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Perry Clifton und die Insel der blauen Kapuzen

Perry Clifton und die Insel der blauen Kapuzen

Titel: Perry Clifton und die Insel der blauen Kapuzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Ecke
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weiß es nicht. Vielleicht hat er wieder auf einem Schiff angeheuert — schließlich ist er Seemann!“
    Langsam schlendert Perry zurück. Am Ende des Stegs wendet er sich noch einmal um:
    „Auf Wiedersehen, Mister Allen. Richten Sie ihrem Sohn aus, daß ich ihn gern einmal gesprochen hätte!“
    Zehn Minuten später erreicht Perry Clifton den Laden von Joe Porter. Als er durch die Tür tritt, schlägt ihm ein eigenartiger Geruch entgegen: eine Mischung aus Teer und Hanf. Ja, Mary Rodger hat recht, in Joe Porters Laden gibt es alles, was man auf Turny braucht. Er entdeckt Regale mit Konservendosen, Gürteln, Flaschen, Seifenpulver, Krawatten, Unterwäsche, Oberhemden, Bindfaden, Töpfen, Geschirr und unzähligen anderen Artikeln. Am meisten überrascht ihn jedoch eine männliche Schaufensterpuppe, die in einem schwarzen Frack steckt, weiße Handschuhe trägt und einen lackschwarzen Zylinder auf dem Plastikscheitel.
    Perry hört Schritte. Die Tür öffnet sich, und ein hagerer, hochgewachsener Mann mit einer riesigen Adlernase betritt die Szenerie. „Hallo, Sir, was kann ich für Sie tun?“
    „Sind Sie Mister Porter, der Geschäftsinhaber?“
    „Ja, Sir, der bin ich!“
    „Mein Name ist Clifton. Ich bin zum Angeln nach Turny gekommen und wohne bei Mrs. Rodger.“
    Joe Porter stößt ein meckerndes Lachen aus. „Hehehe“, prustet er, „es findet sich doch immer wieder ein Kamel, das die Wüste bevölkert. — Verdammt, Sir, es war nicht so gemeint, mehr symbolisch, verstehen Sie?!“ Er legt erschrocken die Hand auf den Mund.
    „Mag sein, daß Sie die Insel abscheulich finden, Mister Porter. Mir gefällt’s hier prima. Die Luft, das Meer, die freundlichen Menschen. Ich kann mich nicht beklagen.“
    Joe Porter massiert seine Hakennase mit Daumen und Zeigefinger, schneuzt sich anschließend in ein fast tischtuchgroßes Taschentuch und erklärt in versöhnlichem Ton: „Sicher haben Sie recht, Mister Risson.“
    „Clifton!“ verbessert Perry.
    „Clifton wollte ich selbstverständlich sagen. Also, Mister Clifton, welchen Wunsch kann ich Ihnen erfüllen? Brauchen Sie vielleicht Wurfblei? Ich habe alle gängigen Gewichte vorrätig. Oder Schnur? Ich führe nur Perlonschnüre allererster Qualität.“
    Perry Clifton unterbricht den Redeschwall des Händlers: „Ich brauche eigentlich nichts als einen leeren Karton.“
    „Einen... einen... einen leeren Karton?“
    „Ja. Ist das ein sehr ungewöhnlicher Wunsch, Mister Porter?“
    Joe Porter bemüht sich, das Gegenteil zu versichern, und hebt bedauernd die Schultern. „Da muß ich Sie leider enttäuschen, Mister Clifton. Aber zur Zeit habe ich auch nicht einen einzigen Karton, den ich Ihnen überlassen könnte. Wie groß soll er denn sein?“
    Perry Clifton beantwortet diese Frage mit einer Handbewegung. Joe Porter nickt eifrig und verspricht: „Sobald ich so was habe, sollen Sie es bekommen.“
    „Danke, Mister Porter!“ Perry geht zur Tür. Als er an der Frackpuppe vorbeikommt, dreht er sich noch einmal Joe Porter zu:
    „Wann ist auf Turny der nächste Ball, Mister Porter?“
    „Ball?“ Porter ist absolut sicher, daß er sich verhört hat. Trotzdem fragt er:
    „Ball? Sie sagten doch nicht eben wirklich Ball, Mister Clifton?“
    „Doch, sagte ich!“
    „Auf Turny finden keine Bälle statt. Hier gibt es höchstens einen Fußball...“
    „Schade, ich hätte mir sonst diesen Frack gekauft!“
    „Der Frack ist ein Ausstellungsstück und darum unverkäuflich, Mister Clifton.“
    Obgleich Perry Clifton den Laden längst verlassen hat, steht Joe Porter nach wie vor hinter seinem Tresen und starrt auf die Tür. Seine Backenmuskeln arbeiten im Rhythmus eines Mahlwerks, und seine Augen verheißen nichts Gutes.

Hilfe aus London

    Es ist Abend.
    Vier Tage ist Perry Clifton nun schon auf der Insel. Vier Tage und vier Nächte. Und wenn er ehrlich ist, so muß er sich eingestehen, daß er in diesen vier Tagen noch keinen Schritt weitergekommen ist. Das einzig greifbare Ergebnis bleibt der Sohn des Fährmanns: Gary Allen. Und der ist seit vier Tagen spurlos verschwunden.
    Wo soll er den Hebel ansetzen? Schließlich kann er Tim Allen nicht zwingen, etwas über seinen Sohn auszusagen. Perry Clifton ist im höchsten Maße mit sich unzufrieden. Auch sein Spaziergang zu den Klippen hat nicht viel geholfen; es sieht ganz so aus, als müsse er Sir Arthur White in London enttäuschen. Nicht einmal mit der Angelei hatte er bisher viel Glück.
    „Na, Mister Clifton, schon

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