Perlentöchter
großes Bett für sich allein?
»Was die Körperhygiene betrifft«, fuhr Charles fort, »wirst du dich umgewöhnen müssen. Das Hausmädchen bringt dir eine Schüssel Wasser, wenn du welches brauchst, und abends wird in dem Raum draußen auf der Rückseite eine Art Wanne gefüllt. Sie wird dir alles zeigen.«
Er steckte zwei Finger in den Mund und pfiff. Rose starrte ihn verwundert an und fragte sich, was das nun wieder sollte. Gab es hier einen Hund? Sie hatte vorhin einen im Lager, wie Celia das Gelände nannte, herumstreunen sehen, obwohl Rose immer gedacht hatte, ein Lager wäre umzäunt, aber hier schien es keine Zäune zu geben. Nur Bäume und Bäume und Bäume.
»Ja?«
Die kleine, junge, dunkelhäutige Frau, die Rose auf der Veranda gesehen hatte, stand nun vor ihnen. Sie war hübsch, bemerkte Rose, mit hohen Wangenknochen und ungefähr in ihrem Alter, wenngleich ihre Art, Rose zu ignorieren, nahelegte, dass sie keine Kammerdienerin war. Stattdessen waren ihre pechschwarzen Augen mit einem fast feindseligen Blick fest auf Charles gerichtet.
»Rose«, sagte Charles in beiläufigem Ton. »Das ist dein Hausmädchen. Ihr Name ist Maya.«
14
Rose wusste nicht, wem sie sich anvertrauen sollte. Diese Art von Thema eignete sich wohl kaum für ihren ersten Brief nach Hause an ihre frühere Gouvernante oder an Lydia, auch wenn diese immer behauptete, sich mit solchen Dingen auszukennen. Also wartete Rose fünf volle Tage, in denen Maya anscheinend allgegenwärtig war. Manchmal entdeckte Rose sie sogar im Schlafzimmer, wenn sie von einem Spaziergang durch das Lager zurückkam, wo sie die klapprigen Hütten und die endlosen Reihen von Kautschukbäumen besichtigte.
Maya mit ihren schwarzen ernsten Augen. Maya, deren Blick sie jedes Mal herausforderte, wenn Rose beobachtete, dass sie ihrem Gatten abends einen Drink einschenkte, wenn er schweißgebadet zurückkehrte. Maya, die Charles ein Frotteetuch reichte, damit er sich den Schweiß von der breiten Brust wischen konnte, die unter seinem halb offenen Hemd hervorblitzte.
Manchmal spielte Rose mit dem Gedanken, Charles zu fragen. Hatte er früher ein Verhältnis mit diesem Hausmädchen? War das der Grund, warum er Mayas Namen in dieser schrecklichen Situation auf dem Schiff gestammelt hatte, als sie gedacht hatte, er wolle sie umbringen? Aber angenommen, er hatte während des Liebesakts etwas ganz anderes gesagt, das nur so ähnlich klang wie der Name des Hausmädchens? Vielleicht waren die dunklen, glutvollen, unfreundlichen Blicke, die Maya ständig in ihre Richtung warf und die ihre Gouvernante als zutiefst respektlos empfunden hätte, tatsächlich völlig normal in diesen Breiten. Es war, dachte Rose, während sie auf dem Weg zu Celias Haus in dem zweirädrigen Gefährt saß, das von Männern vorne gezogen und hinten geschoben wurde, schwer zu beurteilen, was in diesem unglaublich seltsamen Land normal war, wo lautes, durchdringendes, fremdartiges Vogelgeschrei sie früh am Morgen weckte, wenn Charles immer noch nicht in seinem eigenen Bett lag.
Die Arbeit begann dort unten sehr früh, wie sie bemerkt hatte. Manchmal sogar so früh, dass ihr Ehemann abends nicht einmal nach Hause kam.
»Das ist der Grund, warum sie so beschäftigt sind«, bemerkte Celia in der darauffolgenden Woche beiläufig, während sie Roses Glas auffüllte. Es hatte sich ergeben, dass Charles einen Abstecher in die Nähe von Alecs Haus machen musste, und Rose hatte die Gelegenheit sofort wahrgenommen, um Celia zu besuchen. Kaum waren die Frauen unter sich, ertappte Rose sich dabei, dass sie Celia die Geschichte mit Maya erzählte und sie um Rat bat. »Dieses verdammte Gummizeug erfordert harte Arbeit.« Celias Arm machte eine ausladende Geste durch den Raum, der exakt Roses Vorstellungen entsprach, wie sie ihr eigenes Wohnzimmer einrichten wollte, sobald sie den richtigen Stoff gefunden hatte, um die Sitzmöbel mit Samt zu überziehen und die Jalousien durch richtige Vorhänge zu ersetzen. »Fragen Sie mich nicht, was genau die Männer dort draußen machen. Alec hat es mir einmal erklärt, aber es ist alles ein bisschen nebulös.«
Was wahrscheinlich mit Celias Angewohnheit zusammenhing, schon am frühen Morgen zu trinken, dachte Rose. Ihr Vater hatte vor Einbruch der Dämmerung nie ein Glas angerührt.
»Die Männer brauchen die Einheimischen, Darling, sowohl für die Arbeit als auch für die Entspannung.« Ihre neue Freundin sah Rose scharf an. »Charles war ledig, bevor Sie auf der
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