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Perry Clifton und das Geheimnis der weißen Raben

Perry Clifton und das Geheimnis der weißen Raben

Titel: Perry Clifton und das Geheimnis der weißen Raben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Ecke
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den Strahl der Lampe auf das Innere. Ein winziger Vorraum mit einem Kleiderhaken bietet sich ihren Blicken. Zwischen ihnen und dem eigentlichen Raum befindet sich eine weitere Tür.
    Während der Sturm unvermindert weiterheult, zieht Perry Clifton die Außentür ins Schloß. Und zum erstenmal seit längerer Zeit müssen sie weder laut reden noch schreien, um sich zu verständigen. Die Außengeräusche sind in eine angenehme Entfernung gerückt.
    Perry Clifton betritt den Hauptraum der Hütte — und staunt. Auch Dicki ruft überrascht und beeindruckt: „Das ist ja ein richtiges Wohnzimmer!“
    Perry nickt, nimmt Dicki die Taschenlampe aus der Hand und läßt den Schein durch den Raum wandern. Dann hat er gefunden, was er sucht: eine Karbidlampe. Sie steht in einem Regal mit — nein, Bücher sind das keine. Es sind rote und blaue Kartons, in denen üblicherweise Tonbänder verpackt sind.
    Eine Minute später verbreitet die Lampe ein weißliches Licht, das auch den kleinsten Winkel erhellt. Eine kleine Couch, ein dazu passender Tisch, ein alter Schreibsekretär, unter dessen vorderes linkes Bein ein mehrfach gefalteter Karton geschoben ist, zwei Stühle mit Korbgeflecht und ein schmaler, länglicher Tisch, auf dem eine Schreibmaschine und ein Tonbandgerät stehen. Das ist die Einrichtung, wenn man von dem Regal an der Stirnseite absieht… Über allem liegt ein dumpfer Geruch, der sich aus Staub, Karbid, schalem Zigarettendunst und einem Hauch von Parfüm zusammensetzt.
    „Sehen Sie, Mister Clifton, ein Tonbandgerät!“
    Perry weist auf das Regal. „Und ein Stoß Tonbänder. Ich habe einen schrecklichen Verdacht, Dicki!“
    „Einen Verdacht?“
    „Wir werden sehen.“
    „Glauben Sie, daß Lady Pamela mit den Leuten unter einer Decke steckt, Mister Clifton?“
    „Es hat den Anschein, Dicki.“ Perry nimmt einen Stapel Tonbänder aus dem Regal und baut sie neben dem Gerät auf. „Ich bin sicher, daß wir jetzt eine Menge Überraschungen erleben“, murmelt er dabei und legt das erste Band auf. „Das können Sie sich sparen, wir haben ja gar keinen Strom hier in der Hütte.“
    „Ist auch unnötig. Das Gerät läuft auf Batteriebetrieb.“ Perry drückt auf die Taste, doch nichts geschieht. Die Spannung löst sich, und ein wenig enttäuscht läßt Perry Clifton das Band zurückspulen. Das zweite Band… Und diesmal fahren sie erschreckt zusammen. Rabengekrächz, Kettengerassel und hallendes Kichern dröhnt ihnen entgegen, und für einen Augenblick wird Dicki ganz weiß um die Nase. Perry stoppt das Band. „Na, kennst du diese Musik? Das sind die weißen Raben von Schloß Catmoor. Geistererscheinungen, auf Tonband konserviert. Jetzt müssen wir in unserem Zimmer nur noch den Lautsprecher entdecken.“
    „Aber Sie haben doch schon alles untersucht“, wirft Dicki ein.
    „Das ist es ja eben. Ich werde also noch einmal suchen müssen.“ Clifton legt das dritte Band auf. Was sie dann hören, bringt auch den Detektiv aus der Fassung. Zuerst hören sie das Geräusch einer Tür, dann sind es Schritte, und eine Stimme spricht: „Ich bin Ihnen, Mister Clifton — und selbstverständlich auch dir, Dicki — , sehr dankbar, daß Sie den weiten Weg nach Catmoor nicht gescheut haben, um mir und meiner Familie zu helfen…”
    „Das ist Sir Douglas!“ flüstert Dicki in größter Aufregung, und Perry nickt stumm. Mit seiner Stimme geht es weiter: „So uneigennützig ist unsere Anwesenheit ja gar nicht, Sir. Sie vergessen, daß wir bei dieser Gelegenheit auch ein bißchen Ferien machen wollen.“
    „Ich weiß nicht, ob das mit einem solchen Auftrag im Rücken besonders angenehm ist, Mister Clifton.“
    „Machen Sie sich da mal keine Sorgen. Wir werden schon sehen, daß das Unangenehme das Angenehme nicht allzusehr in den Hintergrund drängt.“
    Perry stoppt das Band. „Solche Gauner, solche Schurken!“ schimpft er, und man sieht es ihm an, daß er die Urheber dieser Machenschaft am liebsten eigenhändig verdreschen möchte.
    „Jetzt fehlt nur noch, daß sie in unserem Zimmer auch ein Mikrophon installiert haben.“ Nacheinander legt Perry Clifton sechs weitere Bänder auf; sie enthalten entweder Musik oder Unterhaltung zwischen Douglas Everbridge und seinem Bruder. Auch das Gespräch, das er zum Dinner mit den Everbridges führte, ist vollständig aufgezeichnet. Dann legt Perry auch noch, das letzte Band auf. Es bleibt zunächst still, und Clifton will schon wieder auf die Stopptaste drücken, als er Dickis

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