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Pern 04 - Drachensinger

Pern 04 - Drachensinger

Titel: Pern 04 - Drachensinger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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gleich an, nur …«
    »Nur was!«
    »Ich habe noch kein Schreibzeug.«
    »Ist das alles? Trink schnell aus! Ich zeige dir Arnors Hö hle.«
    Domick eilte voraus, quer über den großen Hof. »Ganz gut, wenn ich dich begleite. Meister Robinton legt sicher Wert darauf, daß du dieses Lied auf die neuen Holzfaserblätter schreibst, und die gibt Arnor keinem Lehrling.«
    Meister Arnor, der Archivar der Gildehalle, hatte sein Reich in einem geräumigen Saal am Ende des Hauptgebäudes. In den 240
    Ecken und im Zentrum strahlten große Leuchtkörbe, und von der Decke hingen kleinere Ampeln bis fast auf die schrägen Schreibpulte herab, an denen Lehrlinge und Gesellen saßen und verblichene alte Pergamente kopierten. Meister Arnor war ein Pedant. Er wollte ganz genau wissen, wozu Menolly Holzfaserblätter brauchte: Lehrlinge hatten gefälligst auf alten Häuten zu üben, ehe man ihnen das kostbare Material anver-traute. Und warum die Eile? Überhaupt, weshalb hatte Meister Robinton ihm nicht Bescheid gesagt, wenn die Sache so wichtig war? Und ausgerechnet ein Mädchen! Ja, sicher, er hatte von Menolly gehört. Und sie gesehen, im Speisesaal, zusammen mit diesen lauten Lehrlingen und den Gastschülerinnen. Also schön, sie bekam ausnahmsweise Schreibzeug und Tinte, aber sie sollte sparsam damit umgehen, denn es kostete ungeheure Mühe, das alles herzustellen, und die Lehrlinge richteten oft genug Unfug an, wenn sie die Lösung einkochten, und dann verblaßte die Schrift so leicht, und das würde eines Tages noch zur Katastrophe führen …
    Ein Geselle hatte inzwischen wortlos die Sachen hergerichtet und drückte sie Menolly mit einem Blinzeln in die Hand. Sie beschloß, in Zukunft gleich zu ihm zu gehen, wenn sie etwas benötigte.
    Domick gelang es schließlich, sie dem keifenden Alten zu entführen. Während sie über den Hof eilten, schärfte er ihr nochmals ein, nicht den ganzen Vormittag mit Schreiben zu verplempern, sonst schafften sie das Quartett nie mehr recht-zeitig. Als er die Tür zur Haupthalle öffnete, vernahm Menolly die Stimme des Meisterharfners und eilte nach oben.
    Während sie in ihrem Zimmer arbeitete, hörte sie gelegentlich die Stimmen der Meister aus dem Großen Saal. Zu ihrer Überraschung schien sich auch Silvina an der Diskussion zu beteiligen. Da es jedoch darum ging, wie man die neuen Gesellen über das Land verteilen sollte, achtete sie nicht weiter auf das Gespräch.
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    Sie schrieb eben die letzte Zeile einer dritten, sehr spieleri-schen Version, als jemand hart an der Tür klopfte. Um ein Haar hätte sie die Feder fallen lassen. Auf ihr Herein öffnete Meister Domick die Tür.
    »Bist du noch nicht fertig?«
    Sie deutete auf die Blätter, die zum Trocknen ausgebreitet waren. Stirnrunzelnd trat er näher und nahm eines davon in die Hand.
    »Hmm. Saubere Schrift. Daran kann nicht einmal Arnor viel aussetzen. Ah ja …«
    Er überflog die anderen Seiten. »Die Form der traditionellen Ballade bleibt gewahrt – nicht schlecht, wirklich nicht schlecht.« Er nickte beifällig. »Ein wenig dünn in den Akkor-den vielleicht, aber das Thema benötigt keine musikalischen Schnörkel. Komm, komm, schreib fertig!« Er deutete auf das Blatt, das vor ihr lag. »Ach so, du hast es schon geschafft.
    Wunderbar.« Er blies vorsichtig über die feuchten Stellen.
    »Das reicht. Ich bringe die Kopien gleich weg. Du nimmst jetzt dein Instrument mit ins Studio und siehst dir die Musik an, die ich aufgelegt habe! Dein Part ist die zweite Gitarre. Achte besonders auf die Dynamik der zweiten Variation!«
    Damit hastete er aus dem Zimmer. Ihre rechte Hand schmerzte von der ungewohnten Schreibarbeit, und sie knetete die Finger eine Zeitlang durch, um die Verkrampfung zu lockern.
    »Fassen wir zusammen!« hörte sie die Stimme des Meisterharfners aus dem Großen Saal. »Alle Voraussetzungen bis auf eine sind erfüllt. Zugegeben, die hier verbrachte Spanne war sehr kurz, aber eine Lehrzeit unter einem tüchtigen Gesellen ist immer noch anerkannt worden, auch wenn sie außerhalb der Gildehalle erfolgte. Und wer wollte an den Fähigkeiten dieses Lehrmeisters zweifeln?« Es entstand eine kurze Pause. »Das wäre also geregelt. Ah, vielen Dank, Domick. Nun, Meister Arnor …« Menolly hörte nicht mehr, was Robinton sagte, denn er schien sich vom Fenster zu entfernen.
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    Ihr kam zu Bewußtsein, daß sie erstens gelauscht und zweitens Meister Domicks Befehl mißachtet hatte – nicht mit Absicht, denn das Zusammenspiel mit

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