Pern 05 - Drachentrommeln
zurückkehrte, die sich auf Sebells Frage nach dem Auftauchen eines jungen Harfners im Süden bezog, verbreiteten Trommeln die Nachricht von Baron Merons Tod.
»Acht Tage im Todeskampf!« meinte der Meisterharfner nach einem langen Seufzer.
»Und Meister Oldive glaubte, in einem Tag sei alles ausge-standen.«
»Der Mann wollte uns eben bis zuletzt ins Unrecht setzen«, entgegnete Sebell verbittert. Dann deutete er auf Torics Botschaft. »Niemand hat sich bei ihm gemeldet. Und im Weyr gab es auch keine außergewöhnlichen Ereignisse. Toric meint, daß die Kunde von der Entdeckung eines Fremden bestimmt bis zu ihm vorgedrungen wäre.«
Sebell hob die Hand, um Menollys Widerspruch abzuwehren.
»Aber deshalb kann Piemur sich durchaus im Süden befinden.
Toric berichtet, daß seine Pächter während der letzten Siebenspanne keinen Zutritt zur Burg hatten, daß seine Feuer-Echsen jedoch einen merkwürdigen Stapel von Säcken und Kisten im Außenhof des Weyrs entdeckten. Er nimmt an, daß neue Güter vom Norden eingetroffen sind. Wenn sich Piemur also mit diesen Waren aus Nabol schmuggeln ließ, dann scheint es ihm vielleicht doch gelungen zu sein, sein Versteck heimlich wieder zu verlassen.«
»Sehr schlau von dem Jungen«, meinte Robinton und drehte das Weinglas in seiner Hand, um die Unruhe, die er spürte, zu überspielen. »Es wäre nicht ratsam, den Alten in die Hände zu laufen.«
»Vielleicht versteckt er sich so lange, bis die kleine Echse geschlüpft ist«, fügte Menolly hinzu. Sie hatte insgeheim fest damit gerechnet, daß Piemur bei Toric sein würde. Er wußte 212
zwar wenig über den Süden und seine Bewohner, aber sicher war ihm nicht entgangen, daß der junge Burgherr des Südens in freundschaftlichem Kontakt mit den Harfnern stand. Menolly wandte sich an Sebell: »Candler will uns verständigen, sobald die übrigen Eier des Geleges reif sind, oder?«
»Ja, das hatten wir vereinbart«, entgegnete der Harfnergeselle, aber dann kratzte er sic h am Kopf. »Wir wissen allerdings nicht, ob das Königinnen-Ei aus dem gleichen Gelege stammt wie die anderen.«
»Wir wissen zumindest, daß die anderen Eier nicht von einem grünen Weibchen stammten; dafür waren sie zu groß. Und es ist der einzige Anhaltspunkt, den wir besitzen. Ich bin überzeugt davon, daß Piemur sich von anderen Menschen fernha lten wird, bis er die kleine Echse für sich gewonnen hat. Ich an Piemurs Stelle würde es jedenfalls so machen. Wenn ich nur wüßte, daß er durchgekommen ist…«
Sie ballte die Hände hilflos zu Fäusten.
»Menolly«, warf der Harfner besänftigend ein. »Du kannst doch nicht dafür, daß …«
»Aber ich fühle mich verantwortlich für Piemur«, rief sie und warf gleich darauf Meister Robinton einen entschuldigenden Blick zu, weil sie ihn mitten im Satz unterbrochen hatte.
»Wenn ich ihm nicht ständig von meinen Echsen erzählt hätte, wäre er vielleicht nie in Versuchung geraten, dieses Ei zu stehlen!«
Sie schaute verwirrt auf, weil beide Männer schallend lo s-lachten.
»Menolly, Piemur hat la nge vor deiner Ankunft in der Harfnerhalle die schlimmsten Streiche ausgeheckt«, sagte Sebell.
»Du hast im Gegenteil eine sehr erzieherische Wirkung auf den Lausebengel ausgeübt. Aber in einem Punkt dürftest du recht haben: Piemur wird wohl nicht auftauche n, ehe er die kleine Echse für sich gewonnen hat. Und Toric ist jetzt eingeweiht. Er wird nach ihm suchen.«
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Der Meisterharfner stand auf und griff nach seiner Reitjacke.
»Ich begebe mich inzwischen zu Baron Deckter und helfe ihm ein wenig, Ordnung auf Nabol zu schaffen.«
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IX
Piemur wußte später selbst nicht recht, weshalb er vor den Drachenreitern weggelaufen war. Aber seit sein Stimmwechsel eingesetzt hatte, schien er sich beständig auf der Flucht zu befinden. Vielleicht stellte er unterbewußt einen Zusammenhang zwischen den Drachenreitern des Südens und Baron Meron her – und er hatte nicht die geringste Lust, auf jemanden zu stoßen, der mit Baron Meron in Verbindung stand. Wie dem auch sein mochte, er lief an jenem Abend durch den Dschungel, bis ihn die Atemnot, Seitenstechen und die Dunkelheit zum Stehenbleiben zwangen. Er ließ sich zu Boden sinken, bereitete der kleinen Echse ein bequemes Lager und schlief ein.
Bereits im Morgengrauen weckte ihn Farli, wie er die kleine Königin genannt hatte, und schrie ihm zornig ihren Hunger entgegen. Er beruhigte sie mit ein paar frischen Rotfrüchten, die noch
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