Perlentöchter
Zeigefinger eine Spalte entlangwanderte. »Sagen Sie mir, leiden Sie unter Kopfschmerzen?«
Rose dachte an das dumpfe Pochen im Kopf, das jedes Mal auftrat, wenn sie an Ga Ga dachte, der vor dem undankbaren Hundeporträt sein Leben ausgehaucht hatte, und schob es auf die Trauer. »Nur hin und wieder.«
»Wenn sie beim Gin Rummy zu oft gewinnt«, zwitscherte Celia dazwischen.
Diese Augenbrauen, die, entschied Rose, eher blond waren als sandfarben, wölbten sich zu einer unausgesprochenen Frage, und sie schüttelte den Kopf, kläglich. »Du weißt, das ist nicht wahr, Celia. Ich verzichte seit der Schwangerschaft sowohl auf Alkohol als auch auf Zigaretten.«
»Das stimmt leider. Sie ist wirklich schrecklich langweilig geworden.«
Der Finger des Doktors fuhr immer noch über eine Zahlenreihe, dieses Mal eine andere. »Trotzdem ist Ihr Puls nicht so, wie er sein sollte. Ich möchte, dass Sie sich mehr schonen.«
Schonen?
»Ist das ein Problem?«
Glücklicherweise hob in diesem Moment draußen im Garten ein Radau an, und Celia entfernte sich, um nachzuschauen. Hier unten durfte nur sehr wenig passieren, wie Rose gelernt hatte, ohne eine ausgiebige Überprüfung und Diskussion.
»Ja«, flüsterte Rose.
»Warum?«
Seine braunen Augen blickten so freundlich, dass sie sich dabei ertappte, dass sie aussprach, was ihr durch den Kopf ging. »Mein Mann macht gerne anderen Frauen schöne Augen. Wenn ich ihn sechs Monate allein lasse, kann alles Mögliche passieren.«
In seinen Augen flimmerte es. »Das bedaure ich sehr.«
»Ich ebenso.«
Wieder hatte sie das eigentlich nicht sagen wollen.
Der Doktor blickte zu Celia, die verschwunden war. Ohne Zweifel war sie hinausgegangen, um sich ein genaues Bild von der Lage zu verschaffen. »Man könnte sagen, dass keiner einen Ehemann vermisst, der die Augen nicht von anderen Frauen lassen kann.« Sein Blick hielt ihren fest. »Besonders nicht, wenn er mit der schönsten Frau auf Borneo verheiratet ist.«
Rose begann zu lachen, aber bremste sich gleich darauf. Entweder bildete sie sich das ein, oder Edwards Gesichtsausdruck legte nahe, dass es ihm todernst war.
»Seien Sie gewiss.« Er tätschelte leicht ihren Arm. »Ich werde hier sein, wenn das Baby kommt. Das verspreche ich Ihnen.«
Er war auf dem Weg zur Tür, als Celia mit gerötetem Gesicht von ihren Bemühungen zurückkehrte, einen hitzigen Streit zwischen einem entflohenen Huhn und einem hungrigen Hausdiener zu schlichten. »Du liebe Zeit, Sie brechen bereits auf? Verzeihen Sie mir meine Unhöflichkeit. Darf ich Sie bitten, uns zum Abendessen Gesellschaft zu leisten?«
»Vielen Dank, aber ich muss leider ablehnen.« Edward beugte gütig den Kopf. »Ich werde in Iguawar erwartet.«
Rose war überrascht, wie verloren sie sich plötzlich vorkam, als seine Schritte sich auf der Treppe und über den Hof entfernten. »Ich nehme an, er möchte zurück zu seiner Frau«, bemerkte sie beiläufig, während sie sich auf ihrem Stuhl in eine bequemere Position hochstemmte. »Ich gehe doch davon aus, dass er verheiratet ist.«
Celias Augen wurden groß. Dies taten sie seit Bellas Ankunft in letzter Zeit immer öfter, wie Rose aufgefallen war. »Weißt du das nicht? Seine Frau ist vor Jahren bei ihrer ersten Niederkunft gestorben. Seitdem hat sich der arme Mann dazu verschrieben, andere Frauen vor diesem Schicksal zu bewahren. Das ist der Grund, warum er so viel Zeit auf den Feldern verbringt, obwohl ich, offen gesagt, denke, dass er Glück hatte, dass er dich nicht verloren hat. Man kann über diese Maya sagen, was man will, aber sie hat dir das Leben gerettet. Übrigens, wo ist sie jetzt eigentlich?«
Rose zuckte mit den Schultern. »Ich weiß es nicht, aber ich habe das Gerücht gehört, dass sie nun für eine Familie auf der Halbinsel arbeitet.« Sie sagte es in einem Ton, der Celia unmissverständlich zu verstehen gab, dass sie über dieses Thema nicht weiter zu sprechen wünschte. Erst jetzt konnte sie nachvollziehen, warum ihre Mutter es vorgezogen hatte, über den Eifer ihres Vaters hinwegzusehen, mit dem er die Einladungen zu den amerikanischen Soireen annahm. Es war einfacher. Trotzdem hatte Rose als Folge davon einen anderen Weg gewählt, indem sie Charles klarmachte, dass sie außereheliche Beziehungen mit anderen Frauen nicht duldete.
Nun war das Leben ein Kompromiss. Die Alternative, nämlich Charles für immer zu verlassen, war zu schrecklich, um darüber nachzudenken. Tatsächlich wusste Rose von einer einzigen
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