Pern 04 - Drachensinger
Jerint gutmütig und reckte den Hals, um Prinzessin näher zu betrachten. Sie begann leise zu zirpen, und er zuckte zurück.
»Das ist also eine dieser legendären Feuerechsen?« Seine Stimme klang skeptisch.
»Ich nenne sie Prinzessin, Meister Jerint«, sagte Menolly, fest entschlossen, neue Freunde für ihre Echsen zu gewinnen. Sie lockte Prinzeßchen auf ihren Arm. »Hier! Sie mag es, wenn man sie zwischen den Augen streichelt …«
»Ja?«
Jerint kraulte das winzige goldene Geschöpf. Prinzessin schloß die Innenlider ihrer glitzernden Augen und schmiegte sich an seine Hand.
»Tatsächlich.«
»Sie ist im Grunde recht lieb – nur der Lärm und die vielen Menschen haben sie beunruhigt.«
»Also, ich finde sie entzückend«, erwiderte Jerint, und sein schwieliger Finger fuhr immer wieder über das Köpfchen der kleinen Echse, bis sie zufrieden summte. »Ganz entzückend. Ist 48
die Haut der Drachen auch so weich?«
»Ja, Meister.«
»Ein schönes Geschöpf. Und handlicher als die Drachen.«
»Außerdem kann sie singen.«
Aus dem Hintergrund schlenderte ein kräftiger Mann heran, der sich die Hände an einem Handtuch abtrocknete.
Als hätte der Neuankömmling die geheime Spannung gelöst, begannen die Lehrlinge in allen Ecken zu wispern und zu lachen. Der Mann nickte Menolly zu.
»Was sagen Sie da, Domick?«
Einen Moment lang vergaß Jerint, Prinzessin zu streicheln; sie stupste ihn mit der Nase an, und er machte weiter.
»Sie kann singen?«
»Haben Sie den Diskant heute morgen denn nicht gehört, Jerint?«
Der untersetzte Mann war Meister Domick, dem sie später vorspielen sollte? Zwar trug er einen alten Kittel mit dem Emblem der Gesellen, aber kein Geselle hätte es gewagt, einen Meister nur mit seinem Namen anzusprechen.
»Heute morgen?«
Jerint schaute überrascht auf. »Ja, ich erinnere mich. Die Höhe war ungewöhnlich für Flöten, und zudem wird diese Saga traditionsgemäß ohne Begleitung gesungen, aber da Brudegan gern improvisiert …«
Er spreizte hilflos die Hände. Prinzessin flatterte auf Meno llys Arm hin und her, als sie das Gleichgewicht zu halten versuchte. Ihre Krallen gruben sich schmerzhaft durch den dünnen Stoff des Ärmels.
»Du warst doch nicht gemeint, du hübsches Ding«, entschul-digte sich Jerint und streichelte Prinzessin, bis sie sich wieder beruhigt hatte. »Aber daß so ein winziges Geschöpf einen ganzen Chor ersetzen kann …«
»Wie viele haben denn nun wirklich gesungen, Menolly?«
fragte Meister Domick.
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»Nur fünf«, antwortete sie schüchtern; sie erinnerte sich noch zu gut an Duncas Reaktion.
»Fünf!« Meister Jerint schaute sie verblüfft an. »Du … besitzt fünf Feuerechsen?«
»Also, um die Wahrheit zu sagen …«
»Es ist klüger, stets die Wahrheit zu sagen, Menolly«, warf Meister Domick ein, und sie merkte an seinem Lächeln, daß er sie neckte.
»Also, ich habe neun Feuerechsen für mich gewonnen«, stieß Menolly hervor. »Sehen Sie, ich befand mich in der Echsen-höhle, als die Eierschalen aufsprangen – weil draußen Sporen fielen – und ich konnte doch nicht zulassen, daß die Jungen auf Nahrungssuche ins Freie flatterten und getötet wurden – und deshalb fütterte ich sie eben und …«
»… und so entstand die Bindung zwischen dir und ihnen«, ergänzte Meister Domick, als sie stockte. »Du wirst deiner Echsen-Ballade noch eine oder zwei Strophen anfügen müssen, Kind!«
»Der Meisterharfner hat das Lied schon umgeschrieben«, sagte sie ruhig und, wie sie hoffte, einigermaßen würdevoll.
Meister Domicks Lächeln vertiefte sich.
»Es ist klüger, stets die Wahrheit zu sagen, Menolly. Hast du nicht alle neun Feuerechsen zum Singen abgerichtet?«
»Nicht bewußt. Ich spielte einfach auf meiner Flöte, und sie summten mit …«
»Ach, weil wir gerade von der Flöte sprechen, Jerint – das Mädchen braucht ein Instrument, bis sie sich selbst eines bauen kann. Oder hatte Petiron nicht genug Holz, um dich in diese Kunst einzuweisen?«
»Er erklärte mir alles …«, entgegnete Menolly. Glaubte Meister Domick im Ernst, der See-Baron Yanus hätte sein kostbares Holz geopfert, damit ein Mädchen das Harfnerhand-werk erlernen konnte?
»Wir werden sehen, wieviel du dir gemerkt hast. Inzwischen 50
mußt du auf einem geliehenen Instrument spielen und üben …«
Er betonte das letzte Wort und warf einen strengen Blick in die Runde.
Mit einemmal huschten all die neugierigen Gaffer an ihre Arbeitsplätze. Das Hämmern,
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