Pern 12 - Die Delphine von Pern
Lächeln der braungebrannte Alemi, der, wie hier in der heißen Jahreszeit üblich, nur mit einem Tuch bekleidet war. »Sag, wo stehen die Fische morgen, Afo?«
Afo gab ihm die Information so, daß Alemi das Ergebnis der Echopeilung selbst entschlüsseln mußte. »Sie wissen, wo die Schwärme stehen, aber sie können es nur weitergeben, indem sie mir mitteilen, wie lange die Schallwellen bei der Schallortung brauchen, bis sie zu ihnen zurückkehren«, erklärte Alemi.
»Auf diese Art lerne ich die Entfernungen immer besser abzuschätzen.«
»Das ... das ist verblüffend.« T'lion war beeindruckt.
»Nicht so verblüffend, wie daß du Boojies Wunde hast nähen lassen.« Alemi lächelte über T'lions Überraschung. »Oh, wir haben alles darüber gehört. Sie können Nachrichten in alle Richtungen aussenden - wenn sie Lust dazu haben.«
»Trotzdem haben Drachen immer noch die größte Verantwo rtung«, erklärte T'lion und schaute stolz zu seinem großartigen Bronzenen empor.
»Das will ich keinen Moment bestreiten, Junge. Jeder halte sich an seine eigene Aufgabe auf Pern.«
»Was mich daran erinnert, daß ich gleich Harfner Boskoney abholen muß.« T'lion kletterte die Leiter zum Steg wieder hoch und zog sein nasses Hemd aus der Hose, während er zu seinem Drachen lief. Auf dem kurzen Flug gelang es ihm, sein trockenes Hemd aus dem Bündel zu holen und sich umzuzie-hen.
204
Als er und Gadareth herabglitten und vor Boskoneys Häuschen landeten, schaute der Harfner aus der Tür.
»Einen Moment noch«, rief er.
T'lion kannte die >Momente< des Harfners, legte sein Hemd zum Trocknen über den nächsten Busch und hockte sich dann mit dem Rücken an Gadareth gelehnt zum Warten nieder.
Ein braungebrannter kleiner Junge kam aus dem Haus, läche l-te beim Anblick des Drachen und näherte sich vertrauensselig.
»Du mußt T'lion sein, und das ist Gadareth.« Der Junge streckte die Hand zum Drachenmaul hoch. Gadareth ergriff sie zum höflichen Gruß. »Boskoney hat gesagt, du würdest ihn abholen, und ich könnte jetzt gehen.«
»Und wer bist du?« fragte T'lion, dem das selbstbewußte Auftreten des Jungen gefiel. Er konnte nicht älter als sieben Umläufe sein.
»Ich bin Readis, Sohn der Gutsbesitzer Jayge und Aramina.
Ich wasche immer Ruth, Lord Jaxoms Drachen, wenn er zu Besuch kommt. Kann ich Gadareth vielleicht auch einmal waschen?« Dann wurden ihm die Ausmaße des Bronzenen
bewußt, auch wenn dieser noch nicht einmal vollständig ausgewachsen war.
»Er ist viel größer als Ruth, aber ich könnte helfen.«
T'lion lachte. »Das kannst du, wenn es sich je ergibt, daß wir lange genug hier sind. In der Regel helfen mir allerdings die Delphine, Gadareth zu waschen.«
Der Junge riß die Augen so weit auf, daß T'lion lachen mußte.
»Du sprichst mit Delphinen?«
Nun war die Überraschung auf T'lion Seite: Der Junge wußte nicht nur, daß Delphine redeten, sondern hatte ihren Namen auch richtig ausgesprochen.
»Hast du mit Delphinen gesprochen?« fragte T'lion.
Vielleicht kümmerte der Junge sich um Alemis Delphin—
Glocke. Das wäre eine gute Aufgabe für so einen kleinen Burschen und Gutsherrensohn.
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»Nur an dem Tag, an dem sie mir das Leben gerettet haben.
Aber Onkel Alemi hat gesagt, sie haben sich nach mir erkundigt.«
»Sie haben dir das Leben gerettet? Erzähl!«
Manchmal hatte T'lion Sehnsucht nach dem jüngsten seiner Brüder, Tikini, der genauso unbefangen war wie dieser Gutsherrensohn. Er und Tikini hatten sich sehr nahe gestanden.
In diesem Moment kam Boskoney aus dem Haus, und in der schweren Flugjacke trat ihm bereits der Schweiß auf die Stirn.
»Auf, lauf nach Hause, Readis!« befahl er dem Jungen, »Laß uns schnell aus dieser Hitze verschwinden, T'lion.«
»Wir sehen uns wieder, Readis«, rie f T'lion, während er eilig Gadareth bestieg und dann Boskoney emporhalf. Als er aus der schwülen Luft der Siedlung nach oben kreiste, sah er den Jungen noch lange hinter ihnen herwinken.
Im Laufe der nächsten Wochen trafen T’lion und Readis sich immer wieder, wenn T’lion den Harfner abholte. Readis fragte regelmäßig nach den Neuigkeiten in T’lions Schule, ob Delphine krank seien oder geheilt wurden, und T’lion war nur zu glücklich, mit jemandem reden zu können, der seine Erzählungen so begierig aufnahm. Es war ihm gar nicht bewußt gewesen, wie sehr er sich mit seinem Interesse für die Delphine isoliert hatte, bis er mit Readis sprach, der mit funkelnden Augen
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