Pern 11 - Die Weyr von Pern
schwerfällig waren die Füße in den schweren Stiefeln mit den Magnetsohlen. Blitzschnell suchte er Halt an Ruths Hals, als er spürte, daß sein Körper anderswohin zu schweben drohte als nach unten. Ruth packte ihn am Knöchel, plötzlich stimmte die Richtung, und dann hielten ihn die Stiefel sicher am Deck fest.
Er wußte, daß seine Mitschüler ihn beobachteten, und hoffte inständig, er möge nicht so lächerlich aussehen, wie er sich fühlte. Sharra hatte ihm wiederholt versichert, sie habe ihn tags zuvor in der Schwerelosigkeit ganz und gar nicht komisch gefunden. Er solle sich beruhigen, er und auch Piemur hätten sich sehr wacker geschlagen. Sie habe sich nur gewünscht, die Aussicht auf Pern, die die beiden so sehr gefesselt hatte, ebenfalls betrachten zu können.
»So kenne ich Piemurs Gesicht gar nicht. Jancis war ganz beeindruckt.«
»Und wie habe ich ausgesehen?«
»Wie vom Blitz getroffen, genau wie Piemur«, grinste sie schalkhaft. »Ähnlich wie damals, als man dir Jarrol zum erstenmal gezeigt hat.«
Wenigstens hatte Jaxom seine Bewegungen heute einigerma-
ßen unter Kontrolle - solange er mit den Füßen auf dem Deck blieb. Den schweren Stiefel mühsam vom Boden lösend und ihn vor sich wieder aufsetzend, machte er den ersten Schritt.
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Ruth war an der gleichen Stelle direkt neben der Lifttür gelandet. Jaxom brauchte nur unter dem Hals des Drachen hindurchzutauchen, um die Schalttafel zu erreichen, die laut Akkis Aussagen angeblich funktionierte.
Ich mache dir Platz , erbot sich Ruth zuvorkommend, stieß sich mit den Hinterbeinen ab und steuerte mit mehreren Rückwärtssaltos dem Fenster zu. Die Aussicht von hier ist noch besser als von den Sternensteinen auf Senden oder den Feuerhöhen von Ruatha. Jaxom hatte den Finger in dem dicken Handschuh noch nicht auf der Druckplatte, als Ruth bereits seine Nase gegen das Plasglas preßte und in den Weltraum hinausstarrte.
Immer noch wurde Jaxom das Gefühl nicht los, ein Eindringling zu sein. Tags zuvor war es besonders stark gewesen. Er ging da, wo seine Vorfahren gegangen waren, und betätigte dieselben Knöpfe, Schalter und Tastaturen wie einst sie.
Gestern hatte er sich noch eingeredet, das Unbehagen hänge mit ihrem makabren Auftrag, der Bergung der Leiche Sallah Telgars zusammen. Wenn er heute in einer ganz anderen Mission wiederkäme, würde es hoffentlich verschwinden.
Leider war dem nicht so.
Obwohl es ihm und Piemur wie durch ein Wunder gelungen war, die Computerkonsolen zu aktivieren und die notwendigen Programmierungen durchzuführen, hatte Akki nicht feststellen können, warum die Frachtraumtüren immer noch offenstanden.
Und so hatte er Jaxom im Schnellverfahren die nötigen Kenntnisse vermittelt und ihm aufgetragen, in die Frachtetage hinunterzufahren und zu versuchen, diese Tore mit Hilfe des Computers, notfalls auch per Handsteuerung zu schließen.
»Es steht sehr zu hoffen, daß wenigstens eines der beiden Systeme betriebsbereit ist«, sagte Akki.
»Wieso?«
»Weil Sie anderenfalls das Schiff verlassen müßten, um festzustellen, wodurch der Schließmechanismus blockiert 235
wird.«
»Oh!« Jaxom hatte genügend Lehrfilme gesehen, um daran zu zweifeln, daß er den Mut zu einem Raumspaziergang aufbringen würde.
Der Lift öffnete sich, und er trat ein. Die Tür ging zu. Noch einmal studierte er den Plan, den er in der Hand hielt - obwohl er ihn längst auswendig kannte -, dann drückte er den Knopf mit der Aufschrift FR für Frachtraum, ohne sich vorher zu vergewissern, wie viele Etagen dieser Fahrstuhl anfuhr. Akki hatte ihm zwar versichert, die Solarzellen der Yokohama lieferten genügend Energie, um den Brückenlift zu betreiben, dennoch dauerte es einen bangen Moment, bis der so lange nicht mehr benützte Mechanismus widerwillig ansprang.
»Der Lift funktioniert«, erklärte er möglichst ungerührt. »Ich fahre abwärts.« Akki hatte ihn angewiesen, laufend Bericht zu erstatten. Jaxom war von Natur aus kein Schwätzer und fand es albern, jeden Handgriff melden zu müssen, auch wenn er unter keineswegs normalen Bedingungen operierte. Akki hatte daraufhin lediglich wiederholt, das sei so üblich, wenn jemand allein in einer potentiell feindlichen Umgebung arbeite.
»Plan fortsetzen«, befahl Akki.
Die Fahrt schien kein Ende zu nehmen und war doch im Nu vorüber. Eine Sirene schrillte, und eine rote Schrift - ACHTUNG: VAKUUM! - erschien über der Lifttür.
»Was mache ich jetzt, Akki?«
»Drücken Sie auf der
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