Perry Rhodan - 2506 - Solo für Mondra Diamond
hat, kommt zum Vorschein. Vorsichtig tapst er an mir vorbei und gleitet in die Zelle. Die Toyken spielen wieder mit ihren Waffen, Rhodan sagt ein paar begütigende Worte zu Ulocco Lo’tus.
Ich beobachte das Tier. Es schnüffelt am bewusstlosen Wächter, am umgestoßenen Stuhl, am Bett. Es dreht sich mehrmals im Kreis, reckt die empfindliche Nase in die Höhe. Dann streckt es den Körper auf Katzenart durch und legt sich auf alle viere. Seine Augen verengen sich zu schmalen Schlitzen. Ramoz wirkt ruhiger als zuvor.
Ich trete einen Schritt an die Zelle heran, bücke mich und strecke den rechten Handlungsarm aus. Mit zwei Fingern nehme ich Ramoz hoch und lege ihn mir in die Armbeuge. Bei dieser Gelegenheit sehe ich mich flüchtig im Raum um.
Ich benötige drei Zehntelsekunden, um den wahrscheinlichen Fluchtweg Mondra Diamonds zu berechnen. Sie hat gut gearbeitet, ich bewundere sie.
Als ich mich im Gang wieder zur vollen Größe aufrichte, nickt mir Rhodanos unmerklich zu. Ich kenne seine sparsamen Gesten nur zu gut. Er will mir sagen, dass er die Kratzspuren am Entlüftungsgitter ebenfalls entdeckt hat.
Ich analysiere die Situation weiter. Es gibt einige Unbekannte, doch Ulocco Lo’tus scheint mir keine mehr zu sein. Ich habe oft genug Wesen wie ihn getroffen. Ich erkenne das Verhaltensmuster.
Der Marktleiter wirkt ratlos. Er wird uns hinzuhalten versuchen und irgendwann einen Versuch unternehmen, uns reinzulegen. Rhodan scheint ihm den Spaß dieser kleinen Scharade gönnen zu wollen.
Es reizt mich, die Spur Mondras zu verfolgen und das Kleine zu schützen. Mein Planhirn widerspricht diesen fürsorglichen Gefühlen. Die Wahrscheinlichkeit ist sehr groß, dass sie sich nach wie vor in Freiheit befindet.
Ulocco Lo’tus’ Selbstbewusstsein, das im Moment unseres Aufeinandertreffens geknickt wirkte, nimmt nun wieder zu. Sein Auftreten und seine Gestik sind herrisch.
Er glaubt, dass er die Situation unter Kontrolle hat. Doch in Wahrheit haben wir ihn unter Kontrolle.
6.
Ulocco Lo’tus
Der Leibwächter Perry Rhodans war beeindruckend. Jeder seiner Schritte brachte den Boden zum Schwingen. Er sagte kein Wort, hielt sich stets im Hintergrund und spielte mit einem seltsamen Tier, das er wie ein kleines Spielzeug in den Armen hielt. Icho Tolot war ein tumber Tor; einer, dem man sein Leben anvertraute, den man aber niemals auch nur den Hauch von Verantwortung aussetzte.
Ulocco Lo’tus gab Lebo Sa’xanz Zeichen, dass er sich um den bewusstlosen Wächter in der Zelle kümmern sollte.
Richtig kümmern , bedeutete er ihm.
Es gab Mittelchen, die einen Toyken dazu brachten, sich selbst an die geringsten Beobachtungen wieder zu erinnern. Auch im Unterbewusstsein abgespeicherte Informationen konnten problemlos ans Tageslicht zurückgezerrt werden. Lebo wusste diese Medikamente anzuwenden, und er würde nicht davor zurückschrecken. Wahnsinn und Tod, die mit der Befragung des Wächters einhergehen konnten, würden eine ausreichende Strafe für dessen Versagen sein.
»Wenn du mir folgen würdest?« Ulocco Lo’tus drehte sich um und ging voran, ohne eine Reaktion abzuwarten. Die Fremden sollten spüren, dass er die Situation beherrschte. Er war stets ein guter Bluffer gewesen. Selbst die härtesten Kontrahenten im Kampf um die Herrschaft über die Marktstadt hatte er mit tiefen Griffen in die Trickkiste aus dem Feld geschlagen; warum sollte es ihm nicht auch diesmal gelingen?
Weil dieser Perry Rhodan genauso abgebrüht wie du zu sein scheint , sagte ihm eine innere Stimme. Er besitzt ein Auftreten, als hätte er das Universum geerbt.
Ulocco Lo’tus betrat sein Arbeitszimmer, hieß seine Leibwächter vor der Tür zu warten und deutete den beiden Gästen, ihm zu folgen.
Licht ging im Raum an, das in weiten Teilen von Kyon Megas bekannte Lied »Ich hatte einen treuen Freund« erschallte in einer überaus sensiblen und melancholischen Einspielung, die Ulocco aus dem Trimian-Spielzeug eines Wagokos gezogen hatte. Ein Roboter kam herangewuselt, bot Sitzplätze an und servierte eiskalte Fruchtmischbrühe.
Seine beiden Gäste gaben sich unbeeindruckt. Sie achteten nicht auf Jagdtrophäen und Kriegsrelikte, die in sorgfältig präparierten Nischen ins Rampenlicht gesetzt wurden. Leise Stimmen aktivierten sich beim Nähertreten und erzählten die Historie der Schaustücke. Der letzte Kau-Fratz, behutsam restauriert und in ein Diorama aus Grauschleier gebettet, war ebenso darunter wie versteinerte Knorpelreste eines Kitar
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