Pern 03 - Drachengesang
wieder, als die Kinder gegangen waren, und stellte weitere Fragen. Irgendwann unterbrach er sich erschrocken, weil ihm zu Bewußtsein kam, daß er die kostbare Zeit des Harfners verschwendete.
»Ich schlage dir ein Geschäft vor, Alemi. Ich bringe dir alles bei, was du wissen willst, und du weist mich dafür in die Kunst des Segelns ein.«
»Segeln?«
Elgion lachte. »Ganz recht, denn davon verstehe ich weniger als der kleinste meiner Schüler. Meine Berufsehre steht auf dem Spiel. Schließlich verlangt man von einem Harfner, daß er alles weiß.
Mag sein, daß ich mich täusche, aber ich glaube kaum, daß du zwei gesunde Beine brauchst, um eines dieser kleinen Boote zu segeln, mit denen hier die Kinder herumschippern.«
Alemis Züge hellten sich auf, und er klopfte dem Harfner begeistert auf die Schulter.
»Ganz sicher nicht. Los, raus aufs Wasser, Mann!«
Und Alemi schleppte den Harfner auf der Stelle zur Dockhö h-le, um ihm die Grundbegriffe des Segelns beizubringen. Auf seinem Gebiet war der junge Baron ein ebenso guter Lehrmeister wie der Harfner; und nach der ersten Lektion konnte Elgion bereits selbständig durch die Hafenbucht kreuzen. Allerdings herrschte ideales Segelwetter und genau der richtige Wind, wie Alemi immer wieder betonte.
»Und das trifft nicht oft zusammen, was?« fragte Elgion.
Alemi lachte.
»Dagegen hilft nur eines – üben!«
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So bahnte sich durch den Austausch von Wissen eine enge Freundschaft zwischen den beiden jungen Männern an, und sie verbrachten viel Zeit miteinander. Noch am ersten Tag drang der Harfner darauf, daß Alemi ihn duzte, und dabei blieb es.
Sie hatten eine Menge Gesprächsstoff, aber Elgion zögerte, die Rede auf die Feuerechsen zu bringen; er verschwieg auch, daß er vom Weyr den Auftrag bekommen hatte, nach den kleinen Geschöpfen Ausschau zu halten. Er hatte auf eigene Faust entlang der Küste gesucht, so weit er zu Fuß vordringen konnte. Allerdings gab es einige Buchten, die sich nur vom Meer aus erreichen ließen.
Jetzt, da Alemi ihm das Segeln beibrachte, hoffte er, in Kürze auch zu diesen unerforschten Stränden vorzustoßen. Elgion wußte mit Sicherheit, daß Yanus eine Suche nach Feuerechsen als Unfug abtun würde, und er wollte den jungen Baron nicht in Schwierigkeiten bringen. Alemi hatte genug auszuhalten, weil er beim Fischfang fehlte.
An einem hellen, sonnigen Morgen beschloß Elgion, seinen Plan in die Tat umzusetzen. Er gab den Kindern schon am frühen Vormittag frei, suchte Alemi auf und meinte, die See sei wohl rauh genug für eine längere Kreuzfahrt. Alemi blinzelte zum Himmel hinauf und entgegnete, am Nachmittag werde sie glatt wie ein Badetümpel sein, aber die Übung könne wohl nicht schaden.
Elgion bettelte der Küchenaufsicht ein Paket Gewürzkuchen und ein paar Fischbrote ab, und die beiden Männer brachen auf.
Alemi hatte sich zwar an seine Krücke gewöhnt und kam recht geschickt vom Fleck, aber auf dem Wasser fühlte er sich doch am wohlsten.
Jenseits der schützenden Palisaden warfen Strömung und Brise das leichte Boot hin und her. Der Harfner hatte alle Mühe, den von Alemi festgesetzten Kurs einzuhalten. Der junge Baron bemerkte als erster, daß der Wind nachließ, aber 121
es zeugte von seiner Qualität als Lehrer, daß Elgion den Wechsel kurz darauf selbst erkannte.
»Eine Flaute, was?«
Alemi nickte und schob seine Mütze leicht ins Genick. Sie fuhren weiter, bis der Wind nur noch schwach gegen das Segel fächelte und sie mehr von der Strömung als von der Brise vorangetrieben wurden.
»Ich habe Hunger«, erklärte Alemi, als an der Leeseite die violetten Zacken der Drachen-Steine auftauchten.
Elgion löste die Leine, und Alemi holte mit geübtem Griff das Segel herunter. Dann band der Harfner auf Geheiß von Alemi das Ruder so fest, daß die Strömung sie langsam die Küste entlangtrieb.
»Ich weiß nicht, warum«, meinte Alemi und biß kräftig in sein Brot, »aber auf See schmeckt das Essen immer doppelt so gut.«
Elgion nickte mit vollem Mund. Auch sein Appetit war übermächtig.
»Dabei kriege ich selten Gelegenheit dazu«, fügte Alemi hinzu. Er umfaßte mit einer weiten Geste das blaue Meer, die Küste und das schaukelnde Boot.
»So faul wie im Moment war ich seit meiner Kindheit nicht mehr.« Er streckte sich, schnitt eine Grimasse, als er einen Schmerz im Bein spürte, und griff in ein kleines Fach, das in die Seitenwand des Bootes eingearbeitet war.
»Dachte ich es mir doch!« Mit einem
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