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Pern 06 - Der Weisse Drache

Pern 06 - Der Weisse Drache

Titel: Pern 06 - Der Weisse Drache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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Sharra.
    »Guter Gedanke.« Dann seufzte Piemur. »Diese alten Über-lieferungen sind schlimmer als nutzlos, weil sie die wesentli-chen Dinge weglassen. Sie befehlen den Bauern zwar, auf die Würmer zu achten, erwähnen aber mit keinem Wort, warum.
    Sie warnen vor dem Süden, nennen aber keinen Grund.
    Obwohl – wenn es damals nur halb so viele Erdstöße gab wie heute, dann kann ich unsere Vorfahren fast begreifen. Auf meiner Wanderung zur Großen Bucht wäre ich um ein Haar bei einem Beben umgekommen. Und Dummkopf ergriff vor lauter Hysterie die Flucht. Ein Glück, daß Farli ihn im Auge behielt –
    ich hätte den kleinen Idioten nie mehr eingeholt.«
    »Erdbeben gibt es auch im Norden«, widersprach Jaxom. »In Crom und im Hochland – gelegentlich sogar in Igen oder auf der Ebene von Telgar.«
    »Nicht die Beben, die ich miterlebt habe«, meinte Piemur.
    »Da sackt einem plötzlich der Boden unter den Füßen weg, und Wälle von einer halben Drachenlänge schieben sich in die Höhe.«
    »Wann war das?« fragte Sharra. »Vor drei, vier Monaten?«
    »Genau.« – »Bei uns in der Burg zitterten nur die Mauern, aber das war schon gespenstisch genug.«
    »Habt ihr je miterlebt, wie ein Vulkan aus dem Meer tauchte und glühendes Gestein oder Asche ausspie?« fragte Piemur.
    »Nein, und ich bin auch sicher, daß du uns jetzt ein Märchen auftischst, Piemur!« entgegnete Sharra und warf ihm einen mißtrauischen Blick zu.
    »N’ton war dabei – ihr könnt ihn fragen!«
    »Verlaß dich drauf, das werden wir.«
    »Wo war das, Piemur?« fragte Jaxom neugierig.
    »Ich zeige euch den Fleck später auf der Karte. N’ton will die Stelle im Auge behalten. Als er das letztemal dort war, hatte 341
    sich der Vulkan beruhigt und eine Insel gebildet – so gleic h-mäßig wie euer Berg da drüben.«
    »Trotzdem – ich würde ihn gern mit eigenen Augen sehen«, beharrte Sharra.
    »Vielleicht läßt sich das arrangieren«, erwiderte der junge Harfner gutmütig. »Ah, das ist ein Baum, wie ich ihn brauche!« fügte er im gleichen Atemzug hinzu, packte den unters-ten Ast und schwang sich geschickt in die Krone. Er begann Rotfrüchte zu pflücken und warf sie Jaxom und Sharra zu.
    Entlang der Küste hatten sie die Bucht mit dem EchsenGelege in zwei Stunden erreicht. Aber nun, da sie sich einen Weg durch das dichte Unterholz bahnen mußten, brauchten sie dreimal so lange. Jaxom bekam eine Vorstellung von Piemurs Wanderschaften, als er beobachtete, mit welchem Geschick der junge Harfner einen Pfad durch Schlinggewächse und harzige Sträucher hieb. Jaxoms Schultern schmerzten, und in seinen Armen und Beinen steckten Dornen und Schiefer, als sie endlich nahe der Hütte auftauchten. Er hatte längst die Orie ntierung verloren. Piemur dagegen fand sich mit unheimlicher Sicherheit zurecht und führte sie, unterstützt von Ruth und den FeuerEchsen, auf einer schnurgeraden Linie heim.
    Nur der Stolz hielt Jaxom davon ab, sich sofort auf sein Lager zu werfen und zu schlafen. Piemur plädierte für ein Bad in der Bucht, um den Schmutz der langen Expedition herunterzuspü-
    len, und Sharra war sofort einverstanden, weil sie meinte, die Männer könnten nebenbei ein paar Fische zum Abendessen fangen. Also kämpfte sich Jaxom zur Bucht hinunter.
    Vielleicht trug diese Überanstrengung die Schuld an seinem späteren unruhigen Schlaf. Der feuerspeiende Berg beherrschte seine Träume, durch die Scharen flüchtender Menschen
    strömten. Für Jaxom war das ganz folgerichtig, aber auch er gehörte zu den Fliehenden, und irgendwie hatte es den Anschein, als käme er nicht schnell genug vom Fleck. Der grellrot glühende Strom, der sich über den Rand des Gipfels in die 342
    Tiefe ergoß, drohte ihn zu verschlingen.
    »Jaxom!« Piemur schüttelte ihn. »Du redest im Schlaf! Du wirst noch Sharra wecken!« Das erste Grau des Morgens zog herauf; sie hörten, wie nebenan Sharra stöhnte. »Vielleicht wäre das sogar besser«, fügte der Harfner hinzu. »Sie scheint auch schlecht zu träumen.«
    Piemur schlug die Decke zurück, aber da seufzte Sharra noch einmal tief und schlief von da an ruhiger.
    »Ich hätte wohl nichts von dem Vulkan erzählen sollen.
    Wenn ich mich recht erinnere, geisterte er durch meinen Traum. Vielleicht habe ich auch schlicht und einfach zuviel gegessen.« Mit einem Seufzer rollte er sich zusammen.
    »Danke, Piemur!«
    »Wofür?« fragte Piemur gähnend.
    Jaxom drehte sich um, fand eine gute Lage und schlief ebenfalls wieder

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