Pern 10 - Die Renegaten von Pern
im Süden 187
unter diesen Beschränkungen zu leiden haben -,und daß eine Lockerung dem Norden nicht nur bei der Versorgung mit Heilkräu-tern, sondern auch auf anderen Gebieten zugute kommen könnte.
Du darfst auch die Mineral-und Metallvorkommen erwähnen ...«
Toric hob warnend die Hand.
»Aber natürlich diskret.«
»Natürlich.«
Piemur grinste verständnisinnig.
»Außerdem gibt es noch einen Grund, warum du die Reise machen solltest, abgesehen von deinen guten Beziehungen zum Meisterharfner selbstverständlich. Um gleich mit der Tür ins Haus zu fallen, für einen Lehrling wirst du allmählich zu alt.«
Toric sah, daß der Junge damit nicht gerechnet hatte, und fuhr gewandt fort: »Saneter wird nicht jünger, und ich brauche einen Harfner, der meinen Zielen wohlwollend gegenübersteht, am liebsten einen, der den Alten bereits vertraut ist, so daß der Wechsel unbemerkt vonstatten geht. Sieh zu, daß du deinen Gesellenknoten bekommst, während du dich in der Harfnerhalle aufhältst, und sobald du die Tische gewechselt hast, bist du hier jederzeit wieder willkommen. Das ist ein Versprechen.«
»Und was genau soll ich Meister Robinton sagen?«
»Ich kann einem künftigen Gesellen doch wohl so weit vertrauen, daß er seinem Gildemeister mitteilt, was der wissen muß?«
Toric entging nicht, wie schnell der Junge die leichte Betonung auf dem Wort >muß< erfaßt hatte.
Piemur zwinkerte ihm zu. »Aber sicher. Nur, was er wissen muß.«
Erst als Piemur gegangen war, fragte sich Toric, was dieses unverschämte Zwinkern wohl zu bedeuten hatte. Er wäre freilich nie auf die Idee gekommen, daß der Meisterharfner persönlich in den Süden reisen würde, um in Erfahrung zu bringen, was er seiner Meinung nach wissen mußte, ehe er den Weyrführern von Benden 188
die Sache vortrug.
Und diese Reise sollte vielerlei Auswirkungen haben.
*
Die Begegnung ging Jayge den ganzen Weg bis zum Großen See von Lemos nicht mehr aus dem Kopf, besonders, seit er seine eigenen Eindrücke von Lady Thella mit dem verglichen hatte, was man sich über die ärgsten Banditen von Lemos erzählte. Thella wurde nie beim Namen genannt, und Armald war zum Glück nicht helle genug, um die Verbindung herzustellen. Eine Burgherrin war und blieb eine Burgherrin, genau wie ein Händler immer ein Händler blieb. Armald wußte nicht so genau, ob das auch für Reiter galt, die ihren Drachen verloren hatten, aber dieser Mann hätte schließlich jeden in Verwirrung gestürzt.
Was Jayge beunruhigte, war die Tatsache, daß die Renegatin eine gut organisierte Bande anführte, die der Lilcamp-Borgald-Karawane durchaus Schwierigkeiten bereiten konnte. Er machte sich unwillkürlich Sorgen, weil er sie gereizt hatte, obwohl Temma ihm geraten hatte, sich den Vorfall aus dem Sinn zu schlagen. Außerdem hatte Thella die Karawane mit allzu entschlossenem Blick gemustert
- und der Weg bis >Ende der Welt< war noch weit.
Sie hatten unweit der Prärie-Siedlung Schutz vor einem Fädeneinfall gesucht, und wie gewohnt erboten sich Crenden und Borgald, am nächsten Tag einen Bodentrupp auszusenden. Nazer und Jayge ritten zur Siedlung, um den Gutsherrn Anchoram zu fragen, welches Gebiet sie kontrollieren sollten.
Zu Jayges Überraschung kam Baron Asgenar persönlich auf einem blauen Drachen angeflogen, stieg mit einem Schwung ab, der lange Übung verriet, und begrüßte lächelnd die vielen zusätzlichen Helfer, die sich in der Siedlung versammelt hatten. Der Baron schien sehr beliebt zu sein, und als er bei drei aufgeregten Gebirglern ste-189
henblieb, hielt auch Jayge seinen Renner in der Nähe der Gruppe an.
Der Burgherr von Lemos war ein großer Mann mit leicht hängenden Schultern und lichtem blonden Haar, das unter dem Reithelm ein wenig feucht geworden war. Die klaren Augen blickten aufrichtig, und er gab sich ganz natürlich - nicht so herrisch wie Corman, Laudey oder Sifer, die anderen Barone, denen Jayge begegnet war.
Aber wie Larad von Telgar war auch Asgenar noch ziemlich jung und nicht so engstirnig wie die anderen, die sich während des langen Intervalls uneingeschränkter Autorität erfreut hatten.
Dank seiner scharfen Ohren gelang es Jayge, das Gespräch zu belauschen. Am meisten beklagten sich die verängstigten Pächter darüber, nur unzureichend gegen Überfälle geschützt zu sein.
»Es ginge ja noch, Baron Asgenar, wenn sie uns wenigstens offen angreifen würden und man sich mit Kraft oder Geschicklichkeit verteidigen könnte«, sagte
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