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Pern 04 - Drachensinger

Pern 04 - Drachensinger

Titel: Pern 04 - Drachensinger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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Sägen und Klopfen setzte mit solcher Lautstärke ein, daß Prinzessin die Flügel spreizte und empört loskreischte.
    »Das kann man ihr kaum verübeln«, meinte Domick, während Menolly die Feuerechse beruhigte.
    »Eine bemerkenswerte Klangspanne«, murmelte Meister Jerint.
    »Eine Gitarre für Menolly!« erinnerte Domick den zerstreuten Instrumentenbauer.
    »Ach ja«, meinte Jerint hastig. »Bei uns liegen genug Instrumente herum. Sie kann sich selbst eines aussuchen.« Und mit steifen Schritten ging er auf die Seite der L-förmigen Werkstatt, die dem Hof zugewandt war.
    Menollys Augen weiteten sich, als sie all die verschieden großen Trommeln, Pfeifen, Harfen und Gitarren sah. Die Instrumente hingen von Wandhaken und Deckenschnüren oder lagen staubig in Regalen; je tiefer sie in den Raum vordrangen, desto dicker wurde die Staubschicht.
    »Eine Gitarre, hast du gesagt?« Jerint schaute sich mit zusammengekniffenen Augen um und griff nach einer Gitarre, deren Holz nach frischem Firnis glänzte.
    »Die nicht.« Die Worte waren Menolly entschlüpft, ehe sie merkte, was sie da sagte.
    »Nein?« Jerint schaute sie an, ohne den ausgestreckten Arm zu senken. Das klang knurrig, aber er musterte Menolly aufmerksam. Seine Geistesabwesenheit von vorher war völlig verflogen.
    »Sie ist viel zu grün, um einen vernünftigen Klang zu geben.«
    »Und das siehst du auf den ersten Blick?«
    Ah, ein Aufnahmetest, dachte Menolly.
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    »Ich würde kein Instrument vo m bloßen Ansehen her wählen, Meister Jerint, sondern immer den Klang prüfen, aber ich erkenne von hier aus, daß sich das Holz dieser Gitarre verzogen hat und der Hals nicht gerade sitzt, auch wenn die Lack-schicht das zu vertuschen sucht.«
    Die Antwort gefiel ihm offensichtlich, denn er trat zur Seite und gab ihr mit einem Wink zu verstehen, daß sie selbst die Wahl treffen solle. Sie befingerte die Saiten einer Gitarre, die am Regal lehnte, und schüttelte leicht den Kopf. Weiter vorn sah sie eine Hülle aus Wherleder, abgenutzt, aber gut eingefet-tet. Sie schaute die beiden Männer fragend an, und als sie nickten, holte sie die Gitarre aus dem Futteral. Ihre Hände streichelten das glatte, dünne Holz, ihre Finger umspannten bewundernd den Hals. Sie strich mit dem Daumen über die Saiten, direkt am Schalloch. Der Klang entzückte nicht nur sie, sondern auch Prinzessin, die aufgeregt mitzusummen begann.
    Ehrfürchtig verstaute Menolly das Instrument wieder in seiner Hülle.
    »Warum legst du sie zurück? Gefällt sie dir nicht?« fragte Meister Jerint scharf.
    »O doch, Meister, aber diese Gitarre muß einem guten Mus iker gehören. Sie ist viel zu schade zum Üben.«
    Domick lachte schallend auf, und er klopfte Jerint auf die Schulter.
    »Keiner hat ihr verraten können, daß es deine Gitarre ist, Jerint. Nur zu, Mädchen, such dir ein Instrument, das schlecht genug zum Üben, aber gut genug für dich ist!«
    Sie versuchte es mit mehreren anderen; ihr war klar, daß sie eine gute Wahl treffen mußte. Eine hatte einen sanften Klang, aber die Stimmwirbel waren so abgenutzt, daß die Saiten ihre Spannung während einer langen Ballade kaum halten würden.
    Sie fürchtete schon, kein einziges brauchbares Instrument in der Sammlung zu finden, als sie im Schatten ganz hinten noch eines an einem Wandhaken entdeckte. Eine Saite war gerissen, 52
    aber als sie die anderen anschlug, klangen sie seidenweich und rein. Sie befühlte das dünne Holz des Resonanzbodens. Rund um das Schallloch hatte der Instrumentenbauer ein herrliches Ornament aus verschiedenfarbigen Hölzern geschaffen. Die Stimmwirbel waren aus neuerem Holz als die übrige Gitarre, aber, von der fehlenden Saite abgesehen, war es das beste Instrument, das sie bisher entdeckt hatte.
    »Darf ich die hier nehmen?« Sie streckte die Gitarre Meister Jerint entgegen.
    Der Meister nickte langsam und anerkennend, ohne auf Domick zu achten, der ihm wuchtig auf die Schulter hieb. »Ich besorge dir eine neue E-Saite …« Und Jerint ging zu einer Reihe von Schubladen am Ende der Regale, kramte in einer davon und holte eine sorgfältig aufgerollte Darmsaite heraus.
    Da die Saite bereits eine Schlinge hatte, schob Menolly sie über den Haken, spannte sie entlang Steg und Hals bis zum Loch des Stimmwirbels. Sie merkte, daß die beiden Männer sie aufmerksam beobachteten, und versuchte das Zittern ihrer Finger zu verbergen. Zuerst stimmte sie den neuen Darm an der benachbarten Saite, dann an den übrigen, und griff einen

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