Perlentöchter
vorbereitet?«, fragte sie sanft.
Rose schüttelte den Kopf.
Celia hakte sich bei ihr ein. »Nun, zumindest wissen Sie jetzt Bescheid. Das ist eine Sache, die Sie Ihrem Mann gestatten müssen, anderenfalls ist für uns dort unten kein Platz. Verstehen Sie?«
Rose nickte, und ihr brannten alle möglichen Fragen auf der Seele, aber ihre Scham war zu groß.
»Es wird mit der Zeit besser. Manchmal ist es sogar ganz vergnüglich, vorausgesetzt, man tut es mit der richtigen Person.« Ihr Griff um Roses Arm wurde enger. »Gott sei Dank! Sehen Sie das?«
Sie deutete auf eine Silhouette fern am Horizont. »Jesselton! Das ist Jesselton! Das bedeutet, wir haben es bald geschafft!«
13
Fast geschafft? Das war mehr als nur leicht übertrieben, wie Rose viele Stunden später bewusst wurde, als sie sich immer noch auf dem Weg zu ihrem neuen Zuhause befanden. Dabei lag es schon wieder eine Ewigkeit zurück, dass sie in Jesselton von Bord gegangen waren, wo sie am Kai ein Gewimmel aus Einheimischen erwartete. Rose war dankbar, dass Charles sie an der Hand führte, auch wenn mittlerweile seine bloße Berührung leichten Ekel in ihr auslöste. Anschließend legten sie eine längere Strecke mit dem Zug zurück, dann wechselten sie auf ein anderes Schiff, und nun saßen sie wieder im Zug. Rose war heiß, und sie hatte Durst, während sie mit dem Fächer wedelte, den Charles ihr in Jesselton gekauft hatte. Es machte nicht den geringsten Unterschied, aber sie beklagte sich nicht. Dies hier, dachte sie begeistert, während sie aus dem Fenster sah, dies hier war der richtige Globus. Das echte Rosa und Gelb. Und dieser Geruch! Wenn sie später gefragt wurde, wie die Luft sei dort unten im Südosten, beschrieb sie den Geruch als eine seltsame Mischung aus Tabakrauch, Rosen, die man dort sicher nicht erwarten würde, und Hitze. Eine durchdringende Hitze, die in die Nase kroch und eine Gänsehaut verursachte.
»Wir sind fast da«, sagte Celia, die ihr dösend gegenüber gesessen hatte und nun aufwachte.
Rose war sich nicht sicher, ob sie ihr wieder glauben sollte.
»Nicht, dass ich es eilig hätte!« Celia lachte fröhlich. »Alec wird mich vermisst haben, und wir wissen schließlich alle, was das bedeutet.«
Charles lachte schallend, während Rose heftig errötete und ihr Nacken sich anfühlte, als wäre er von der Sonne verbrannt. Wollte Celia damit andeuten … nein. Sicher nicht. Anderenfalls würde sie Charles nicht diese bedeutungsvollen Blicke zuwerfen. Celia war eine Dame, und das war sicher kein damenhaftes Benehmen. Aber nun lachten die beiden gemeinsam, sodass Rose sich ausgeschlossen vorkam. Sogar noch beschämender war der Umstand, dass Charles mit ihr, seiner eigenen Frau, nie so lachte. Vielmehr begegnete er ihr seit der Episode auf dem Schiff – die, wie Rose inzwischen dank Celia erkannte, das war, was Lydia als »intime Beziehungen« bezeichnet hatte – mit kühler Nonchalance.
Es war alles so verwirrend.
Um sich weniger ausgegrenzt zu fühlen, blickte sie aus dem Fenster, das zum Glück offen war und ein bisschen Wind hereinließ, der ihren heißen Nacken kühlte. Sie hatte nicht geahnt, dass die Perlen, die sie auf dem Schiff angelegt hatte, sich im ersten Moment so kalt anfühlen konnten und nun in der Hitze so warm, dass es fast juckte. Sie hatte das Bedürfnis, das Collier abzunehmen, aber gleichzeitig kam ihr das falsch vor. Schließlich war es, wie Rose sich vor Augen hielt, während ihre Hand hochwanderte und überprüfte, ob beide Reihen sicher an ihrem Platz waren, eine der wenigen Verbindungen zu ihrer Familie und zu ihrem alten Leben. Ein Leben, das anscheinend zunehmend in die Ferne rückte, während der Zug durch diese endlose Landschaft mit Feldern und Seen und seltsamen Bäumen mit hohen, schlanken, gesprenkelten Stämmen ratterte, die, wie Charles vor ein paar Stunden abfällig bemerkt hatte, das Gummi enthielten. Es fiel schwer, sich vorzustellen, dass aus ihnen eine Flüssigkeit herauskam, die später als Radiergummi auf Miss Hollingswoods Pult endete!
»So!« Charles stand auf und bot ihr seinen Arm. Einen Augenblick lang dachte Rose, dass er es sich anders überlegt habe, dass er ihr anbiete, sie zurück nach Hause zu bringen. Eine gewisse Erleichterung machte sich in ihrer Brust breit, gefolgt von einer dumpfen Enttäuschung. Sie war so weit gereist, nur um wieder nach Hause geschickt zu werden, weil niemand ihr die Feinheiten des Erwachsenseins erklärt hatte?
»Nun?« Er blickte auf sie
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