Perry Clifton und der Spionagering Rosa nelke
Unfall hat in Wirklichkeit gar nicht stattgefunden.“
„Und der verletzte Mann?“
„Den gab es natürlich ebensowenig. Aber die Fotos, die man Burly unter die Nase gehalten hatte, sahen so echt und überzeugend aus, daß Erik Burly keine Sekunde daran zweifelte, den Unfall tatsächlich verursacht zu haben. Und weil er Angst hatte — schließlich versorgte er seine drei Kinder ganz allein — , daß man ihn einsperrte, erkaufte er sich das Schweigen des ,Mr. Long’ mit Botengängen.“
„Aber wie sind die denn ausgerechnet auf Burly verfallen, einen schlichten Uhrmacher?“ fragte Julie.
„Burly war nicht nur Uhrmacher, er verstand auch eine Menge von Elektronik. Wahrscheinlich hielten sie ihn für einen ganz besonderen Fall bereit.“
„Ich finde es richtig, daß man ihn nicht eingesperrt hat“, meinte Julie, und Perry Clifton stimmte zu.
Sie sprachen noch lange über den Fall und auch darüber, welches schmutzige Geschäft Spionage doch sei. Und nachdem Dicki aus seinem großen Freund auch das letzte Detail (von denen, die er ausplaudern durfte!) herausgequetscht hatte, sagte er: „Also, diese Cathy würde ich gern einmal kennenlernen.“
„Nichts leichter als das. Was hältst du davon, wenn wir ihr am Wochenende einen Besuch abstatten?“
„Das wäre ein Hering...“
„... mit vier Augen!“ fiel Perry lachend ein. „Du mit deinen Großvatersprüchen.“
„Und was tue ich am Wochenende?“ fragte Julie gespielt vorwurfsvoll.
„Du darfst uns fahren...“
Geheimnisvolle Schatten
Kriminalhörspiel
Personen:
Perry Clifton
Scott Skiffer
Luke Joe
Inspektor Albert Markham
Esther Tom
Miss Stockidge
Mädchenstimme
Stimme
(Telefonklingeln/abnehmen)
Luke (breit): Jaa??
Joe: (Verzerrer) Hallo, Luke, ich bin’s! Es ist alles okay!
Luke: Was ist es für einer?
Joe: Ein harmloser grauer Lieferwagen. Firmenbezeichnung steht nur an der Tür.
Luke: Dann fahr jetzt gleich zu Braxen und laß die Türen überspritzen und neue Schilder anbringen.
Joe: Jetzt??? Luke, es ist fast Mitternacht!
Luke: Na und?
Joe: Du weißt doch, wie sich der alte Braxen anstellt, wenn man ihm die Nachtruhe stiehlt. Das letzte Mal wollte er mir sogar ein altes Lenkrad an den Kopf werfen, und außerdem...
Luke: Dann leg zehn Pfund drauf, Joe!
Joe: ... außerdem hat mich sein Schnauzer gebissen!
Luke: Sei doch nicht so empfindlich. Zudem hatte dich der Schnauzer nur gezwickt und nicht gebissen, und — - was das wichtigste war — du hast es überlebt!
Joe (mürrisch): Wo soll ich den Wagen abstellen, wenn ich zurück bin?
Luke: Park ihn auf einem der Stellplätze hinter dem Wembleystadion.
Joe (stöhnt): Okay! Warst du heute wieder hinter ihm her?
Luke: Ja, den ganzen Tag.
Joe: Und?
Luke: Er ist pünktlich wie Big Ben. Er kommt und geht fast auf die Sekunde genau.
Joe (angewidert): Spießer!
Luke: Reine Gewohnheit. Außerdem hilft sie uns. Ich wollte, du wärst nur halb so zuverlässig, was die Zeit betrifft.
Joe (protestiert): Ich bin ein freier Mensch, Luke, und kein...
Luke (ungeduldig): Schon gut, schon gut, Kleiner. Auch freie Menschen können pünktlich sein! Sei auf der Fahrt nach London vorsichtig, und fahr um Gottes willen nicht zu schnell. Denk immer daran, daß schon die größten Unternehmungen an kleinen Unachtsamkeiten gescheitert sind. Zu schnelles Fahren gehört unter anderem auch dazu.
Joe (aufgebracht): Wann endlich wirst du aufhören, mich wie einen Schulanfänger zu behandeln, Luke?
Luke: Wenn du erwachsen bist, mein Kleiner!
(Auflegen des Hörers)
Es gibt Menschen, die aufkommende Gefahren förmlich riechen, die einen sechsten Sinn haben für Bedrohungen und Bedrohlichkeiten jeder Art. Die zum Beispiel schon früh beim Aufstehen wissen, daß ihnen die Post einen unangenehmen Brief bringen wird.
Albert Markham gehörte, um der Wahrheit die Ehre zu geben, nicht zu dieser Sorte von Feinnervigen und Übersensiblen. Wenn ihn trotzdem seit Tagen ein Gefühl der Beklemmung umfangen hielt, so lag das in erster Linie an einer gewissen Beobachtung.
Und obwohl er sich immer wieder einzureden versuchte, daß es ein Zufall sein könnte, verließ ihn dieses Gefühl nicht.
Es beeinträchtigte ihn während seiner Arbeit.
Es machte ihn nervös und reizbar. Und sah er sonst vielleicht drei- bis viermal aus dem Fenster seines Büros, so geschah dies in den letzten Tagen dreißigmal oder noch öfter.
Albert Markham war Briefmarkenhändler. Und zwar einer, der mit kompletten Sammlungen
Weitere Kostenlose Bücher