau wie Caroline jahrelang später ihre eigenen Kinder. »Ich finde ihn eigentlich recht sympathisch und gar nicht so langweilig, wie sein Job vermuten lässt. Er wird sogar richtig feurig, sobald man ihn von seiner Krawatte befreit.«
    Caroline versuchte das Bild zu verdrängen, wie ihre Schwester einen weiteren armen Tölpel verführte. »Und warum hat Tante Phoebe gewettet?«
    Grace zuckte die Schultern und nahm eine Hand vom Lenkrad. »Vielleicht hatte sie Langeweile. Egal, wir sind da. Ich muss jetzt dringend aufs Klo und eine rauchen. Wir sehen uns gleich drinnen.«
    Als Kind war Caroline von dem alten Gutshaus immer zutiefst eingeschüchtert gewesen. Verglichen mit der Drei-Schlafzimmer-Doppelhaushälfte mit ihrer Rauputzfassade aus den 1930ern an der Grenze zu Ealing, wo Grace und sie aufgewachsen waren, handelte es sich bei dem Haus von Tante Phoebe und Onkel Victor eher um ein kleines Anwesen. Es hatte eine hufeisenförmige, gekieste Auffahrt und eine Steintreppe, die zu der massiven Eingangstür hochführte und zu der runden Glocke rechts in einer der beiden steinernen Kolosseumsäulen. Allein die Eingangshalle war groß genug, dass ihr ganzes Haus hineingepasst hätte, wie ihr Vater einmal bissig bemerkte, und wie um alles in der Welt heizten die diese riesigen Räume?
    Die Antwort war einfach. Sie heizten gar nicht. Selbst der große Adams-Kamin im Salon wurde außer im Winter selten angezündet, weshalb alle Besucher sogar im Sommer dicke Westen und Pullover mitbrachten.
    Als Caroline nun das Haus betrat, sah sie fast ihre Großtante vor sich, die sie in ihrem typischen auberginefarbenen Kaschmir-Twinset in der Eingangshalle begrüßte – und natürlich mit den Perlen. Sie würde, je nach Tageszeit, ein Glas Whisky in

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