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Pern 04 - Drachensinger

Pern 04 - Drachensinger

Titel: Pern 04 - Drachensinger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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Akkord; der weiche, volle Klang bestätigte ihr, daß sie richtig gewählt hatte.
    »Nun, da du gezeigt hast, daß du etwas von Instrumenten verstehst, wollen wir auch sehen, wie du mit ihnen umgehen kannst«, meinte Domick. Er nahm sie am Ellbogen und führte sie aus der Werkstatt.
    Sie hatte gerade noch Zeit, sich mit einem Kopfnicken bei Meister Jerint zu bedanken, ehe die Tür hinter ihr zuschlug.
    Ungerührt von Prinzeßchens Zischen dirigierte Domick sie die Treppe hinauf und in einen rechteckigen Raum oberhalb des Eingangstorbogens. Der Saal diente wohl zugleich als Büro und Unterrichtszimmer, denn Menolly sah neben einem Sandkasten und Archivrollen eine Wandtafel und ein Regal mit Instrumenten. Entlang der Wände standen Hocker, aber es gab 53
    auch drei lederbezogene Liegen, die ersten, die Menolly je zu Gesicht bekam, mit altersdunklen Arm-und Rückenlehnen, die an einigen Stellen geflickt waren. Zwei breite Fenster mit Faltjalousien aus Metall zeigten auf einer Seite zur breiten Burgstraße und auf der anderen zum Innenhof.
    »Spiel mir vor!« sagte Domick zu ihr und deutete auf einen Hocker, während er selbst sich auf die Liege gegenüber dem Kamin plumpsen ließ.
    Seine Stimme war ausdruckslos und seine Miene so zurückhaltend, daß Menolly den Eindruck gewann, er traute ihr nicht gerade viel zu. Das eben erst durch die richtige Wahl des Instruments gestärkte Selbstvertrauen bröckelte schon wieder ab. Sie tändelte an den Stimmwirbeln und überlegte, was sie spielen sollte, um ihr Können zu zeigen. Denn sie war fest entschlossen, diesen spöttischen Meister Domick, der sie ständig wegen ihrer neun Feuerechsen hänselte, zu überraschen.
    »Sing nicht mit«, fügte Domick hinzu. »Und du auch nicht!«
    Er deutete auf Prinzessin, die immer noch auf Menollys Schulter saß. Dann faltete er die Hände über dem Bauch und wartete.
    Sein Tonfall weckte Menollys Trotz. Ohne lange zu überlegen, schlug sie den Eröffnungsakkord von › Moretas Ritt ‹ an.
    Sie stellte befriedigt fest, daß Domick erstaunt die Augenbrauen hochzog. Das Stück war schwer genug, wenn Stimmen die Melodie trugen, aber Melodie und Begleitung gleichzeitig zu spielen, erhöhte den Schwierigkeitsgrad beträcht lich. Sie glitt auch einige Male ab, da ihre linke Hand die schnellen Griffwechsel nicht schaffte, aber der Rhythmus stimmte exakt, und die Finger der rechten Hand spielten die Melodie klar und rein.
    Sie hatte erwartet, daß er sie nach der ersten Strophe und dem Chor unterbrechen würde, aber da er ihr kein Zeichen gab, machte sie weiter und wandelte die Begleitung an der Stelle ab, wo sie mit dem Greifen Probleme hatte.
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    Als sie die dritte Strophe anstimmte, beugte er sich plötzlich vor und umfaßte ihr rechtes Handgelenk. »Genug jetzt mit der Gitarre«, sagte er. Seine Miene blieb undurchdringlich. Dann deutete er stumm auf ihre Linke. Menolly streckte zögernd die Finger aus. Die Narbe spannte. Er drehte die Handfläche nach oben und berührte ganz leicht den dicken Wulst. Sie spürte ein Kribbeln im Rücken, zwang sich aber, ganz still zu halten. Er knurrte, als er einen frischen kleinen Riß entdeckte.
    »Hat Oldive das schon gesehen?«
    »Ja, Meister.«
    »Und dir eine seiner gräßlichen Schmieren verordnet, was?
    Wenn das Zeug hilft, wirst du die Griffe meistern, die dir in der ersten Strophe mißlungen sind.«
    »Ich hoffe es.«
    »Ich auch, denn bei Lehrballaden sind Varianten fehl am Platze.«
    »Das hat mir auch Periton beigebracht«, entgegnete sie ebenso ausdruckslos wie er. »Aber im Archiv der Halbkreis-Bucht ist die Begleitung, die ich gerade spielte, als erlaubte Variante verzeichnet.«
    »Erlaubt, aber uralt. Heutzutage kennt und spielt man sie kaum noch.«
    Menolly sagte nichts, aber sie erkannte an seiner schroffen Reaktion, daß sie ihn beeindruckt hatte. Er brachte es nur nicht übers Herz, ein Kompliment auszusprechen.
    »Welche anderen Instrumente spielst du?«
    »Nun, die Trommel natürlich …«
    »Natürlich. Da hinter dir liegt ein kleines Tamburin.«
    Sie führte die wichtigsten Schlagfolgen vor und spielte dann den Rhythmus eines schweren Tanzes, der besonders bei den Fischern beliebt war. Obwohl Domicks Miene ausdruckslos blieb, sah sie, wie seine Finger im Rhythmus mitzuckten, und freute sich innerlich über diese Reaktion. Als nächstes spielte sie ein einfaches Wiegenlied auf der Schoßharfe, das gut zu 55
    dem leichten, sanften Ton des Instruments paßte. Dann wollte sie die große

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