Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Perlentöchter

Perlentöchter

Titel: Perlentöchter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Corry
Vom Netzwerk:
Beerdigung Ihrer Großtante kennengelernt.«
    Eine riesige Woge der Erleichterung durchströmte Caroline. Es war nicht das Mädchen. Es war nicht Simon, der anrief, um ihr mitzuteilen, dass er es sich anders überlegt hatte und eine andere liebte.
    »Verzeihung. Rufe ich zu einem ungünstigen Zeitpunkt an?«
    Verzweifelt versuchte Caroline, das Schluchzen zu unterdrücken, aber die Erleichterung zwang es hinaus. Schlimmer noch, es klang eher wie ein lautes Jaulen, sodass Wilfred sichtlich besorgt zu ihr herüberlief. Caroline umklammerte den Hörer und wiegte sich vor und zurück, unfähig, etwas zu sehen oder zu hören.
    Wie lange das so ging, wusste sie nicht. Aber als es schließlich vorbei war, schien die ruhige amerikanische Stimme immer noch in der Leitung zu sein. »Eigentlich rufe ich an, weil ich Ihnen sagen wollte, dass ich gerade in Ihrer Gegend bin. Würde es Ihnen helfen, wenn wir uns irgendwo auf einen Kaffee treffen?«
    Caroline gehörte einfach nicht zu den Frauen, die Fremden ihr Herz ausschütteten. Früher hatte sie Freundinnen gehabt, die das Psychologen gegenüber getan hatten, um herauszufinden, warum ihre Ehe gescheitert war oder warum sie immer noch ihre Mutter hassten. Aber Caroline war dafür nicht der Typ. Sie war es gewohnt, mit Simon zu reden oder sogar mit Grace.
    Aber nun, als sie über den Tisch hinweg diese große, elegante Frau betrachtete, die bestimmt schon Ende siebzig war, obwohl sie sich unglaublich gut gehalten hatte, mit ihrem perfekt geschminkten Gesicht und dem wunderbar geschnittenen fliederfarbenen Kostüm mit der Goldbrosche am schmalen Revers, da wurde ihr klar, dass sie alle ihre Regeln gebrochen hatte. Sie hatte sich selbst dabei ertappt, dass sie sich gegenüber dieser Diana Barton ihren ganzen Kummer von der Seele redete. Glücklicherweise gelang es ihr, vernünftig und ruhig zu bleiben, im Gegensatz zu ihrem schrecklichen Schluchzen vorhin am Telefon.
    »Sie armes Kind.« Dianas weiche Hand, die von Altersflecken übersät war, tätschelte kurz die von Caroline. »Was für ein schlimmer Schock für Sie.«
    Caroline konzentrierte sich auf das halb leere Glas Macchiato vor ihr.
    »Zu unserer Zeit hätten wir natürlich genau gewusst, was zu tun ist.«
    Caroline wartete.
    »Wir hätten nicht die Konfrontation gesucht.« Diana lächelte fröhlich. »Wir hätten es ignoriert und gewartet, bis unser Mann in unser Bett zurückkehrt. Und dann hätten wir unser Leben weitergelebt wie vorher.«
    »Aber ist das nicht scheinheilig?«
    Diana nickte. Ihr roter Lippenstift, der zu ihren dunklen Haaren passte, war, wie Caroline irritierenderweise auffiel, perfekt aufgetragen und ohne Kaffeespuren. »Absolut. Aber was hätten wir sonst tun sollen? Wir hatten nicht die finanzielle Unabhängigkeit wie ihr jungen Frauen heutzutage, um unseren Mann zu verlassen.«
    Plötzlich kam Caroline ein Gedanke. »Hat meine Tante Phoebe so etwas jemals erlebt?«
    Diana zuckte mit den Schultern. »Ich weiß es nicht. Victor war ein Schatz, darum bezweifle ich es. Aber …«
    Sie hielt inne, und Caroline hatte deutlich das Gefühl, dass sie noch etwas hinzufügen wollte.
    »Aber was?«
    »Ich habe Phoebe erst durch Ihre Großmutter kennengelernt. Rose und ich waren damals befreundet, vor langer Zeit. Nach ihrer Rückkehr aus Borneo. Wir haben zusammen bei John Lewis gearbeitet. Wir haben uns sofort gut verstanden, obwohl sie deutlich älter war als ich.«
    »Dann ist mein Großvater also fremdgegangen?«
    Diana schaute weg. »Das taten viele Männer. Tut mir leid, Caroline, ich habe das Gefühl, es ist nicht richtig, wenn ich mehr dazu sage. Wichtig ist nun vor allem, dass Sie die Initiative ergreifen, dass Sie Entscheidungen treffen. Lassen Sie nicht Simon für Sie entscheiden.«
    Es war die Art von Rat, die sie eher von Grace erwartet hätte als von einer Frau, die vor dem Zweiten Weltkrieg geboren war.
    »Ich habe eine Idee.« Diana beugte sich vor und berührte wieder leicht Carolines Hand. »Wann bekommen Ihre Kinder Sommerferien?«
    »In zwei Wochen.« Normalerweise liebte Caroline die Sommerferien mit den Kindern, aber nun verursachte ihr die Vorstellung, sie wochenlang zu unterhalten und dabei so zu tun, als wäre alles normal, wieder Übelkeit.
    »Dann nehmen Sie sie früher aus der Schule heraus.« Dianas Stimme perlte vor Begeisterung, als hätte das vorangegangene Gespräch nicht stattgefunden. »Ich besitze ein Haus am Meer. Es ist in Devon, in einer Kleinstadt eine halbe Stunde von

Weitere Kostenlose Bücher