Pern 10 - Die Renegaten von Pern
jetzt allein, damit Sie die Botschaft in Ruhe lesen können, und hole Sie in sechs Stunden ab.«
»Ist unter diesem neuen Haufen von Grünschnäbeln nicht auch ein Bursche aus Ruatha?« fragte Toric, als D'ram gegangen war. Er wollte die Neuankömmlinge sofort unterbringen.
»Ja.« Sebell überflog die Listen, auf denen er zusammen mit Toric die Fähigkeiten und Wünsche jedes einzelnen Bewerbers zusammengestellt hatte. »Dorse: hat eine gute Empfehlung von Brand, dem Verwalter der Burg Ruatha.«
»Ich kann mich im Moment nicht an ihn erinnern.«
»Ich kenne ihn aus Ruatha.« Toric hatte inzwischen gelernt, daß er nicht alles erfahren würde, wenn Sebell diesen Ton anschlug.
»Sie können sich auf Brands Empfehlungsschreiben verlassen. Er sagt, der Junge ist tüchtig, wenn man ihm auf die Finger schaut.«
»Jeder ist tüchtig, wenn man ihm auf die Finger schaut«, gab Toric spöttisch zurück. »Was ich brauche, sind Leute mit Eigeniniti-ative und Durchhaltevermögen.«
»Da wäre ein sehr fähiger Mann, Denol - kommt auf Empfehlung von Lady Marella von Boll. Hat viele Verwandte mitgebracht. Von Beruf sind sie Erntehelfer, aber sie haben sich gut eingelebt und gehorchen ihm bedingungslos...«
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»Ach, Denol. Ja, ich weiß, wen Sie meinen. Nun, dann weisen Sie ihm eine Schar von diesen Tölpeln aus dem Norden zu und schicken Sie ihn samt seiner Sippschaft auf das neue Anwesen an der Großen Bucht. Mal sehen, was er daraus macht.«
»Soll er Dorse auch mitnehmen?«
»Noch nicht. Mit dem Jungen habe ich etwas anderes vor.«
*
Als der Bronzedrache Tiroth gleich östlich des Berges mit den Zwei Gesichtern, des Vulkans über dem Hochplateau, auf dem man die Siedlung entdeckt hatte, aus dem Dazwischen auftauchte, zupfte Toric D'ram am Ärmel und beschrieb mit einem behandschuhten Finger einen Kreis. Er wollte sich erst einmal gründlich umsehen.
Sie waren nicht allein, soviel war klar: zwei Drachen schwebten noch in der Luft, und vier weitere befanden sich unten am Boden, darunter Ruth, sofort erkennbar an seiner weißen Haut. Einige Grüppchen schlenderten ziellos umher, und Toric fragte sich, wieviele Leute man wohl von der erstaunlichen Entdeckung benachrichtigt hatte. Ein ganzer Schwarm Feuerechsen in allen Farben tanzte durch die Luft, stieß vor Tiroth herab und begrüßte ihn mit einem lauten Jubelchor, der sogar durch Torics gepolsterten Helm drang.
Es empörte Toric, daß man einfach alle Welt ins Vertrauen gezogen hatte. Der Südkontinent hatte ihm gehört! War es denn nicht genug, daß er den größten Teil des letzten Monats damit verbracht hatte, Siedlungswillige aus dem Norden, die sich wahrscheinlich ohnehin vor Begeisterung in der Hitze totarbeiten oder dank ihrer Unwissenheit den Gefahren des Südens zum Opfer fallen würden, den verschiedenen Anwesen zuzuweisen? Er hatte notgedrungen einsehen müssen, daß es nicht seine Sache war, den Südkontinent zu verteilen. Aber war es wirklich Bendens Sache?
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Er schüttelte den Kopf. Es gab eben Grenzen, wieviel ein einzelner Mann kontrollieren konnte. Das hatte Fax' Raubzug im Norden bewiesen. Er hatte Fax' größten Fehler vermieden, nämlich durch Angst zu herrschen. Gierig konnten auch heimatlose Männer und Frauen sein, das wußte er. Aber das waren im Moment müßige Spekulationen, also konzentrierte er sich auf das wahrhaft überwältigende Panorama, das sich unter ihm entfaltete. Tiroth kreiste langsam über einem unglaublich weiten Wiesengelände, wie Toric es in dieser Größe noch nie gesehen hatte.
Der Berg beherrschte die Szene. Der östliche Kraterrand war bei einer Eruption abgesprengt worden, und auch die drei kleineren Vulkane, die sich an der Südostflanke zusammendrängten, waren irgendwann einmal ausgebrochen. Die Lava war nach Süden auf die wogende Ebene geflossen. War es dies, was ihm die Feuerechsen seit kurzem immer wieder zukreischten? Toric konnte sich nur selten an seine Träume erinnern, aber in jüngster Zeit waren sie sehr lebhaft und völlig unverständlich gewesen. Ein Mann sollte nicht auch noch im Schlaf von Feuerechsen belästigt werden - trotz allem, dies war genau die Stelle, die sie ihm in ihren Bildern übermittelt hatten.
Er zweifelte nicht daran, daß die Hochebene am Fuß der Vulkane einst bewohnt gewesen war. Die Morgensonne hob alle Umrisse scharf hervor, und solche Konturen konnte keine Naturgewalt schaffen. Die Hügel, durch gerade Linien voneinander getrennt, waren zu Quadraten oder Rechtecken
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