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Perlentöchter

Perlentöchter

Titel: Perlentöchter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Corry
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ausgehen, dass Sie noch sehr wenig über ihn wissen?«
    »Sind drei Monate ungewöhnlich kurz für eine Brautwerbung?«
    »Nicht unbedingt.« Ihre neue Freundin wandte sich ab und blickte hinaus über das Meer zu einem grauen Fleck am Himmel, der größer wurde, während sie redete. »Ich kannte meinen Mann ein ganzes Jahr und war trotzdem unvorbereitet.«
    Rose war sich nicht sicher, ob sie Celia richtig verstanden hatte. »Unvorbereitet?«
    Celia drehte sich wieder zu ihr, und dieses Mal war ihr Lächeln verschwunden. »Unvorbereitet auf sein Leben. Es ist alles ganz anders dort unten, wissen Sie.«
    Ihre Gouvernante hatte ihr das auch gesagt und ihr Vater ebenso. »Genau das, was ich mir wünsche!« Rose war nun fröhlicher. »Ich wünsche mir ein Abenteuer. Ich möchte die Welt sehen. Nicht nur die rosaroten und die gelben Teile, sondern auch die grünen und die braunen!«
    Sie spürte eine kühle Hand auf ihrer. »Mein liebes Kind, denn Sie sind noch ein Kind, nicht wahr? Ich habe keine Ahnung, wovon Sie reden, aber ich kann sehen, dass Sie ein gutes Stück jünger sind als Ihr hübscher Ehemann, den ich schon beträchtlich länger kenne als Sie, wenn ich das hinzufügen darf. Es wird eine Zeit kommen, in der Sie eine Freundin brauchen. Wenn es so weit ist, zögern Sie nicht, sich an mich zu wenden.«
    Ein unbehaglicher Schauer kroch über Roses Rücken, ähnlich dem Wasserrinnsal gestern Abend bei ihrem Versuch, sich zu waschen. »Wie kann ich Sie finden?«
    Ein Lachen, das wie ein Klimpern klang. »Fragen Sie einfach nach mir. Dort unten kennt jeder jeden. Manchmal hat das Vorteile. Und manchmal ist es ein Fluch.« Sie legte eine Hand auf Roses Schulter. »Sieht so aus, als würde sich der nächste Sturm zusammenbrauen. An Ihrer Stelle würde ich nach unten gehen zu Ihrem Mann.« Sie musterte Rose. »Geht er behutsam mit Ihnen um?«
    Sie nickte eifrig, als wollte sie ihren Ehemann verteidigen. »Sehr sogar. Er bietet mir sofort seinen Arm an, wenn das Schiff zu schlingern beginnt.«
    Celia warf lachend den Kopf in den Nacken, und Rose konnte sehen, dass ihr feuerroter Lippenstift innen genauso sorgfältig aufgetragen war wie außen. »Entweder sind Sie äußerst geistreich, meine Liebe, oder Sie brauchen noch dringender eine Freundin, als ich dachte. Wir sehen uns später.«
    Als Rose nach unten in ihre Kabine ging, fand sie ihren Neuvermählten schlafend vor, während er halb aus dem Bett hing, mit offenem Hemdkragen, immer noch in seiner Hose, und mit diesem dichten dunklen Bartschatten am Kinn, der sich seit heute Morgen vergrößert zu haben schien. Die leere Whiskyflasche lag neben ihm. Hatte er im Haus ihres Vaters auch so viel getrunken? Sie bezweifelte es. Manchmal fragte sie sich, ob der Mann, der sie mit seinem Heiratsantrag überrascht hatte, sich in jemanden verwandelt hatte, der ihr fremd war. Von dem Moment an, als sie an Bord gegangen waren und er eine laute Männerrunde schulterklopfend begrüßte, in der sich alle untereinander zu kennen schienen, hatte sie sich isoliert gefühlt und einsam.
    Alles schien noch schlimmer zu werden, als sie ihn »Jim« nannte, wie sie vereinbart hatten. Zum einen vergaß er immer wieder, auf diesen Namen zu reagieren, und zum anderen bekam einer aus der Runde das mit und fragte sie prompt, ob sie vorher einen Liebsten hatte, der auf diesen Namen hörte und mit dem sie ihren Gatten verwechselte. Als sie zu einer Erklärung anhob, warf ihr Mann ihr einen finsteren Blick zu, sodass sie verstummte. Und sie nannte ihn auch nie wieder Jim. Außerdem, sagte sie sich, war es kindisch, und sie war nun schließlich eine erwachsene, verheiratete Frau.
    Leise zog Rose die Kabinentür hinter sich zu und ging wieder nach oben auf das Deck, nur um festzustellen, dass Celia recht hatte. Der Sturm peitschte das Meer wieder auf, und sie schaffte es nicht einmal über die Treppe zum Salon, wie Celia ihn genannt hatte. Bisher war sie glücklicherweise von Übelkeit verschont geblieben, aber nun schmeckte sie bittere Galle in ihrem Rachen, zusammen mit dem Salz in der Seeluft. Also kehrte sie in die Kabine zurück und fragte sich, wohin sie sich setzen konnte. Charles beanspruchte fast das ganze Bett mit Ausnahme einer kleinen Ecke, auf die Rose sich nun quetschte.
    Wie kam es, fragte sie sich, während sie ihn im Schlaf betrachtete, dass er sich äußerlich so sehr von seinem Bruder unterschied? Bei ihrer ersten Begegnung hatte sie das noch erfrischend gefunden. Duncans jungenhafte

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