Pern 05 - Drachentrommeln
Er rieb sich damit die sonnengerötete Haut ein, die sich bereits in Fetzen löste. Die Erleichterung war so groß, daß er sogar den durchdringenden Fischgestank in Kauf nahm.
Dann holte er wie an jedem Vormittag das Echsen-Ei aus der Sandkuhle und befühlte es aufmerksam. Die Schale war jetzt steinhart und mußte jeden Moment brechen. Er umgab seine kostbare Beute erneut mit heißem Sand und einer trockenen Fruchtschale und wanderte durch den schattigen Wald nach 202
Westen weiter.
Gegen Mittag wich der Dschungel unvermittelt zurück, und Piemur stand vor einer weiten Sandfläche. Die Sonne flimmerte auf der hellen Ebene und verwischte die Konturen. Piemur legte eine Hand vor die Augen und spähte zum Meer hinaus. Er sah eine Lagune, größtenteils vom Meer abgetrennt durch eine Barriere zerklüfteter Felsen, die wohl die ursprüngliche Küstenlinie gebildet hatten. Piemur kletterte vorsichtig über die Steine und entdeckte im klaren Wasser der Lagune eine Vielzahl von Fischen und anderen Meerestieren, die allem Anschein nach von der Flut hereingeschwemmt wurden und nach dem Ablaufen des Wassers in dem langgestreckten Tümpel gefangen blieben.
Hier hatte er genau das, was er brauchte – einen eigenen Fischteich! Er kehrte ein Stück um und fo lgte der Küstenlinie.
Parallel zu dem Spalt, an dem die Lagune ins Meer mündete, entdeckte er einen kleinen Bach, der aus dem Dschungel kam und sich in die Lagune ergoß. Er folgte seinem Lauf bis zu einer Stelle, wo sich das Wasser nicht mehr mit dem Meersalz vermischte, sondern rein und süß schmeckte.
Piemur war erstaunt und begeistert zugleich, daß es auf diesem Kontinent aus Sonne, Meer und Sand einen Fleck gab, der so genau auf seine Bedürfnisse zugeschnitten war. Und das Land ringsum gehörte ihm ganz allein! Hier konnte er bleiben, bis das Echsenjunge schlüpfte.
Es wurde höchste Zeit, sich auf dieses Ereignis vorzubereiten, sonst scheiterte der telepathische Kontakt am Ende daran, daß er kein Futter für die kleine Echse besaß!
Er hatte während der verga ngenen zwei Tage weder Feuer-Echsen noch Drachen erspäht. Vielleicht war das mit ein Grund, daß er nicht an die Silberfäden dachte. Rückblickend erkannte er, daß ihm die Existenz der Sporen auf der Südhälfte von Pern durchaus vertraut gewesen war – aber seine Gedanken hatten dem Echsen-Ei gegolten, und er war so damit 203
beschäftigt gewesen, sich Nahrung zu beschaffen, daß die Probleme des Harfner-Alltags in weite Ferne rückten.
Im ersten Licht des neuen Tages nahm Piemur seine Angel, polsterte einen der scharfkantigen Küstenfelsen mit einem Bündel Gras und legte sich flach ans Wasser. Aber plötzlich erfaßte ihn eine so starke Unruhe, daß er einen Blick über die rechte Schulter warf – und entsetzt den grauen Regen sah, der keine Drachenlänge von ihm entfernt ins Meer zischte.
Später erinnerte er sich, daß er nach dem Flammen-Atem von Drachen Ausschau gehalten hatte, ehe ihm einfiel, daß er den herabfallenden Sporen ausgeliefert war, egal, ob nun Drachen am Himmel kreisten oder nicht. Der gleiche Instinkt, der ihn vor der Gefahr gewarnt hatte, ließ ihn nun in die Lagune springen. Fische umdrängten ihn in Schwärmen und schnappten gierig nach den Fädenklumpen, die ins Wasser sanken.
Piemur tauchte auf, schaufelte mit vollen Händen Wasser in die Höhe, weil er hoffte, daß ihn die Fontänen vor dem Sporenkon-takt schützen würden, und pumpte seine Lungen mit Luft voll.
Seine Schultern brannten, als er wieder tauchte. Er schwamm tiefer, immer tiefer, weil er wußte, daß die Fäden hier unten nicht mehr lebensfähig waren – aber nach kurzer Zeit mußte er von neuem an die Wasseroberfläche, um Luft zu schöpfen.
Siebenmal wiederholte er das Manöver, bis ihm klar wurde, daß er auf diese Weise niemals bis zum Ende des Sporenregens durchhalten konnte. Ihm war schwindlig, und seine Schultern waren übersät von kleinen Brandwunden, die im Salzwasser abscheulich schmerzten. Menolly hatte sich wenigstens in ihrer Höhle verkriechen können …
Halt! Am Rande der Lagune gab es einen Felsen, den die Flut ausgespült hatte und der vielleicht weit genug überhing, um ihm Schutz zu bieten – wenn er ihn fand … Piemur versuchte sich verzweifelt zu orientieren, aber vor seinen Augen waren rote Schleier, und er sah kaum etwas. Später konnte er nicht mehr sagen, wie er den dürftigen Unterschlupf gefunden ha tte, 204
halb erstickt und angstgeschüttelt. Aber irgendwie
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