Perry Clifton und der Spionagering Rosa nelke
ziehen. Bei dir ist das Risiko zu groß, daß dich jemand erkennt.“
„Hm“, brummte Tompson. Genaugenommen hatte er es gar nicht gern, wenn ihm einer im Revier herumpfuschte, mochte er noch so begabt und tüchtig und dazu noch sein Freund sein.
„Ich könnte doch so was anfertigen“, warf Nettleham, der Fälscher, ein.
Gay Axford winkte ab.
„Ich brauche diesmal was ganz Echtes, Wins. Du kriegst noch genug Arbeit, wenn du mich in die Papiere hineinmanipulieren mußt.“
Und dann erklärte Axford den staunenden Genossen sein Vorhaben.
Opfer jenes ausgeklügelten Planes und Gaunerstückchens sollte „Blacknell, Harlow & Söhne“ werden, eines der teuersten und exklusivsten Gold- und Juweliergeschäfte im Londoner Westen. Spezialität: kostbarer Schmuck nach historischen Vorlagen.
Allein in der Werkstatt arbeiteten ein Dutzend Goldschmiede an immer neuen Kreationen.
„Blacknell, Harlow & Söhne“ leistete sich sogar — neben einer der raffiniertesten elektronischen Sicherungsanlagen — den Luxus eines eigenen Detektivs, der diskret und unsichtbar die insgesamt sechs Verkaufsräume per Monitor überwachte. Auf einen Knopfdruck von ihm schlossen sich im ganzen Haus schwere Eisengitter und machten „Blacknell, Harlow & Söhne“ nicht nur zu einer schier uneinnehmbaren Festung, sondern auch zu einer Falle, aus der es kein Entrinnen mehr gab.
Am 22. August traf Pieter Lather in London ein. Am 24. August gelang es ihm, nach einem kleinen Zusammenstoß Detektivinspektor Randolph Parker, Abteilung Rauschgift, Brieftasche und Dienstausweis zu entwenden.
Am 26. August hatte Winston Nettleham das Bild von Mr. Parker gegen das von Gay Axford — durch Schnauzbart und Brille verändert — ausgetauscht.
Am 28. August trafen sie sich noch einmal in Brentwood zu einer letzten Lagebesprechung, bei der alle Einzelheiten des Planes auswendig gelernt werden mußten.
Am Schluß dieser Zusammenkunft mahnte Axford: „Unser aller Sicherheit hängt unter anderem von drei Dingen ab: keine Fingerabdrücke, keine Namen nennen und alle abgemachten Zeiten genau einhalten...“
Keiner der vielen Angestellten von „Blacknell, Harlow & Söhne“ schenkte dem dunkelblauen Jaguar vor der Schaufensterfront besondere Aufmerksamkeit. Man war den Anblick teurer und teuerster Wagen gewöhnt.
Sie konnten nicht wissen, daß das PS-starke Gefährt seit 6 Uhr früh hier geparkt war, und das nur zu einem Zweck.
Um 10 Uhr 10 betrat ein Gentleman mit buschigem Schnauzbart und Brille die eleganten Geschäftsräume.
Miss Cortridge schwebte auf ihn zu und hauchte: „Bitte, Sir, in welche Verkaufsabteilung darf ich Sie begleiten?“
„Versuchen Sie bitte, sich nichts anmerken zu lassen. Ich bin Inspektor Parker von Scotland Yard und möchte umgehend Mr. Blacknell sprechen.“
Miss Cortridge war ihr Geld wert: Statt Schreck oder Verblüffung zeigte sie ein strahlendes Lächeln.
„Sir Henry ist verreist, darf ich Sie zu Mr. Har-low führen, Inspektor?“
„Bitte!“
Sie waren allein zwischen einem Vermögen von Möbeln.
Timothy Harlow jun. studierte mit hochgezogenen Augenbrauen die Legitimation.
„Scotland Yard?“
„Mr. Harlow, ich möchte Ihnen etwas erklären, aber es würde die Angelegenheit beträchtlich vereinfachen, wenn Ihr Hausdetektiv diesem Gespräch beiwohnen könnte.“
Timothy Harlow, sichtlich stark beunruhigt, wuchtete seine zweieinhalb Zentner aus der Sesselspezialanfertigung und schritt mit einem „Bitte!“ zur Tür.
„Gehen wir in den Kontrollraum zu Mr. Checkfield!“
Morris Checkfield, ein sehniger Graukopf von etwa 50 Jahren, saß vor seinen Monitorgeräten und einem Pult mit unzähligen Knöpfen und Kontrollampen.
„Mr. Checkfield, das ist Detektivinspektor Parker von Scotland Yard, er möchte uns etwas mitteilen.“
Checkfield warf einen raschen Blick auf den Dienstausweis und hielt dem Inspektor die Hand hin.
Axford alias Parker deutete auf den Telefonapparat: „Würden Sie bitte, bevor ich Ihnen Einzelheiten gebe, eine Verbindung zum Yard herstellen, Mr. Checkfield!“
Der Hausdetektiv nickte.
Als sich die Vermittlung der Polizeizentrale meldete, sagte er in den Hörer: „Einen Augenblick, ich übergebe...“
„Ja, wir sind jetzt an Ort und Stelle“, meldete sich der falsche Inspektor. „Sollten irgendwelche neuen Informationen kommen, erreichen Sie mich hier im Büro!“ Er lauschte noch zehn Sekunden in den Hörer, sagte anschließend „Okay! “ und legte auf.
Zu Harlow
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