Perry Clifton und das ungewöhnliche VErmächtnis
unterschlagen, (seufzt) Nun ja, Gauner bleibt eben doch Gauner. Ich habe jedenfalls noch von keinem gehört, der nach der „Gefängniswäsche“ weiß geblieben ist.
Clifton: Ich glaube doch, daß es Ausnahmen gibt.
Dr. Barrett: Sie sind eben ein optimistischer Menschenfreund, Mister Clifton. Sie möchten nun von mir wissen, um was es sich bei dem Geheimnis handeln könnte.
Clifton: Der Gefängnisdirektor meinte, wenn es einer wüßte, dann nur Sie.
Dr. Barrett: Ja, Maxwell und ich haben regelmäßig Schach miteinander gespielt, und ich gestehe, daß es mich immer wieder aufs neue gereizt hat, gegen ihn anzutreten. Seine Art, mit den Figuren umzugehen, war so unkompliziert und hatte gar nichts Mathematisches an sich. Dabei erzählte er mir immer wieder von seinen Reisen. Eines Tages dann kam mein Neffe Frederic, er ist Journalist, auf die Idee, aus Maxwells Erlebnissen ein Buch zu machen. Mit Genehmigung der Justizbehörden zog ich fortan mit einem Tonbandgerät ins Gefängnis und nahm auf, was er erzählte.
Bitte, gedulden Sie sich noch ein paar Augenblicke. Meine Assistentin ist zu Frederic gelaufen und holt das Tonband.
Clifton: Sagen Sie, Doktor, halten wir Sie eventuell von der Sprechstunde ab?
Dr. Barrett: Aber nein. Offizielle Sprechstunde habe ich nur nachmittags. Leider haben die Leute in dieser Gegend ziemlich gesunde Zähne, so daß mein Wartezimmer noch nicht wegen Überfüllung geschlossen werden mußte.
Clifton: Und wie oft behandeln Sie im Gefängnis drüben?
Dr. Barrett: Immer montags. Aber es kommt auch vor, daß ich außer der Reihe gerufen werde. Immerhin sind dort zusammengerechnet über vierhundert Männer untergebracht. Ich meine natürlich das Wachpersonal mit eingeschlossen. Ah, ich höre die Tür. Das wird meine Assistentin sein...
(Klopfen)
Herein!
(Tür)
Assistentin: Bitte sehr, Doktor. Mister Frederic meint, daß er sich meldet, wenn er das Band wieder braucht.
Dr. Barrett: Ist gut, Mary, und vielen Dank. Und wenn irgendwas ist, ich möchte die nächste Zeit nicht gestört werden.
Assistentin: Ja, Sir...
(Tür zu)
Dr. Barrett: Dieses Band hier enthält ein Gespräch, das uns eventuell die Frage beantworten wird, was es mit Maxwells Geheimnis auf sich hat... (lächelnd) Das heißt, nicht nur eventuell, sondern bestimmt...
Dicki: Haben Sie viele solcher Bänder, Sir?
Dr. Barrett: O ja, mein Sohn. Es sind über dreißig, die Mister Maxwell im Laufe der Monate vollgesprochen hat. Und die Nummer sieben hier ist das afrikanische Band...
Julie: Sie haben Sie nach Ländern geordnet?
Dr. Barrett: (hantiert mit Tonbandgerät) Nicht ich, sondern mein Neffe. Zuerst nach Jahren, und innerhalb der Jahre nach Ländern. So haben wir eine chronologische Geographie, oder anders herum, eine geographische Chronologie... So, ich wär’ soweit. Bitte, hören Sie zu...
Tonband-Szene Rückblende
Dr. Barrett: Na, David, wie geht’s Ihnen heute?
Maxwell: (hat es eilig) Ganz gut, Doktor... Nur zum Schachspielen bin ich heute überhaupt nicht aufgelegt. Ich weiß nicht, aber irgendwas stimmt mit mir nicht...
Dr. Barrett: Dann lassen Sie sich doch mal von Doktor Wynham untersuchen.
Maxwell: Keine Lust.
Dr. Barrett: Wozu braucht man da Lust, David. So eine Untersuchung geht doch schnell vorbei. Entweder sagt er Ihnen, daß Sie bald in die ewigen Jagdgründe einziehen, oder aber er sagt, daß Sie nicht hundert, sondern mindestens hundertfünf Jahre alt werden.
Maxwell: Ich habe vor dem ersteren Angst... Verdammt, Doktor, ich habe wirklich Angst, daß der was findet. Baswater war kerngesund, bis er zu Doktor Wynham kam. Und der fand glatt eine Schwindsucht bei ihm. Nun liegt er seit drei Monaten im Krankenhaus... Wie weit waren wir das letzte Mal gekommen?
Dr. Barrett: Sie wollten von Afrika erzählen. Wenn ich mich nicht irre, ging es da um irgendein Geheimnis.
Maxwell: Ein trauriges Geheimnis... läuft das Tonband schon?
Dr. Barrett: Ja, es ist in Betrieb, Sie können lossprechen.
Maxwell: (räuspert sich) Also das war so...
Ich fuhr damals auf der „Lady Sarah“ die Route London-Durban-London. Die „Lady“ war ein Frachter. Wir schafften Traktoren, Maschinen und Werkzeuge nach Südafrika und nahmen Baumwolle, Häute, Tabak und Kaffee mit zurück.
Im Spätsommer 1939 kamen wir wieder nach Durban. Irgendwas an unserer Maschine mußte repariert werden, und man sagte uns, daß wir etwa eine Woche festliegen würden, weil die Ersatzteile erst beschafft werden müßten.
Ich teilte
Weitere Kostenlose Bücher