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Pern 04 - Drachensinger

Pern 04 - Drachensinger

Titel: Pern 04 - Drachensinger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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Harfe nehmen, aber Domick wehrte ab und meinte, die Oktavgriffe seien zu anstrengend für ihre linke Hand. Er reichte ihr statt dessen eine Altflöte, nahm selbst ein Tenorinstrument und ließ sie die Harmonien zu seiner Melodie spielen. Das machte Spaß, und sie hätte endlos weitermachen können; sie spielte leidenschaftlich gern Duette.
    »Gab es auch Blasinstrumente in der Burg am Meer?«
    »Nur das einfache Horn, aber Petiron erklärte mir die Theorie der Klappen und Ventile, und er sagte, mit mehr Übung könnte ich eine gute Lippentechnik entwickeln.«
    »Freut mich, daß er nichts vernachlässigt hat.« Domick stand auf. »Nun, ich weiß jetzt, wo ich dich etwa einstufen kann.
    Vielen Dank, Menolly. Du gehst jetzt am besten zum Mittagessen.«
    Mit einem leisen Zögern griff Menolly nach der Gitarre.
    »Muß ich die jetzt Meister Jerint zurückgeben?«
    »Aber nein.« Seine Miene war immer noch kühl, beinahe grimmig. »Du brauchst sie noch, Mädchen. Auch wenn du eine Menge weißt – ohne Übung geht es nicht.«
    »Meister Domick, wem hat diese Gitarre gehört?« Sie stellte die Frage hastig, denn sie hatte plötzlich Angst, es könnte seine eigene gewesen sein. Das würde zumindest einen Teil seiner sonderbaren Feindseligkeit erklären.
    »Das hier? Das war Robintons Gesellenstück.« Meister Domick grinste breit, als sie ihn entsetzt anstarrte, und verließ den Raum.
    Menolly blieb, immer noch halb betäubt von ihrer Kühnheit, und preßte die nun doppelt kostbare Gitarre an sich. Ob sich auch Meister Robinton ärgerte, so wie es Meister Jerint zu tun schien, daß sie seine Gitarre gewählt hatte? Die Vernunft gewann wieder die Oberhand. Meister Robinton mußte inzwischen längst bessere Instrumente besitzen, sonst hätte er sein Gesellenstück kaum in Meister Jerints Lager zurückgelas-56
    sen. Sie fuhr mit dem Finger leicht über die Saiten und läche l-te, als sie den weichen Klang vernahm. Prinzessin zirpte anerkennend, und leise Echos im Raum verrieten Menolly, daß sich auch die übrigen Feuerechsen eingeschlichen hatten.
    Doch sie ergriffen allesamt kreischend die Flucht, als eine laute Glocke irgendwo dicht über ihnen zu bimmeln begann.
    Die schrillen Töne leiteten einen Höllenlärm ein, der nun in den Gängen und im Hof ausbrach. Lehrlinge und Gesellen, entlassen vom Vormittagsunterricht, rannten ins Freie und zum Speisesaal. Dabei schoben und schubsten und schrien sie, daß Menolly das Treiben wie erstarrt beobachtete.
    Einige von ihnen zählten sicher schon zwanzig Planetenumläufe! Kein Küstenbewohner hätte sich je so kindisch beno mmen. In der Burg am Meer mußten Jungen in ihrem Alter bereits von früh bis spät auf den Booten arbeiten. Freilich, ein langer Tag an den Segelleinen und Netzen verbrauchte die Energie, so daß nicht mehr viel für Lachen und Toben übrigblieb. Vielleicht war das mit ein Grund, weshalb ihre Eltern nicht geduldet hatten, daß sie Musik machte – so etwas betrachteten sie kaum als vernünftige Arbeit. Menolly schüttelte die Hände aus. Ihre Gelenke schmerzten, und die Finger zitterten von der langen Anspannung beim Spiel. Nein, ihre Eltern würden nie begreifen, daß Musizieren ebenso hart sein konnte wie die Arbeit an Segeln oder Netzen.
    Und sie war genauso hungrig, als hätte sie auf einem Kutter geschuftet. Sie zögerte, die Gitarre immer noch in der Hand.
    Ihr blieb sicher nicht mehr die Zeit, das Instrument zu ihrem Zimmer in der Pension zu bringen. Keiner im Hof schien ein Instrument zu tragen. So legte sie die Gitarre sorgfältig auf ein hohes Regalbrett und befahl Prinzessin mit ihrem Schwarm dazubleiben. Sie konnte sich gut vorstellen, was geschah, wenn sie ihre Feuerechsen mit in den Speisesaal brachte. Der Lärm draußen reichte schon …
    Plötzlich war alles verlassen. Sie rannte die Treppe hinunter, 57
    so rasch sie es mit ihren wunden Füßen vermochte, und überquerte den Hof. Am breiten Portal zum Speisesaal blieb sie stehen. Der Raum schien vollgepfropft mit jungen Menschen, die in strammer Haltung an den langen Tischen standen. Die meisten schielten in die Ecke zu ihrer Rechten. Sie wollte sich eben umdrehen, als ein Zischeln sie ablenkte. Es war Camo, der ihr mit Gesten und Grimassen zu verstehen gab, daß sie zu einem der drei leeren Plätze am Fenstertisch gehen sollte. So rasch und unauffällig wie möglich befolgte sie seinen Wink.
    »He«, flüsterte der kleine Junge neben ihr, ohne sie anzuschauen. »Eigentlich gehörst du nicht

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