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Perlentöchter

Perlentöchter

Titel: Perlentöchter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Corry
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gewöhnlichen Frauen.«
    Waren sie nicht alle gewöhnliche Frauen?
    »Sei nicht albern, Darling.« Celia gab Rose eine Zigarette, als sie in Shorts und schulterfreien Tops am Strand saßen, während die Kinderfrau auf Roger aufpasste, der bewies, dass er sehr schnell sein konnte. »Diese Frauen sind es seit Jahren gewohnt, Kinder zu gebären. Bei uns ist das völlig anders. Als ich meinen Sohn bekam …«
    Rose ließ Celia weiterplappern. Celias Anekdoten über ihre Niederkunft vor fünfzehn Jahren hingen ihr allmählich zum Hals heraus, und sie konnte einfach nicht nachvollziehen, dass ihre Freundin es so leichtfertig hinnahm, dass man sein Kind, wenn es sieben war, einfach mit dem Schiff in die Heimat brachte und es erst im nächsten Sommer oder sogar im übernächsten wiedersah.
    »Die Überfahrt dauert zu lange«, erklärte Celia dann immer, als habe sie das nicht schon zuvor getan. »Die Sommerferien in Winchester dauern gerade einmal drei Monate. Wenn er hier ankommt, muss er sich schon wieder auf den Rückweg machen.« Sie drückte die Hand von Rose. »Ich fürchte, das ist einer der Nachteile, wenn man hier unten lebt. Trotzdem hat es auch viele Vorteile, meinst du nicht auch, Darling? Noch einen Drink?«
    Rose beschloss, ihre Familie würde in die Heimat zurückkehren, wenn ihr Sohn das siebte Lebensjahr erreichte. Charles würde sich dann einfach eine andere Tätigkeit suchen müssen, wie sein Bruder Duncan, der auf wundersame Weise ein – in Worten ihres Schwagers – bezauberndes Mädchen gefunden hatte, das aus einer sehr angesehenen Familie in Yorkshire stammte. Diese gehörte zum dortigen Landadel und hatte Duncan, ein Bein weniger oder nicht, in ihren Kreis aufgenommen. Rose fragte sich flüchtig, was wohl aus ihr geworden wäre, wenn sie den Bruder geheiratet hätte, der so anders war als ihr Ehemann. Merkwürdig, dass die einzigen Male, bei denen Charles Eifersucht gezeigt hatte, immer dann waren, wenn das Gespräch auf Duncan kam. »Ich habe genug von diesen Geschichten gehört«, beschwerte er sich, wenn Rose erklärte, dass sie ihren Mann am Krankenbett seines Bruders kennengelernt habe.
    Sie verzichtete dann immer darauf, Einwand zu erheben, und sparte sich ihre Kraft für wichtigere Kämpfe – einer von vielen Tipps, die Celia ihr gegeben hatte. Und der wichtigste Kampf war der, in Malaysia zu bleiben, um dort auch ihr zweites Kind zur Welt zu bringen, statt Charles die Möglichkeit zu geben, sich unbeaufsichtigt in Gesellschaft einer extremen Versuchung aufzuhalten. Bella, die neue Braut, bezauberte fast alle Männer und war auf den diversen Soireen und Bridge-Partys sehr gefragt. Rose beobachtete mit einer Mischung aus Belustigung und Angst, wie um Bellas Anwesenheit gebuhlt wurde. Das erklärte, warum ihre eigene Ankunft damals so viel Wirbel verursacht hatte, obwohl Rose weniger eindrucksvoll war als die neue Schönheit.
    Letzten Endes war es ein Besuch des Doktors, der die Situation für sie entschied. Zu diesem Zeitpunkt war sie bereits am Ende des sechsten Monats.
    »Es freut mich sehr, Sie wiederzusehen«, sagte Edward Whittaker, der bestellt worden war, um zu prüfen, wie sich das Baby entwickelte. Rose hatte zuvor Celia gebeten, an der Untersuchung teilzunehmen, wie es üblich war, wenn keine Krankenschwester zur Verfügung stand. Charles war an jenem Tag draußen auf den Feldern, würde aber abends pünktlich zu der nächsten Willkommensfeier für die bezaubernde Bella zurück sein.
    »Ganz meinerseits«, entgegnete Rose, bloß dass ihre Stimme in Celias drängenden Fragen unterging, wie es dem Doktor auf den weit abgelegenen Plantagen ergangen sei und ob die Moskitos ihm zugesetzt hätten, ganz zu schweigen von den schrecklichen Malariagerüchten, die doch sicherlich erfunden seien, anderenfalls ziehe sie vielleicht sogar in Erwägung, mit ihrer Freundin Rose nach England zurückzukehren.
    »Zurück nach England?« Edwards sandfarbene Augenbrauen hoben sich. »Das würde ich Mrs Macintyre in ihrem Zustand nicht mehr empfehlen.« Er ließ Roses Hand sinken und legte sie vorsichtig an ihre Seite, während Rose seine schmale, aber große Gestalt musterte. Er erinnerte sie auf gewisse Art an Duncan, dem es wieder schlechter ging. Der Arme. Wie schrecklich, dass Kriegsverletzungen fortwährend Qualen bereiten konnten.
    »Ihr Puls gefällt mir nicht.« Edward trat einen Schritt zurück und nahm ein kleines Buch voller Zahlen aus seiner Tasche, das er konsultierte, indem er mit dem

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