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Perlmanns Schweigen: Roman (German Edition)

Perlmanns Schweigen: Roman (German Edition)

Titel: Perlmanns Schweigen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pascal Mercier
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können wir ja nun schwerlich ändern, nicht wahr. Einen größeren Schreibtisch werden wir, fürchte ich, nicht haben. Aber ein zusätzlicher Abstelltisch dürfte sich finden lassen.»
    Von Levetzovs Gesicht war verkniffen und leicht gerötet, als er zur Tür blickte.«Ah, Perlmann, endlich», sagte er und bemühte sich, seine Gereiztheit zu zügeln,«ich dachte schon, Sie wollten mich hier überhaupt nicht in Empfang nehmen. »
    «Sie müssen vielmals entschuldigen», sagte Perlmann außer Atem,«ich war mit Evelyn Mistral am Schwimmbecken, und darüber habe ich die Zeit völlig vergessen.» Warum entschuldige ich mich andauernd; und zu allem Überfluß klang das ja fast schon nach einer beginnenden Romanze; einem solchen Mann muβ man doch ganz anders begegnen, viel kühler, verbindlich, aber kühl; ich lerne es nie.
    «Na ja, jetzt sind Sie ja da», sagte von Levetzov, und es klang, als sei Perlmann ein zu spät gekommener Schüler oder säumiger Assistent, dem verziehen wurde.«Ich versuche gerade, diesen Leuten zu erklären, daß ich zum Arbeiten mehr Platz brauche, mehr Fläche. Vor allem brauche ich für den Rechner einen eigenen Tisch. Und dann die Sonne, ich habe es gleich nach der Ankunft ausprobiert, es gibt Probleme mit dem Bildschirm. Sie müssen das ja auch schon bemerkt haben.»
    Perlmann sah ihn nicht an, als er nickte. Auf diese Weise konnte er seine Lüge als eine bedeutungslose Bewegung spüren. Er wandte sich an Signora Morelli, die er gestern bei der Ankunft zunächst gar nicht gemocht hatte, die ihm in ihrer Sprödheit aber jedesmal, wenn er sie seither gesehen hatte, ein bißchen sympathischer geworden war. Ein zusätzlicher Tisch würde sich, wie gesagt, für den Signore finden lassen, sagte sie, und wenn er darauf bestehe, werde sein Zimmer umgeräumt, man könne den Schreibtisch an die hintere Wand stellen, da komme keine Sonne hin. Man könne ihm auch ein anderes Zimmer anbieten, nach hinten hinaus und ganz schattig, aber für eine so lange Zeit vielleicht ein bißchen eng.
    Perlmann redete italienisch mit ihr, und er redete schneller, als seine Kenntnisse es eigentlich zuließen. Nach dem Gespräch am Schwimmbecken fielen ihm manchmal statt der italienischen nur die spanischen Wörter ein, aber er redete weiter und weiter, auch dann noch, als die Zimmerfrage längst erledigt war, so daß Signora Morelli verlegen zu Adrian von Levetzov hinübersah, der irritiert mit einem Hotelprospekt wedelte. Sie konnte nicht wissen, daß sein Reden eine Demonstration war, eine Inszenierung für diesen Mann im dunkelblauen, fast schwarzen Anzug mit der Weste und der goldenen Uhrenkette. Was immer geschehen mag in den nächsten Wochen, das kann ich besser als er.
    «Ich wußte gar nicht, daß Sie so gut Italienisch können», sagte von Levetzov säuerlich und wechselte dann sofort das Thema, indem er zur Tür hinaus auf die Bucht zeigte, wo das Licht bereits zu brechen begann und einen rötlichen Schimmer entstehen ließ.«Ich selbst ziehe ja die angelsächsische der romanischen Welt vor, und englische Parklandschaften sind mir eigentlich lieber als mediterrane Idyllen. Aber ich muß zugeben, daß es hier ganz reizvoll ist. Auch freue ich mich natürlich auf den wissenschaftlichen Streit mit Ihnen, lieber Perlmann. Ich bin in letzter Zeit leider gar nicht dazu gekommen, Ihre neuesten Arbeiten zu verfolgen. Das letzte, was ich kenne, ist Ihr Bericht auf unserem Kongreß vor einem Jahr. Mein Buch hat doch ziemliche Wellen geschlagen, Diskussionsrunden, Vorträge, Sie kennen das. Aber in den kommenden Wochen kann ich Perlmann-Lektüre nachholen, Sie wissen ja, wie sehr ich Sie schätze, auch wenn wir oft entgegengesetzter Auffassung sind. Ich bin gespannt auf Ihre neuesten Ideen, ich werde mir Zeit nehmen und ganz Ohr sein.»
    Für Perlmann klang das wie eine Drohung, und er erstarrte. Für einen wie ihn, der nur noch eine Fassade vor sich her trug und dahinter zitternd auf die Entlarvung wartete, war dieser elegante Mann mit dem glatten schwarzen Haar und der randlosen Brille eine große Gefahr. Die größte, wenn man einmal von Millar absah. Er redete wie eine Figur bei Thomas Mann, und wenn Studenten ihn zum erstenmal hörten, gab es Grinsen und Gekicher. Aber nur in der ersten Stunde. Er war gefürchtet als ein besessener Arbeiter, der nicht verstehen konnte, daß andere hin und wieder eine Pause brauchten. Wenn er, wie eben, über sich redete, klang es wie plumpe Angeberei. Aber obwohl eitel und

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