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Perry Rhodan - 2503 - Die Falle von Dhogar

Titel: Perry Rhodan - 2503 - Die Falle von Dhogar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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anbelangte.
    »Sie werden fragen, warum sie nicht vorab informiert worden sind«, habe ich gesagt. »Zumindest die Kommandanten und ihre Stellvertreter sind vor Beginn einer strategischen Operation in den vorgesehenen Ablauf einzuweihen, wobei sie im Zuge der Vorabinformation auf entsprechende Geheimhaltungsstufen eingeschworen werden können. Laut Paragraf ...«
    »Ich sehe, du hast das Offiziershandbuch gut studiert«, hatte Bull mich unterbrochen. »Das freut mich, denn ich habe es geschrieben.«
    Er hatte sich ein wenig vorgebeugt und mir in die Augen gesehen – und, Katarissa, in dem Moment erging es mir so, wie viele Leute es erzählen: Es kann einem durch und durch gehen, wenn dich einer der Unsterblichen so ansieht, wirklich wahr!
    Ich weiß also nicht mehr, was ich daraufhin gesagt habe. Es war, fürchte ich, irgendwas selten Dämliches; so was wie »Ehrlich?« oder »Ach wirklich?«. Peinlich, aber zum Glück ging er darüber hinweg.
    »Das, was du heute als kleines Büchlein mit lindgrünem Einband kaufen kannst, ist die Quintessenz militärischer Erfahrung aus wenigstens sechs Jahrtausenden menschlicher Geschichte – manche Prinzipien gehen zurück bis auf die alten Römer!«, hatte er mir hastig erklärt. »Aber Tatsache ist, ich habe an dem Ding mitgearbeitet. Und deswegen ist mir nur zu bewusst, dass man das Leben letzten Endes nicht in Paragrafen zwängen kann. Es gibt immer Situationen, die es erforderlich machen, gegen Regeln zu verstoßen, um das Richtige zu tun.« Er hat grimmig gelächelt. »Das steht auch im Offiziershandbuch, wie du dich hoffentlich erinnerst. Ganz am Schluss. Und jetzt lauf!«
    Als ob irgendein Absolvent irgendeiner Raumakademie diesen Satz vergessen würde! Nächtelang haben wir in der Wohnküche des Kadettenheims gesessen und (unter Zuhilfenahme alkoholischer Getränke von wenigstens einem halben Dutzend verschiedener Planeten) darüber diskutiert. Ob dieser Satz nicht das ganze Regelwerk im Grunde wieder aufhebe. Ob das tatsächlich die »Einführung der Anarchie durch die Hintertür« sei, wie manche Dozenten meinten.
    Aber diese Diskussionen kamen mir in dem Moment völlig theoretisch vor. Akademisch eben, wie man so sagt. Wenn die Dinge wirklich passieren, dann bleibt einem irgendwann tatsächlich nur, das zu tun, was richtig ist.
    Wenigstens hofft man, dass es richtig ist.
    Also setzte ich mich ans Funkpult, gab meinen Vorrangkode ein (so was kriegt man als Ordonnanz) und redete mir die Lippen fusselig. Du kannst Dir ja vorstellen, wie toll das ankam bei den Schlachtschiffskommandanten. Die wollten sich doch von einem kleinen Leutnant nichts sagen lassen! »Ich rede nur mit Bull!«, pflaumte mich ungefähr jeder Dritte an, und jeder Zweite wollte mir klarmachen, dass es nur eine Frage der Koordinierung sei, dass er gerade zusammen mit anderen Schiffen taktische Feuerfallen aufbaue und die Wende im Kampf nur eine Frage von Minuten sei.
    Was sollte ich tun? Ich habe ungefähr eine Million Mal erklärt, dass ich als Bulls Ordonnanzoffizier in seinem Auftrag handle und dass er definitiv keine eigenen Verluste wünsche.
    Ich hätte zu gern gesagt, dass hinter alldem ein Plan stehe, aber das per Funk zu äußern, hatte Bull mir ausdrücklich verboten. »Wir müssen davon ausgehen, dass sie uns abhören können«, hatte er erklärt.
    »Aber wir funken doch verschlüsselt!«, hatte ich erwidert.
    »Schlüssel kann man knacken. Machen wir selber auch ständig.«
    Also redete ich, ohne einen Plan zu erwähnen. Und die meisten ließen sich schließlich überzeugen, wenn ich auch nicht weiß, ob das, was ich ihnen gesagt habe, den Ausschlag gegeben hat oder doch eher der Zustand ihrer Schirmfeldanlagen. Wie auch immer, jedenfalls zogen sich mehr und mehr unserer Schlachtschiffe aus den Gefechten zurück – was natürlich zur Folge hatte, dass die Balance immer weiter zugunsten der Angreifer kippte. Die konnten sich auf die noch verbliebenen Schiffe konzentrieren, und so kamen nach kurzer Zeit auch die Ultraschlachtschiffe in Bedrängnis.
    Deren Kommandanten redeten natürlich nicht mehr mit mir, sondern nur mit Bull. Aber schließlich traten auch sie den Rückzug an, und eine Viertelstunde später waren es nur noch die Schirme, mit denen wir ITHAFOR ausgestattet hatten, die das Distribut-Depot schützten.
    Die Schirme und der Umstand, dass ITHAFOR für die Angreifer von hohem Wert war. Sie würden uns nicht einfach aus dem All pusten.
    Hoffte ich jedenfalls.
    *
    Sinnafoch

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