Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Perlentöchter

Perlentöchter

Titel: Perlentöchter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Corry
Vom Netzwerk:
lächelte sie. »Trotzdem ist es auch ganz angenehm, zwei kleine Brüder zu haben, die mich mittlerweile überragen und es für ihre Bestimmung halten, auf mich aufzupassen.«
    »Meine Mutter hat früher immer gesagt, dass sie es toll fand, Brüder zu haben.« Das Bild ihrer Mutter, die einen hauchdünnen Luftpostumschlag mit blau-rot gemustertem Rand von Frank öffnete, tauchte vor ihrem geistigen Auge auf. Das war das Problem mit Hochzeiten. Man wurde dadurch an die Vergangenheit erinnert, aber vorausgesetzt, man hatte diese unter Kontrolle, war das nicht unbedingt etwas Schlechtes.
    Die Hochzeit war fantastisch. Das sagte jeder. Nicht nur ihre einheimischen Freunde, sondern auch diejenigen, die Tausende von Meilen gereist waren, um zu entdecken, dass dieser kleine Küstenort mehr Charme hatte als die hellen Lichter von San Francisco, Sydney oder Bali.
    Während des Gottesdienstes, als Scarlet und ihr junger Bräutigam sich das Eheversprechen gaben, während Oliver und Charlie als hoch aufgeschossene Ringträger daneben standen, schwebten die Worte klar und deutlich in die Kuppel empor, sodass Caroline sich fragte, ob sie von den Möwen aufgefangen wurden, die am Himmel lachten.
    Onkel Geoffrey, Gott schütze ihn, hatte trotz seines hohen Alters darauf bestanden, persönlich zu erscheinen, um seine Großnichte zum Altar zu führen. Er war der Letzte, der aus der Generation ihrer Mutter übrig war, dachte Caroline bedauernd, während sie beobachtete, wie ihr Onkel auf seine würdevolle Art langsam den Gang entlangschritt und Scarlet an seinem Arm schwebte. Wenn er nicht mehr war, würden sie die Spitze des Stammbaums bilden, und es würde an ihnen liegen, die Geschichten weiterzugeben.
    Später, nach dem Abendbuffet, gingen sie alle hinunter an den Strand, wo die Braut ihre Schuhe von den Füßen kickte und über den Sand lief. Grant hatte schwebende Papierlaternen in fluoreszierenden Farben gebastelt, die er an die Gäste verteilte mit der Aufforderung, sie im Mondlicht aufsteigen zu lassen. Sie schwebten empor wie Miniaturdrachen oder Glühwürmchen in der Nacht.
    »Sie ist noch so jung und schon verheiratet«, seufzte Caroline laut. »Ich weiß ja, dass sie in ihrem Job aufgeht, aber trotzdem wünschte ich, sie hätte studiert.«
    Grace, die durch puren Zufall ein ähnliches Kleid aus fließendem Stoff trug wie ihre Schwester, in einem leuchtenden Dunkelorange, das an ein Gemälde von Sir William Giles erinnerte, den sie beide bewunderten, legte den Arm um Carolines Taille. Es war in Momenten wie diesem, dachte Caroline, während sie den Kopf an den ihrer Schwester lehnte, dass sie sich einander unglaublich nahe fühlten statt weit voneinander entfernt durch ihre Unterschiedlichkeit.
    »Sie lieben sich, Carrie, das ist die Hauptsache. Gerade du solltest das wissen.«
    Caroline nickte und bekam plötzlich ein schlechtes Gewissen. »Und was ist mit dir? Ich mache mir langsam Sorgen. Sieh mich nicht so an. Ich kann nicht anders.«
    »Warum?« Grace zog ihren Arm weg, und ihr Ton wurde frostiger. »Weil ich noch nicht den Richtigen gefunden habe, um das Quartett komplett zu machen, wie man es aus Liebesromanen kennt oder aus dem Märchen? Ich bin vollkommen glücklich, so wie ich bin.«
    »Obwohl du mir jedes Mal einen neuen Mann vorstellst, wenn wir uns sehen?«
    Die Worte rutschten Caroline heraus, bevor sie es verhindern konnte. Einen Moment lang herrschte Schweigen, und dann, zu ihrer großen Überraschung, antwortete Grace in sanftem Ton, ohne jede Spur von Zorn: »Genau. Das bedeutet, dass ich nie verletzt werden kann.«
    »Willst du nicht doch noch ein Kind bekommen? Es ist noch nicht zu spät.«
    Graces Arm wanderte zurück um ihre Taille, und Caroline drückte ihn kurz. »Für mich schon, Carrie.«
    »Was soll das heißen?«
    »Ich habe mir vor zwei Jahren die Eierstöcke entfernen lassen.«
    »Warum? Wann? Warum hast du mir nichts davon gesagt?«
    Graces Stimme nahm einen rechtfertigenden Ton an. »Das war damals mein Geburtstagsgeschenk an mich selbst. Tut mir leid, ich habe dir damals vorgeflunkert, dass ich auf einer längeren Geschäftsreise bin in Paris.«
    Schuldbewusst erinnerte Caroline sich, dass sie sich damals über einen von Graces vielen Anrufen geärgert hatte, die sich darüber beschwerte, dass die Franzosen die Verhandlungen in die Länge zogen und sie daher gezwungen war, ihren Aufenthalt zu verlängern.
    »Dr. M hat mir damals die Operation nahegelegt wegen Mums Krankengeschichte«, fuhr

Weitere Kostenlose Bücher