Pern 11 - Die Weyr von Pern
fuhr Akki fort.
»Wie sollen wir denn die Fäden vernichten, wenn das wahr ist, was du uns über diese Oort'sche Wolke erzählt hast?«
fragte der Harfner.
»Was Sie erfahren haben, entspricht den Tatsachen.«
»Tatsachen sind nicht die einzige Wahrheit«, gab Lytol zu bedenken.
»Wir sollten nicht vom Thema abkommen«, mahnte Robinton mit einem strengen Blick auf seinen Freund. Der ehemalige Drachenreiter und Akki konnten sich endlos mit semantischen und philosophischen Haarspaltereien beschäftigen, wenn sie unter sich waren.
»Man muß eben die Tatsachen ändern«, fuhr Akki fort, als habe Lytol ihn nicht unterbroche n. »Das ist der Plan.«
»Ich wünschte«, Robinton beugte sich erwartungsvoll vor,
»du würdest uns deinen Plan endlich verraten.«
»Meister Robinton, lassen Sie mich darauf mit einem Vergleich antworten. Sie würden von einem neuen Schüler nicht erwarten, daß er gleich beim erstenmal eine ganze Partitur fehlerfrei liest, nicht wahr?« Als Robinton dies bejahte, fuhr Akki fort: »Ebensowenig würden Sie von diesem Schüler, und wäre er auch noch so begabt, erwarten, daß er auf einem ihm unbekannten Instrument perfekt die schwierigsten Stücke spielt?«
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»Ich habe verstanden.« Robinton hob die Hände, zum Ze ichen, daß er sich geschlagen gab.
»Sie können ganz beruhigt sein, wenn Sie sich ansehen, was bereits erreicht, welch großes Pensum bisher bearbeitet und auch verstanden wurde. Wir machen Fortschritte auf dem Weg zu unserem großen Ziel, aber es wäre falsch, Ihre wackeren Leute mit Erklärungen zu überfordern, ehe sie durch Ausbildung und eigene Erfahrung ausreichend darauf vorbereitet sind.«
»Du hast recht, Akki, vollkommen recht.« Robinton konnte über seine törichte Ungeduld nur selbst den Kopf schütteln.
»Wie wichtig ist dieses Konklave der Barone für Pern und für dieses Projekt, Meister Robinton?« fragte Akki.
Robinton verzog das Gesicht. »Das ist die große Frage. Aber wenn alle Barone sich versammeln, besteht immer die Gefahr, daß kleinere Reibereien zu einem heftigen Streit eskalieren.
Wir - Sebell, Lytol, D'ram und ich - haben Grund zu der Befürchtung, daß einige unzufriedene Konservative Zweifel an Landing und an unserem Projekt anmelden werden.
Morgen, nach Sallah Teigars Beisetzung, werden wir die Reaktionen besser einschätzen können.«
»Werden viele an der Zeremonie teilnehmen?«
In Robintons Grinsen mischte sich eine Spur von Ironie. »Es wird alles da sein, was auf Pern Rang und Namen hat! Meister Shonagar hat seine Lehrlinge und Gesellen erbarmungslos gedrillt; Domick hat sich fast zu Tode geschuftet, um die passende Musik zu schreiben, sogar zu schmetternden Fanfa-renstößen hat er sich verstiegen. Ihr zu Ehren wird der ganze Himmel voller Drachen sein.« Unversehens wurde dem
Harfner bei dem Gedanken an all die Huldigungen, die man für die legendäre Vorfahrin geplant hatte, die Kehle eng.
»Neben anderen steht auch Perschar bereit, um Illustrationen anzufertigen.«
»Solche Skizzen wären eine große Bereicherung für die 246
Archivspeicher über das Pern der Neuzeit«, bemerkte Akki.
»Selbstverständlich bekommst du sie«, versprach ihm Robinton.
»Und von jedem von Ihnen einen mündlichen Bericht über die Veranstaltung.«
»Von jedem von uns?« fragte D'ram überrascht.
»Man muß ein Ereignis oft aus verschiedenen Perspektiven betrachten, um es in vollem Umfang würdigen zu können.«
*
Am nächsten Abend war Robinton nicht mehr sicher, ob es jemals gelingen würde, Sallah Te lgars Bestattung in vollem Umfang zu dokumentieren. Es war ein ereignisreicher Tag gewesen, und ausnahmsweise gestand er sich auch ein, daß er sehr, sehr müde war.
Larad und seine Frau hatten die Feier aufs glanzvollste auf-gezogen. Unter Domicks persönlicher Leitung sollte die
>Ballade von Sallah Telgar< von Sängern aus allen Teilen des Kontinents und von wahren Meistern auf verschiedenen Instrumenten virtuos vorgetragen werden.
Die großen Feuergruben von Telgar waren pausenlos in Betrieb, um die vielen Gäste sattzubekommen, die schon seit dem Vortag nach und nach eintrafen. Zwar hatten die meisten vorsichtshalber ihre Verpflegung selbst mitgebracht, aber Telgar knauserte nicht. Alle in irgendeiner Weise bedeutenden Persönlichkeiten wurden in Teilen der großen Burg einquar-tiert, die seit der letzten Seuche nicht mehr bewohnt waren.
Robinton konnte sich des Verdachts nicht erwehren, daß man sämtliche Pächter von Telgar zu
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