Pern 04 - Drachensinger
hierher, sondern zu denen dort drüben.« Er wies mit dem Daumen zu einem langen Tisch nahe dem Kamin.
Menolly streckte sich ein wenig und sah die Mädchen aus Duncas Pension dort sitzen, im Rücken das warme Feuer.
An einem Ende entdeckte sie einen freien Stuhl.
»Nein!« Der Junge packte sie an der Hand. »Nicht jetzt!«
Wie auf ein geheimes Kommando setzten sich in genau diesem Moment alle hin.
»Schöne Prinzessin! Wo ist schöne Prinzessin?« fragte eine besorgte Stimme neben ihr. »Prinzessin nicht hungrig?« Das war Camo, in jeder Hand eine schwere Platte, vollbeladen mit Bratenstücken.
»Nimm sie ihm rasch ab!« sagte der Junge neben ihr und stieß sie in die Rippen.
Menolly gehorchte.
»Na los, bedien dich und gib die Schüssel weiter!« fuhr der Junge fort.
»Sitz doch nicht da wie festgefroren!« setzte ein schwarzha ariger Bursche ihr gegenüber hinzu und runzelte finster die Stirn.
»He, wie lange dauert das noch?« wollte ein anderer am Ende des Tisches wissen.
Menolly murmelte etwas und, ehe lange nach ihrem Gürtel-58
messer zu greifen, packte sie die oberste Scheibe mit zwei Fingern und legte sie auf ihren Teller. Der Bursche ihr gege n-
über spießte geschickt vier Stücke mit der Messerspitze auf und jonglierte sie zu sich herüber.
» Darf man denn soviel nehmen?« fragte sie. Das Staunen über seine Gier vertrieb ihre anfängliche Scheu.
»In der Harfnerhalle verhungert keine r«, erklärte er mit einem breiten Grinsen. Er schnitt das erste Stück in die Hälfte, klappte es auf der Gabel zusammen und schob es in den Mund. Der Saft tropfte ihm über das Kinn.
Seine Worte wurden unterstrichen von einer gewaltigen Gemüseschüssel und einem Korb mit Brot, die Camo beide vor sie hinstellte. Diesmal bediente sich Menolly reichlich und gab die Sachen sofort weiter.
»Du bist Menolly, stimmt's?« fragte der Junge neben ihr, während er mit vollen Backen kaute.
Sie nickte.
»Waren es wirklich deine Feuerechsen, die heute morgen gesungen haben?«
»Ja.«
Ihre aufkeimende Verlegenheit wurde von dem verstohlenen Gekicher und Grinsen ihrer Tischgefährten zerstreut.
»Bruddies Mienenspiel war sehenswert!«
»Bruddies?«
»So nennen wir den Gesellen Brudegan. Er ist dieses Jahr Chorleiter. Erst dachte er, ich wollte ihm einen Streich spielen, weil ich Sopran singen kann. Also stellte er sich dicht neben mich. Ich hatte natürlich keine Ahnung, was los war. Dann ging er weiter zu Feidon und Bonz, und da hörte ich erst die Stimmen draußen.« Der Junge hatte ein so gewinnendes Lachen, daß er Menolly mit seiner Fröhlichkeit ansteckte.
»Beim Ei, Bruddie wetzte hin und her und konnte nicht rauskriegen, woher der Gesang kam. Dann deutete einer der Bässe aus dem Fenster.« Der Junge prustete unterdrückt los.
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»Wie hast du ihnen das beigebracht, he? Ich wußte gar nicht, daß man Feuerechsen zum Singen abrichten kann. Drachen summen bloß zur Zeit der Gegenüberstellung. Und – stimmt es, daß du gleich elf besitzt?«
»Nur neun …«
»Nur neun, sagt sie!« Der Junge rollte die Augen. Dann fügte er hinzu: »Ich heiße übrigens Piemur.«
»Sie hat hier nichts verloren«, knurrte der Bursche, der ihr gegenübersaß. Wie um sie absichtlich zu kränken, sprach er an Menolly vorbei mit Piemur. »Sie ge hört zu denen dort.« Und er machte eine kleine Kopfbewegung zum Kamin, wo die Mädchen an einem eigenen Tisch saßen.
»Jetzt ist sie jedenfalls hier, Ranly«, fuhr Piemur auf. »Und wen stört das? Sie konnte nicht gut den Platz wechseln, nachdem wir uns gesetzt hatten, oder? Außerdem habe ich gehört, daß sie Lehrling wird, genauso wie wir. Dann hat sie ohnehin nichts mit denen zu schaffen.«
»Sind das keine Lehrlinge?« fragte Menolly und schaute unauffällig zu den Mädchen hinüber.
» Die ?« Piemurs erstaunte Frage war so verächtlich wie Ranlys Miene. »Sie sind in einer Sonderklasse bei den Gesellen, aber Lehrlinge – nie und nimmer!«
»Eine echte Plage, diese Weiber«, zischte Ranly.
»Schon, schon«, seufzte Piemur, »aber wenn wir sie nicht hätten, müßte ich bei sämtlichen Stücken Sopran singen – igitt!
He, Bonz, reich mir mal das Fleisch!« Plötzlich stieß er einen kleinen Wutschrei aus. »Feidon! Ich habe zuerst gefragt! Wie kommst du dazu …« Ein Junge hatte das letzte Fleisch von der Platte gefischt, als sie zu Piemur weitergegeben wurde.
Die anderen Jungen machten Pssst! und warfen verstohlene Blicke in die rechte hintere Ecke.
»Das war
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