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Perlentöchter

Perlentöchter

Titel: Perlentöchter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Corry
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herunter, die dunklen Augenbrauen ineinander verwoben. Wie sonderbar, dass diese Brauen so freundlich wirken konnten, wie unlängst in der Heimat, und gleichzeitig so bedrohlich wie im Augenblick. »Kommst du oder nicht?«
    Erst da wurde ihr bewusst, dass sie derart tief in ihren Gedanken versunken war, dass sie nicht bemerkt hatte, dass der Zug nun quietschend zum Stehen kam, während Celia geschäftig ihre Hutschachtel einsammelte und das ganze andere Brimborium, wie ihre neue Gouvernante missbilligend gesagt hätte, das sie auf ihrer Reise mit sich führte. »Sind wir da?«, fragte Rose atemlos mit einer Mischung aus Angst und Aufregung.
    »Fast«, trällerte Celia und stieg leichtfüßig vor ihr aus dem Waggon. »Fast.«
    Rose hatte so etwas nie zuvor gesehen. Erst in späteren Jahren, nachdem sie die Überfahrt ein weiteres Mal gemacht hatte, fragte sie sich, was sie beim ersten Mal erwartet hatte. Eine Droschke wie in London, die sie und ihr Gepäck bis vor das Haus brachte, das, ihrer Schätzung nach, mindestens eine gute Stunde zu Fuß entfernt lag?
    »Machen die ein Feuer?«, fragte sie Charles, als eine Gruppe dunkelhäutiger Männer begann, Baumstämme in Richtung Zug zu rollen.
    Celia brach in schallendes Gelächter aus, und Rose wappnete sich gegen den missbilligenden Ausdruck in den zusammengezogenen Augenbrauen ihres Neuvermählten. »Nein, meine Liebe, die machen kein Feuer. Mit dem Holz transportieren sie unser Gepäck zum Haus.«
    Das Gepäck transportieren? Auf Holzstämmen? Rose berührte ihre Perlen, und dieses Mal fühlten sie sich tröstend an. Wo ist dein Abenteuergeist, schienen sie zu fragen. Ist es nicht das, wonach du dich dein ganzes Leben lang gesehnt hast? Würde Grace nicht auf diese Männer zugehen und mit ihnen reden, so wie sie früher immer die Menschen auf der Straße angesprochen hatte?
    Rose hätte das gerne getan, aber sie hatte Angst, noch mehr sarkastisches Gelächter zu ernten. Stattdessen konzentrierte sie sich darauf, was die Männer taten, als würde sie es im Kopf nachzeichnen. Dies war etwas, bei dem sie sich immer öfter ertappte, seit sie ihren Malkasten als Erinnerung daran, dass sie ihre Schwester enttäuscht hatte, vergraben hatte.
    Unglaublich! Die Männer platzierten nun die schweren Koffer auf die riesigen Holzstämme, bevor sie sie fast mühelos über den Boden und den Hügel hochrollten. Rose hob ihre Röcke an. Es war großartig, sich endlich die Beine vertreten zu können. Sie freute sich richtig darauf, den Männern den Hügel hoch zu folgen.
    »Keine Angst«, rief Celia, die vor ihr ging. »Wir müssen nicht auf Schusters Rappen reisen. Da kommt er, Charles!«
    »Er« entpuppte sich als eine offene Kutsche oder etwas in der Art, die von vier dunkelhäutigen Männern gezogen wurde. Rose stieg hinter Celia ein, die gleich darauf begann, sich Luft zuzufächern. »Meine Güte, ich könnte jetzt einen Drink vertragen, Sie nicht auch?« Sie blickte sich um. »Eigentlich hätte man erwarten können, dass Alec mich nach so langer Zeit abholt.« Charles gab ein Geräusch von sich, das wie ein Prusten klang, und Celia stimmte ein. »Aber er wird sicher noch früh genug auftauchen.« Sie schenkte Rose einen Blick von der Seite. »Genau wie Ihr neues Zuhause.«
    Rose sah beide bereits, als sie um die erste Kurve bogen und ruckartig zu einem Halt kamen, während die vier »Kutscher« das Gefährt absetzten und sich den Schweiß von der Stirn wischten.
    »Passt beim nächsten Mal besser auf«, rief Charles, bevor er absprang und zuerst Celia und dann Rose heraushalf. Ein kleiner, rundlicher Mann in beigefarbenen Shorts und weißem Hemd, das an seiner Brust klebte, als hätte ihn jemand mit Wasser übergossen, näherte sich ihnen. Er war praktisch kahlköpfig und trug ein Monokel, und er redete auf eine Art, dass Rose zunächst nicht sicher war, wen sie vor sich hatten oder was er überhaupt sagte, aber sie konnte sich nicht überwinden, auf ihn zuzugehen, weil er einen so starken Schweißgeruch verströmte. Als sie beobachtete, wie er Celia auf beide Wangen küsste und sie unbeholfen umarmte, wurde ihr bewusst, dass dies tatsächlich der Alec sein musste, der seine Frau angeblich so sehr vermisst hatte.
    »Darling!«, rief ihre neue Freundin in einem beiläufigen Ton, als wäre sie nur für kurze Zeit fort gewesen statt für mehrere Monate. »Das hier ist übrigens das bezaubernde Kind, das Charles geheiratet hat. Rose, darf ich Sie mit Alec bekannt machen? Mein

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