Pern 12 - Die Delphine von Pern
so, daß sie entweder später dran waren als geplant, oder daß Boskoney tatsächlich einmal pünktlich war. T'lion setzte Readis ab, half Boskoney auf den Drachen und hatte keine Zeit, den Jungen zu ermahnen, daß jemand nach seinem Fuß schauen sollte.
Am nächsten Tag wurde er bei der Fädenbekämpfung gebraucht und mußte den Kampfgeschwadern weit draußen über dem riesigen Inlandsee Säcke voll Feuersteine bringen.
Dann beauftragte man ihn, die Schmiedemeister zu transportieren, die an einer dieser endlosen Besprechungen teilnahmen, die bei der Verwa nun täglich stattfanden, und so wurde er erst drei Tage später erneut mit dem Abholen Boskoneys betraut.
Voller Vorfreude auf die Begegnung mit Readis traf er beim Floß ein, doch der Junge kam nicht. Als T'lion und Gadareth bei Boskoney eintrafen, erkundigte er sich bei dem Harfner, ob er den Jungen gesehen habe.
»Nein, er ist krank. Ziemlich krank, wie ich hörte.«
T'lion war plötzlich voll Sorge. Scherben!
Readis hatte versprochen, sich von seiner Tante Temma untersuchen zu lassen!
»Er hat einen dieser plötzlichen Fieberanfällen, wie sie bei Kindern seines Alters so häufig sind«, fügte Boskoney hinzu, als er sich zwischen die Nackenwülste des Bronzedrachen setzte. »In ein oder zwei Tagen geht es ihm wieder gut. Ein 209
aufgewecktes Kerlchen.«
»Ja, wirklich«, erwiderte T'lion, der sich nur teilweise beruhigt fühlte. Eine seiner Schwestern war an einem dieser plötzlichen Fieberanfälle gestorben, aber sie war auch jünger gewesen als Readis und bei weitem nicht so kräftig wie der Gutsherrensohn.
»Vielleicht sollte ein Delphin einen Blick auf ihn werfen. Sie sind sehr gut darin, Krankheiten zu beurteilen.«
Boskony lachte und klopfte dem jungen Reiter beruhigend auf die Schulter. »Oh, ich denke, für deine Freunde ist sein Zustand noch bei weitem nicht kritisch genug, T'lion, aber es spricht für dich, daß du dir Sorgen machst.«
»Ich mache mir Sorgen. Er ist wie ein Bruder für mich.«
»Ich werde ihm sagen, daß du dich nach ihm erkundigt hast.«
»Ja, tun Sie das, bitte.«
Am nächsten Tag ging T'lion zum Floß, läutete die Glocke und bat den ersten Delphin, der auf das Berichtsignal herankam, Afo herbeizuholen.
»Was für ein Dorn war das in Readis Fuß, Afo?« fragte er dringlich.
»Schwimm m' uns« , quietschte Afo und klickte aufgeregt.
»Du laut nicht Glocke drei Sonnen jetzt.«
»Nein, Readis ist krank.«
»Schlimm Dhorn. Hab gesagt.«
»Kann ein Dorn denn ein Fieber verursachen?«
»Schlimm Dhorn. Meer Dhorn, nicht Land. Schlimmer.«
»Dann sage ich besser seiner Mutter Bescheid«, erwiderte T'lion und ließ sich von Gadareth direkt zum Haus des Gutsherrn fliegen.
Dort traf er nicht nur die Eltern des Jungen und Tante Te m-ma, sondern auch den Heilermeister von Landing an. Alle wirkten sehr besorgt, und durch den Schlafmangel war Readis'
Mutter völlig erschöpft. Selbst Jayge sah man die Sorge an.
»Ich hörte, daß Readis krank ist«, begann T'lion, der nervös 210
seine Flugkappe umklammert hielt. »Kann ich irgend etwas tun? Die Delphine können sagen, was den Menschen fehlt, wissen Sie.«
»Delphine!« Aramina spuckte das Wort nur so aus.
»Er phantasiert von Delphinen.«
Sie hob das Gesicht zu Jayge empor. »Er kann doch nicht seine Rettung noch einmal erleben, oder?«
Sie hat Angst vor Delphinen, T'lion, sagte Gadareth.
Aber warum denn?
Sie hat nur Angst vor ihnen, wenn es um Readis geht.
Da dämmerte es T'lion zum ersten Mal, daß es vielleicht ein Fehler gewesen war, den Jungen zu Alemis Floß mitzunehmen.
Aber er hatte sehr gut auf ihn aufgepaßt, und der Junge hatte das Versprechen nicht gebrochen, das er seiner besorgten Mutter gegeben haben mußte.
Der Heilermeister warf T'lion einen durchdringenden Blick zu. »Bist du der Bronzereiter, der Persellan beim Ost-Weyr geholfen hat?«
»Ja, Meister, T'lion, Gadareths Reiter.«
»Dein Angebot ist freundlich, Drachenreiter, aber das hier ist ein Fieber, wie Kinder es häufig haben. Es dauert länger an als üblich, das stimmt, aber es ist kein Problem, das ein Delphin lösen könnte.«
T'lion zögerte. »Läuft er nicht immer barfuß herum? Das soll keine Kritik sein, Gutsherrin Aramina«, fügte er hastig hinzu, als er sah, daß die Bemerkung sie kränkte. »Ich wünschte, ich könnte das auch tun«, fügte er hinzu und deutete auf die schweren Stiefel, in denen seine Füße schwitzten. »Aber ich weiß, wie gefährlich Dornen sein
Weitere Kostenlose Bücher