Perry Clifton und der Spionagering Rosa nelke
und letzten Teil, einer spannenden Abenteuerserie sendete, rechnete er nicht damit, daß sich Dicki noch bei ihm einfinden würde.
Er setzte Teewasser auf und wählte Julies Telefonnummer. Man konnte ja nie wissen...
Nach dem fünften Klingeln legte er wieder auf.
„Guten Morgen, Julie. Ich fühle mich miserabel, wenn ich meinen üblichen Optimismus weglasse. Du scheinst noch immer in Edinburgh zu stecken, wenn man den atmosphärischen Begleittönen trauen kann.“
„Ja, Perry. Ich hoffe, daß du dich nicht noch miserabler fühlst, wenn ich dir verrate, daß ich heute noch nicht zurückkomme.“
„Hm, wenn ich es mir recht überlege, es paßt gut.“
„Was paßt gut?“
„Daß du noch nicht kommst.“
„Willst du ein anderes Mädchen ausführen?“
„Dazu bleibt mir leider keine Zeit, ich muß schnüffeln gehen.“
„Du bist also wieder hinter jemandem her.“
„Erraten. Und zwar mit Wut im Bauch.“
„Hat er dir weh getan?“
„Im wahrsten Sinne des Wortes. Er hat mir ein Riesenhorn verpaßt.“
„Wirklich?“ Es klang erschreckt.
„Wirklich! Aber ich befinde mich bereits wieder auf dem Wege der Besserung.“
„Wer war es?“
„Darf ich dir nicht sagen, da die Angelegenheit noch streng geheim ist. Aber sobald der Fall geklärt ist, werde ich
. wirst du mir alles haarklein erzählen!“ vollendete sie. „Das kenne ich schon. Dicki hast du doch sicher den gleichen Trost zuteil werden lassen, stimmt’s?“
„Stimmt!“
„Und, wie hat er reagiert?“
„Er verdächtigte mich, dir mehr erzählt zu haben. Ich hatte den Mund voll zu tun, um ihm das auszureden.“ Plötzlich sprach Julie undeutlich. Anscheinend mußte sie irgend jemandem eine Frage beantworten.
„Entschuldige, Perry, mein Taxi ist gekommen. Ich habe noch eine Bitte. Fahre doch bei mir vorbei und gib Lady Ann frisches Wasser.“
„Okay, ich werde daran denken. Und wenn du bis morgen abend nicht wieder heimgekehrt bist, lasse ich Lady Ann fliegen. Das kannst du deinem Boß ausrichten!“
„Ich werd’s ihm sagen...“ Sie lachte und legte auf. Perry Clifton tastete behutsam seinen Hinterkopf ab und stellte zufrieden fest, daß er nur noch bei stärkerem Druck Schmerz verspürte.
Pfeifend machte er sich an die Zubereitung seines Frühstücks...
Um 9 Uhr begann Perry Clifton zu telefonieren, nachdem er sich aus den Telefonbüchern zwei Dutzend Nummern herausgeschrieben hatte.
Knapp zwei Stunden später lagen bereits rund 20 Gespräche, teils lange, teils kurze, hinter ihm. Darunter solche mit Managern von Yachtclubs und der Wasserschutzpolizei sowie Leuten von Fischkuttergemeinschaften, Docks und Abwrackgesellschaften.
Keiner jedoch konnte Auskunft geben über ein Segelboot, ein Motorboot oder ein Wohnboot mit dem Namen Paradies. Sollte er sich doch geirrt haben?
Sollte mit dem Paradies etwas anderes gemeint gewesen sein?
Natürlich bestand auch die Möglichkeit, daß die Paradies längst ausgelaufen oder irgendwo, viele Meilen von London entfernt, stromauf- oder — abwärts festgemacht war.
Gleich nach dem Mittagessen rief er zunächst die Teilnehmer an, die sich bei seinen Vormittagsversuchen entweder nicht gemeldet hatten oder deren Nummern besetzt gewesen waren.
Die dritte Position auf der Liste war die Telefonnummer des „Interessenverbandes Fischerei Süd“.
Ein gewisser Finney meldete sich.
„Hier spricht Clifton. Mr. Finney, ich suche ein Boot mit dem Namen Paradies. Um es gleich vorweg zu sagen: Weder bei dem Namen des Bootes noch bei meinem Anliegen handelt es sich um einen Scherz.“
„Okay, aber sagen Sie mir zuerst einmal, warum und wieso Sie da den Interessenverband anrufen? Wir sind eine Zweckgemeinschaft existenzbedrohter Fischer.“
„Sie sind die Nummer drei auf einer Liste, die insgesamt 26 Adressen und Telefonnummern umfaßt. Und bis auf vier habe ich schon alle angerufen.“
„Handelt es sich bei der Paradies um ein Fischerboot?“
„Ich habe keine Ahnung, Mr. Finney. Es kann alles sein...“
„Hm...“Es klang nach Nachdenken. Im Gegensatz zu den meisten schien er keine neugierigen Fragen stellen zu wollen.
„Sie sollten einmal das Liegeplatzregister anrufen. Die müßten es doch wissen.“
„Das habe ich schon. Ein Boot mit diesem Namen ist dort unbekannt.“
„Dann haben Sie sicher auch schon alle Yachtclubs abgeklappert, was?“
„Selbstverständlich, habe ich. Und nicht nur die. Auch alle sonstigen Segelclubs und übrigen Bootsvereine.“
„Dann gibt es
Weitere Kostenlose Bücher