Pern 08 - Nerilkas Abenteuer
jammerschade!« murmelte Pol und schüttelte den ergrauten Kopf. Sein Bruder imitierte die Geste.
»Oh, wir werden wieder starke, prächtige Renner haben!«
entgegnete Alessan. »Kennt ihr Dag, der sich um meine Zuchtställe kümmert?« Die Mienen der Brüder hellten sich auf, und sie nickten. »Er brachte einige trächtige Stuten und einen jungen Hengst auf die Bergweiden. Sie blieben von der Seuche verschont, und so besitzen wir einen Grundstock für unsere künftigen Zuchtherden.«
»Eine gute Nachricht, Baron, eine gute Nachricht.« Sals Worte waren mehr an die Renner als an Alessan gerichtet.
»Aber ...« Alessan zuckte mit den Schultern und sah die beiden Männer entschuldigend an. »Ehe wir Blut für das Serum sammeln, benötigen wir einen vollkommen keimfreien Raum, in dem wir arbeiten können.«
Pol krempelte die Ärmel hoch. »Keine Sorge, Baron, das geht in Ordnung. Mein Bruder und ich schrubben nicht zum ersten Mal Böden.«
»Wunderbar.« Alessan grinste ihn an. »Wenn wir die Sache nämlich nicht gleich richtig anpacken, läßt uns Desdra von der Heiler-Halle noch einmal von vorn anfangen. Sie kommt morgen vorbei, um das Ergebnis unserer Mühen zu
begutachten.«
Als wir den Hof vor dem Burgportal erreichten, sahen wir, daß Tuero, ein Mann namens Deefer, fünf Pfleglinge und vier der genesenen Pächter eine eigenartige Konstruktion aus Wagenrädern errichteten.
»Das sind Zentrifugen, mit denen wir das kostbare Serum vom Blut trennen«, erklärte Alessan. Die Brüder nickten, als wüßten sie genau, wovon er sprach; auf Sals Zügen zeichnete sich allerdings eine gewisse Verwirrung ab.
Oklina erwartete uns in der Großen Halle. Sie befehligte eine Schar von Mägden, die Eimer mit heißem Wasser,
Scheuerlappen und Schrubber schleppten. Auch Behälter mit Rotwurzlösung standen bereit. Wir rollten alle die Ärmel hoch.
Mir fiel auf, daß Alessans Hände bis zu den Ellbogen rötlich verfärbt waren. Dann machten wir uns an die Arbeit.
Wir schrubbten, bis wir Leuchtkörbe brauchten, aßen zwischendurch eine Kleinigkeit, die nach Rotwurz schmeckte, und schrubbten immer noch, als die ersten Leuchtkörbe aufflackerten und ausgingen.
Alessan rüttelte mich an der Schulter. Ich merkte, daß ich mechanisch den Boden wischte. Die anderen hatten zu arbeiten aufgehört. »Du schrubbst ja im Schlaf, Rill«, meinte er mit einem schwachen Lächeln, und ich stand verlegen auf.
Ich hatte kaum noch die Kraft, Oklina zu dem kleinen Raum im ersten Stock zu folgen, den sie mir zugewiesen hatte. Ich weiß noch, daß ich ihr Gute Nacht wünschte, als ich die Tür schloß. Und ich weiß, daß ich überlegte, was ich zu Desdra sagen sollte, wenn sie morgen hier auftauchte. Ich hatte Angst, daß sie mich als Baron Tolocamps rebellische Tochter bloßstellte. Aber kaum war ich aufs Bett gesunken, da schlief ich wie eine Tote.
KAPITEL VIII
21.3.43-22.3.43
Ich war am nächsten Morgen etwas verwirrt, wie die meisten Menschen, die an einem fremden Ort erwachen, und brauchte eine Weile, bis ich erkannte, daß ich mich nicht in meinem Zimmer auf Burg Fort befand. Es war die Stille, eine beinahe greifbare Stille, die mich mehr beunruhigte als die leicht veränderte Umgebung. Dann dämmerte mir, worin der Unterschied bestand: Ich hörte keine Trommeln. Ich stand auf, zog mich an und begann meinen ersten vollen Arbeitstag auf Ruatha.
Als ich gerade Klah und eine Schale heißen Brei frühstückte, traf Desdra mit M'barak ein. Wir liefen ins Freie, denn Arith war wieder schwer mit Glasgefäßen beladen - großen Zierflaschen, aber auch mit kleineren Haushaltsgläsern für das kostbare Serum.
Ich fand keine Möglichkeit, ein paar Worte mit Desdra zu wechseln, denn Alessan winkte mich und die beiden Brüder zu sich, und wir begaben uns zu den Rennern, um den nächsten Schritt der Serumherstellung in die Wege zu leiten.
Entweder waren die Tiere noch apathisch von der eben überstandenen Krankheit, oder man hatte sie gut abgerichtet; jedenfalls konnten wir immer zwei zugleich von der Weide in die Stallungen führen. Nach kurzer Zeit waren alle Boxen besetzt, und Alessan zeigte uns, wie man von der
Halsschlagader der Tiere Blut abnahm. Die Renner ließen sich die Behandlung gutmütig gefallen. Ich tat mich mit Sal zusammen, und als ich merkte, daß es ihm schwerfiel, den Nadeldorn einzustechen, übernahm ich diese Arbeit und bat ihn, die Köpfe der Tiere während der Blutabnahme
festzuhalten.
Es war Mittag, als wir uns
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