Pern 03 - Drachengesang
nicht riskieren, daß die Dunkelheit hereinbrach, ehe sie den Schutz der Höhle erreicht hatte.
Die Feuerechsen hatten sichtlich Spaß an dem Abenteuer. Sie schossen umher, bis Menolly sie ermahnte, ihre Kräfte nicht so zu verschwenden. Hier in den Niederungen fand sie höchstens Beeren und die ersten sauren Pflaumen, und davon bekam sie die hungrige Meute kaum satt. Von da an hingen ihr meist einige der Echsen auf der Schulter oder in den Haaren, bis Menolly ihr Ziepen zuviel wurde und sie alle fortscheuchte.
Bald war sie in völlig unbekanntem Gelände und bewegte sich langsamer, um nicht etwa in ein Sumpfloch zu schlittern.
Gegen Mittag war sie weit in das Marschland vorgedrungen und sammelte Beeren für sich, ihre Freunde und ihren Vorrats-korb. Sie hatte auch schon einige der aromatischen Gräser gefunden, aber die Menge reichte längst noch nicht für ihre Zwecke. So beschloß Menolly, in einem weiten Bogen zu ihrer Klippe zurückzukehren, und suchte eben nach dem günstigsten Weg, als sie in der Ferne die Schreie vernahm.
Die kleine Königin hörte sie auch, denn sie flatterte auf Menollys Schulter und gab ihren aufgeregten Kommentar ab.
Menolly befahl ihr, still zu sein, damit sie hören konnte, woher die Laute kamen, und zu ihrer Verblüffung schwieg die goldene Echse sofort. Auch die anderen verhielten sich ruhig und schienen angespannt zu warten. Menolly erkannte das Angstgeschrei eines wilden Wher.
Sie erklomm eine Hügelkuppe und schaute hinunter in die 112
nächste Moorniederung. Das Tier war mit den Beinen und einem Teil des Körpers im trügerischen Treibsand versackt und schlug aufgeregt mit den Flügeln, ohne sich jedoch aus seiner mißlichen Lage befreien zu können.
Ungeachtet der Feuerechsen, die in dem Wher einen Feind erkannten und zu zetern begannen, zog Menolly ihr Messer und rannte los. Der große Vogel hatte Beeren von den Sträuchern am Rande des Schwimmsands gefressen und war wohl aus Unachtsamkeit in den Trichter geschlittert. Menolly schlich vorsichtig näher und prüfte bei jedem Schritt, ob sie noch auf festem Grund stand. Dann hielt sie sich an einem Strauch fest und stieß ihr Messer bis ans Heft in den Nacken des Whers.
Ein schrilles Kreischen, und gleich darauf ließ das Tier die Flügel schlaff herunterhängen.
Menolly nahm ihren Gürtel ab und machte eine Schlinge daraus, die sie über den Kopf des rasch versinkenden Tieres streifte. Dann begann sie es langsam zu sich heranzuziehen.
Der Wher würde sie und ihre Schar nicht nur mit Fleisch versorgen; die dicke Fettschicht unter der zähen Haut eignete sich besser als jeder Fischtran zum Einreiben der kleinen Echsen.
Wieder schien die Gold-Echse zu Menollys großem Staunen Situation genau zu begreifen. Sie grub ihre winzigen Klauen in einen Flügel des Whers und zerrte ihn aus dem Sand. Ein schrilles Zirpen, und im nächsten Moment packten auch die anderen Tiere mit an.
Es dauerte eine Weile, aber mit gemeinsamen Kräften hievten sie den Wher schließlich auf festen Boden.
Den Rest des Tages verwendete Menolly dazu, den Kadaver zu häuten und auszunehmen. Die Feuerechsen tranken begeistert das warme Blut und fielen über die Innereien her. Der Anblick weckte anfangs Ekel in Menolly, aber sie nahm sich zusammen und achtete nicht weiter auf die Gefräßigkeit, mit der ihre sonst so sanften Gefährten die Beute verschlangen.
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Sie hoffte nur, daß der Genuss von rohem Fleisch die Echsen nicht blutrünstig machen würde – aber die Drachen verwandelten sich ja auch nicht in wilde Bestien, obwohl man ihnen Herdentiere vorwarf. Zumindest hatten sich ihre Schützlinge an diesem Tag richtig satt gefressen.
Der Wher war ein Prachtexemplar gewesen. Sicher stammte er aus den fruchtbaren Gebieten um Nerat, denn seine Fettschicht wies eine beträchtliche Dicke auf. Er konnte kein Vogel aus dem Norden sein. Menolly schnitt das Fleisch in Stücke und wickelte es in die Haut; am Ende hatte sie einen schweren Packen heimzuschleppen, und die übrig gebliebenen Knochen waren keineswegs blank. Nur schade, daß sie der älteren Königin nicht sagen konnte, wo die Beute lag.
Sie bastelte gerade eine Tragschlaufe aus ihrem Gürtel, als es über ihr mit einem Mal von Feuerechsen wimmelte. Mit Begeisterungsschreien stürzten sich die alte Königin und ihre Bronze-Gefährten über die Knochen. Menolly wich hastig zurück, ehe die Tiere auf den Gedanken kamen, ihr den Fleischvorrat zu entreißen.
Auf dem langen, ermüdenden Heimweg
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