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Perry Clifton und der Spionagering Rosa nelke

Perry Clifton und der Spionagering Rosa nelke

Titel: Perry Clifton und der Spionagering Rosa nelke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Ecke
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warum soll ich mir an so einem schönen Tag die Finger schmutzig machen und die Bizeps ausdehnen, was, hahahahaha, benutzen wir doch lieber den ‚künstlichen’ Wagenheber, was, hahahaha.“ Und dröhnend lachend watschelte er zu seinem Wagen zurück, um das Werkzeug zu holen.
    Während Perry Clifton und Glenn Parker den Radwechsel Vornahmen, stand der fröhliche Dicke hinter ihnen und plauderte munter drauflos. Daß das Leben als Vertreter für Krawatten und Einstecktücher ein sehr beschwerliches sei, daß er früher mal Koch gelernt, später den Beruf jedoch nicht habe ausüben können, weil er allergisch gegen Küchengerüche geworden sei. Von seinen eigenen Pannen wußte er so viel zu berichten, daß man fast annehmen mußte, er habe eine Leidenschaft für geplatzte Reifen, versagende Anlasser, defekte Lichtmaschinen und gebrochene Achsen. Als ihm Perry Clifton, sozusagen als Dankeschön, ein paar Krawatten abkaufen wollte, prustete der „brave Rex Simpson“ los, als habe ihm Clifton soeben den Witz des Jahrhunderts erzählt.
    „Mister“, brachte er endlich hervor, „ich sollte Sie eigentlich beim Wort nehmen...“
    „So tun Sie es doch!“ forderte ihn Perry Clifton auf, der sich bereits daran gewöhnt hatte, daß der kleine Dicke auch über warme Luft lachte.
    „Ich verkaufe nur Sortimente. Das kleinste Sortiment umfaßt sechzig, das größte sechshundert Krawatten!“ Das also war die Ursache seines Heiterkeitsausbruches. „Aber wenn Sie darauf bestehen, liefere ich Ihnen natürlich sechzig Krawatten.“
    Perry Clifton winkte erschrocken ab. „Vielen Dank. Ich binde im ganzen Jahr höchstens zweimal eine Krawatte um. Sechzig wären pure Hochstapelei...“
    Der kleine dicke Krawattenfachmann kletterte in seinen Wagen zurück, winkte ihnen noch einmal durch die Heckscheibe zu und fuhr gemächlich davon.
    „Ich hätte ihn keine fünf Minuten mehr ertragen“, fauchte Glenn Parker und schüttelte sich. „Vor ein paar Jahren wohnte ich in Southampton zur Untermiete. Der Wohnungsinhaber hatte die schreckliche Angewohnheit, jeden Satz mit einem Lacher zu beenden. Zum Teufel, Burly, ich mußte dort ausziehen, ich war nahe daran, den Mann aus dem Fenster zu werfen.“
    „Ja, ja.“ Clifton lächelte. „Das war schon ein komischer Heiliger, dieser brave Rex Simpson. Aber vielleicht müssen Krawattenvertreter so sein...“
    Drei Tage später sollte Perry Clifton dem „Krawattenvertreter“ erneut gegenüberstehen.
    Da jedoch war aus dem Rex Simpson Fred Bolton geworden. Noch genauer: ein Detektivinspektor Fred Bolton, von seinen Kollegen auch respektvoll „der Schauspieler“ genannt.

    Kurz nach 13 Uhr erreichten Parker und Clifton die Stadtgrenze von London. Ab hier hieß es für Perry noch vorsichtiger sein mit allem, was er sagte, fragte oder erwiderte.
    Der geringste Verdacht bei Parker — und das Spiel wäre zu Ende. Man hätte zwar in diesem Fall bereits die dritte Blume aus dem Strauß der Rosa Nelke gepflückt gehabt, doch die Spinne namens Jefferson, die das Netz beherrschte, wäre entfernter und unauffindbarer denn je gewesen.
    Zur gleichen Zeit näherte sich in der Hanwell Street, gemächlich schlendernd, ein Mann dem Uhrenladen von Erik Burly. Dem Habitus nach ein amerikanischer Tourist. Der größte Teil seines Gesichtes wurde von einer riesigen Sonnenbrille verborgen. Auf dem blonden Haarschopf trug er einen Strohhut mit farbenprächtigem Hutband. Ein buntes Hawaiihemd war über die Hose gezogen, und auf der Brust baumelten nicht weniger als drei Kameras...
    Er tat erstaunt und enttäuscht, als er die Ladentür verschlossen fand, baute sich mit den Händen einen Lichtschutz am Glas der Tür und versuchte Einzelheiten im Inneren des Geschäftes zu entdecken.
    „Hier ist geschlossen, Sir! “ sagte eine weibliche Stimme hinter ihm.
    Der Mann im bunten Hemd wandte sich um, tippte sich freundlich an die Krempe des Strohhuts und kaute ein: „Oooh, das tut mir aber leid!“ hervor.
    „Mr. Burly ist verreist!“ wußte die grauhaarige Frau zu berichten.
    „Schon lange?“
    „Seit gestern.“
    „Wirklich schade. Hatte ich mich so schrecklich gefreut, meinen guten alten Freund Burly wiederzusehen. Ich komme nämlich gerade aus New York.“
    „Da wird sich Mr. Burly bestimmt ärgern“, meinte die Frau, die so aussah, als hätte sie eine Menge Zeit für einen Plausch mit dem Amerikaner.
    „Wohin ist Erik Burly denn gereist?“
    „Nach Birmingham.“ ‘
    „Aha, und wann er zurückkommt,

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