Perry Clifton und der Spionagering Rosa nelke
Kind. Dann war es wieder still.
Glenn Parker preßte stirnrunzelnd sein Ohr gegen die Tür und schüttelte dann den Kopf. „Komisch!“
Diesmal drückte Perry Clifton den Klingelknopf. Dreimal kurz, einmal lang.
Wieder nichts. Und wieder sagte Glenn Parker: „Komisch!“
Diesmal klang sein „komisch“ allerdings weniger verwundert als mißtrauisch. Auch seine Bewegungen waren auf einmal nicht mehr locker und gelöst, sondern kontrolliert und knapp.
„Irgendwas stinkt hier!“ murmelte er leise. Als er den Türknopf drehte, gab die Tür nach.
Vorsichtig und zögernd betraten sie die Räume der angeblichen Immobilienagentur. Eine kleine Diele, eine Tür — sie stand offen — führte in eine Küche, die andere, ebenfalls weit geöffnet, in das geräumige Büro.
Glenn Parker schloß die Wohnungstür und rief: „Hallo, Mr. Colfield!“
Keine Antwort.
Sie wandten sich dem Büro zu, von dem eine weitere Tür abging. Clifton trat auf sie zu und öffnete sie. Ein kombiniertes Wohn- und Schlafzimmer. Auch hier keine Spur von Colfield.
Parker fluchte leise vor sich hin. In seinem Gesicht hatte sich ein Zug eingenistet, der es finster und abweisend erscheinen ließ.
Der Schreibtisch war aufgeräumt, regelrecht leergefegt, bis auf einige herumstehende Behältnisse mit Büroklammern und Bleistiften. In einem blanken, unbenutzten Aschenbecher lag ein Messingknopf mit einem Anker drauf. Perry Clifton ließ sich seine Enttäuschung nicht anmerken. Er setzte sich auf den knarrenden Schreibtischstuhl und sah Parker fragend an.
„Was nun, Partner?“
Glenn Parker legte sich die Faust auf die Brust: „Hab’ ich nicht schon gestern gesagt, daß irgendwas faul ist? Ich merk’ das doch zehn Meilen gegen den Wind. Sieht verdammt so aus, als hätte sich der Boß abgesetzt.“
„Vielleicht holt er sich nur Zigaretten?“ sinnierte Clifton laut, während er sich im stillen ungeduldig fragte, ob Cooks Leute schon ihre Posten bezogen hatten. Und dann schreckte er doch ein wenig zusammen bei dem lauernden Blick, den ihm Glenn Parker zuwarf, als er fragte: „Was meinen Sie, sollten wir nicht auch so schnell wie möglich verduften?“
„Könnte es nicht sein, daß Colfield nur vorübergehend fort ist. Zum Teufel, er könnte doch Besorgungen zu machen haben.“
Parker trat zur Wand, dorthin, wo ein gerahmtes Großfoto einen ansehnlichen Farmkomplex zeigte.
Er klappte das Bild zurück und legte damit eine komplette Kurzwellenanlage frei. Und spöttisch erkundigte er sich: „Glauben Sie, daß er das hier alles unverschlossen zurückließe, wenn er nur mal was zu besorgen hätte?“
Perry Clifton antwortete mit einem ratlosen Hochziehen der Schultern.
„Wir werden sehen“, sagte Parker. Er riß die untere Hälfte eines Blattes von einem Kunstdruckkalender ab, zog sich einen Stuhl heran und setzte sich Perry Clifton gegenüber. Der Innentasche seines Jacketts entnahm er einen Füller und begann die unbedruckte Fläche des Papiers mit Druckbuchstaben zu beschriften. Perry Clifton, der dreinschaute, als interessierte ihn das Tun Parkers wenig, stellte mit Unbehagen fest, daß dieser mit Geheimtinte schrieb. Das Papier blieb weiß.
Parker steckte das Schreibgerät wieder ein und schob Clifton den Abriß ausdruckslos hin. „Was halten Sie von dieser Nachricht?“
Perry Clifton wußte, daß jetzt, in diesem Augenblick, eine Entscheidung fallen mußte. Er zwang sich zu Ruhe und Lässigkeit. Er nahm das Papier und sagte: „Tut mir leid, ich habe keine Dechiffrierlösung bei der Hand.“
Mit unbewegter Miene fuhr Parkers Hand in die Tasche, zwei durchsichtige farbige Folien fielen vor Clifton auf die Schreibtischplatte.
„Die Folien übereinanderlegen und dann auf das Papier“, erklärte Parker, und es klang höhnisch. Clifton tat es. Nichts. Er wechselte die Folie, legte diesmal die rote zuoberst, die mattblaue in die Mitte und las:
„Jetzt weiß ich, daß Sie ein verdammter Spitzel sind.“
Perry Clifton sah auf und blickte in den Lauf eines gedrungenen Revolvers, der sich in der Hand Glenn Parkers wie ein Spielzeug ausnahm.
Und dieser schien zu ahnen, was Clifton dachte.
Kalt und gefühllos versicherte er: „Er ist klein, aber verursacht riesige Löcher. Wenn Sie kein riesiges Loch riskieren wollen, dann verhalten Sie sich so, wie ich es wünsche.“
„Sie haben den stärkeren Trumpf in der Hand, Parker“, erwiderte Perry Clifton doppelsinnig. „Zumindest im Augenblick.“ Jetzt, wo die Fronten klar
Weitere Kostenlose Bücher