Perry Rhodan - 2501 - Die Frequenz-Monarchie
Handelssternen berichtet, wohl um damit von einem Thema abzulenken, das ihn zu sehr schmerzte. Er hatte es nicht ertragen, ausgerechnet an diesen Aspekt der Vergangenheit erinnert zu werden.
Nun jedoch stockte er. »Immer wieder komme ich auf die Schattenseiten und das Dunkle in unserer Vergangenheit zu sprechen. In meinem ganzen Leben habe ich nie zuvor so viel über Tod und Vernichtung nachgedacht.«
Mondra ging schneller, bis sie an seiner Seite stand. Sie war zuvor zurückgefallen, weil sie mit Icho Tolot diskutiert hatte. Worüber die beiden gesprochen hatten, wusste Rhodan nicht; er war zu weit entfernt gewesen und hatte außerdem kein Wort des Halbspur-Changeurs versäumen wollen.
»In Zeiten des Krieges«, sagte sie, »lässt es sich nicht vermeiden, über den Tod nachzudenken, Ariel. Alles andere wäre Illusion. Die Angriffe der Frequenz-Monarchie spülen gerade diese Aspekte aus der Historie deines Volkes an die Oberfläche. Wir müssen darüber reden. Sie totzuschweigen ist keine Lösung.«
»So muss es wohl sein. Mir fehlen in dieser Hinsicht die Erfahrungswerte. Unsere Philosophie kennt den richtigen Umgang mit Kriegszeiten nicht. Aber selbst hier in der Heimat entdecke ich weitaus weniger von der Herrlichkeit der Endlosen Stadt als sonst. Vielmehr sehe ich das Verderben, für das sie steht.«
Mit einer umfassenden Bewegung deutete er auf die zahllosen im Wasser treibenden Schollen. »Die Endlose Stadt bildet ein einziges Museum, eine konservierte Megalopolis. Sie spiegelt einen Zustand, der vor sehr langer Zeit an diesem Ort herrschte. Seit Ewigkeiten ist sie verlassen. Heute stellt sie im Grunde genommen nicht mehr dar als eine ausgeplünderte Kulisse. Solltet ihr durch ihre Straßen streifen, würdet ihr nichts von Wert entdecken.«
Rhodan blickte auf die unendliche Gebäudereihe, die sich von einem Ende des Horizonts zum anderen erstreckte. Verschiedenste Farben und Formen wechselten sich ab. Die Baustile hatten kaum etwas miteinander gemein. Wenige Meter neben wuchtigen, quadratischen Klötzen standen ätherische, sphärenhaft wirkende Schlösser. »Das kann ich mir kaum vorstellen. Wie viele Räume, Hallen und Fabriken muss es dort geben? Wie viele Zeugen der Vergangenheit, auch wenn sie schon lange verstummt sind?«
»Die Endlose Stadt ist nichts weiter als eine Hülle«, sagte der Halbspur-Changeur. »Sie wurde ein Dutzend Mal ausgeplündert, ehe wir sie vorfanden und bezogen.«
»Ihr habt sie nicht selbst errichtet?«
»Als wir vor 80.000 Jahren auf diesen Planeten kamen, stand sie bereits leer und verlassen. Viele Zivilisationen hatten in ihr gelebt und ihre Spuren hinterlassen. Jede neue Besiedelung hatte die Grenzen der Stadt erweitert und sie weiter über das Meer getrieben. Doch immer und immer wieder kam es zu Kriegen. Jedes Volk, das in ihr lebte, wurde früher oder später ausgerottet.«
Motrifis fuhr mit der linken Hand die goldenen Linien in seinem Anzug nach. »Unsere Kleingalaxis bildete stets den Schauplatz entsetzlicher Sternenkriege, ehe wir vor 80.000 Jahren hier ankamen. Die Bewohner der Endlosen Stadt waren reich und sonnten sich im Ruhm ihrer Stadt, die den Planeten zu einem Knotenpunkt werden ließ. Viele pilgerten hierher, um Handel zu treiben oder das Wunder einfach nur mit eigenen Augen zu sehen. Aber jede dieser Glanzzeiten führte dazu, dass auch Plünderer und Sternenpiraten den Weg auf diesen Planeten fanden und ihn überfielen. Manchmal leisteten die Bewohner jahre- oder gar jahrzehntelang Widerstand. Aber am Ende siegte stets der Tod, und wenn er in Form eines zweiten Aggressors kam, der die ausgebluteten, schwachen Bewohner der Endlosen Stadt überfiel und leichte Beute einfuhr.«
Diese Worte riefen Übelkeit in Perry Rhodan hervor. Es erinnerte ihn auf fatale Weise an das, was er schon seit so langer Zeit am eigenen Leib erlebte. Wie viele Kriegszeiten lagen bereits hinter Terra, seit er die Menschheit zu den Sternen geführt hatte? Und wie viele Epochen des Friedens standen diesen entgegen? Wie viele Tote standen den lachenden Kindern friedlicher Generationen gegenüber?
Dennoch war er nicht bereit, dieselbe Konsequenz aus seinen Erfahrungen zu ziehen wie die Halbspur-Changeure. Resignation war die falsche Antwort auf die Gefahren und Unbilden des Lebens. Er würde seine Vision einer positiven, geeinten Völkergemeinschaft niemals aufgeben.
Der Frieden existierte, davon war er überzeugt. Es gab die Zeit des Aufschwungs, der Ruhe und der Begegnung
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