Pern 06 - Der Weisse Drache
Glaubst du, ich möchte deine schlechte Laune noch einmal ertragen, wenn du einen Rückfall erleidest?«
Sie funkelte ihn so wütend an, daß er die Schultern straffte und hochaufgerichtet zum Strand ging. Obwohl es nicht weit bis zu seinem Lager neben dem Baumstumpf war, fühlten sich seine Beine wie Blei an, als er es endlich erreichte. Mit einem Seufzer der Erleichterung legte er sich hin und schloß die Augen.
Jemand rüttelte ihn wach. Er blinzelte und sah, daß Brekke sich über ihn beugte. »Wie fühlst du dich jetzt?«
»Habe ich wieder im Schlaf geredet?«
»Mhm. Alpträume?«
»Nein, aber ganz merkwürdiges Zeug. Leider sehr ve rschwommen.« Jaxom schüttelte den Kopf, um sich aus der Verworrenheit der Bilder zu lösen. Die Sonne stand im Mittag.
Ruth lag neben ihm und schnarchte. Ein Stück zu seiner Rechten entdeckte er D’ram, der sich an Tiroth gelehnt hatte und ebenfalls ausruhte. Von F’nor und Canth war nichts zu 291
sehen.
»Vielleicht hast du Hunger.« Brekke hielt ihm ein Tablett entgegen.
»Wie lange habe ich eigentlich geschlafen?« Jaxom streckte sich. Seine Muskeln waren steif von der ungewohnten Arbeit.
»Ein paar Stunden. Hat dir sicher gutgetan.«
»Komisch, ich träume in jüngster Zeit soviel. Ist das eine Nachwirkung der Krankheit?«
Brekke runzelte die Stirn und überlegte. »Wenn ich es recht bedenke, so muß ich zugeben, daß auch ich mehr als sonst träume. Zuviel Sonne vielleicht.«
In diesem Moment erwachte Tiroth mit lautem Trompeten und richtete sich so hastig auf, daß eine Sandfontäne über D’ram spritzte. Brekke stieß einen Schrei aus und erhob sich, die Augen auf den alten Bronzedrachen gerichtet. Er schüttelte sich und spannte die Flügel aus.
»Brekke, ich muß fort!« rief D’ram. »Hast du gehört?«
»Ja. Beeilt euch!« rief sie und winkte dem Bronzereiter zu.
Was immer Tiroth geweckt hatte, es erregte auch die FeuerEchsen, die unruhig zu kreisen begannen und schrill zirpten.
Ruth hob den Kopf, warf ihnen einen schläfrigen Blick zu und ließ dann die Schnauze wieder in den Sand sinken. Brekke betrachtete den weißen Drachen mit einem merkwürdigen Gesichtsausdruck.
»Was ist los, Brekke?«
»Die Bronzedrachen im Ista-Weyr trinken Blut.«
»Beim Ei!« Jaxoms anfängliche Überraschung wich Ärger über die eigene Schwäche. Er hatte gehofft, diesen Paarungsflug mitansehen zu können. Ihm lag sehr viel daran, daß G’dened und Barnath es schafften.
»Ich weiß«, meinte Brekke besänftigend. »Aber Canth wird ebenso dort sein wie Tiroth. Sie berichten mir alles. Iß jetzt!«
Jaxom gehorchte. Beim Essen fiel ihm wieder der seltsame Blick auf, mit dem Brekke seinen Drachen bedachte.
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»Hast du etwas gegen Ruth?«
»Gegen Ruth? Aber nein, wie kommst du darauf? Der Ärmste war so stolz darauf, daß er für dich kämpfen durfte – und nun hat er sich so verausgabt, daß er seine Umwelt nicht mehr wahrnimmt!«
Sie erhob sich. Berd und Grall flatterten ihr auf die Schultern, als sie in den Schatten des Waldes zurückkehrte.
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XIV.
Morgen in der Harfnerhalle,
Vormittag im Ista-Weyr,
Nachmittag in Jaxoms Bucht,
28.8.15
Silvina rüttelte Robinton im Morgengrauen wach.
»Meister Robinton, eben hat uns vom Ista-Weyr die Nachricht erreicht, daß die Bronzedrachen Blut trinken. Caylith wird in Kürze zum Paarungsflug aufsteigen. Man rechnet mit Ihrer Anwesenheit.«
»Danke, Silvina.« Er blinzelte gegen die Helligkeit der Leuchtkörbe, von denen sie die Tücher nahm. »Sie haben nicht zufällig …« Er sah den dampfenden Becher Klah neben seinem Bett. »Ah, wenn ich Sie nicht hätte, Silvina!«
»Das sagen Sie immer«, lachte Silvina und verließ seine Räume, damit er sich herric hten konnte.
Der Harfner fröstelte in der Morgenkühle. Er zog sich rasch an und eilte den Korridor entlang. Zair nahm unter leisem Protest seinen gewohnten Platz auf Robintons gut gepolsterter Schulter ein.
Silvina wartete bereits am großen Eisentor, eine Fackel in der Hand. Sie betätigte die Handkurbel, und die großen Querriegel lösten sich. Meister Robinton schob das schwere Portal auf.
Ein Stich durchzuckte seine Brust, aber er achtete nicht weiter darauf, denn Silvina reichte ihm die Gitarre, die wegen der Eiseskälte im Dazwischen in einer dicken Hülle steckte.
»Hoffentlich schafft es Barnath«, sagte sie. »Ah – da ist Drenth schon.«
Der Harfner sah den braunen Drachen landen und lief die Stufen hinunter. Drenth war erregt. Seine
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