Perry Rhodan - 2507 - In der Halbspur-Domäne
Persönlichkeit, bin ich.«
»Aber dein Körper ist eine Projektion«, ergänzte Rhodan.
Mikru schwieg, als habe er sie verletzt. Und vielleicht hatte er das auch. Seine Worte hatten abwertend geklungen, dabei bedurften, wie er sehr wohl wusste, Intelligenz und Bewusstsein nicht zwangsweise eines materiellen Körpers.
Mikrus Augen schienen ein klein wenig dunkler zu werden. Irgendwie gewann er den Eindruck, als würde ihr Körper schrumpfen. Und genau über dieses Phänomen wollte er von dem Schiff ein paar Einzelheiten wissen. Was es mit dem flexiblen Bronzematerial auf sich hatte, das Sitzgelegenheiten erschuf und Korridore und Schächte für den Haluter erweitern konnte, ohne dass Roboter Hand anlegten.
Gib uns dazu ein paar Hinweise! , dachte Rhodan intensiv. Beuge sinnlosen Spekulationen vor, indem du uns aufklärst.
Er wiederholte die Gedanken, aber Mikru reagierte nicht. Ein paarmal öffnete sie den Mund, um zum Sprechen anzusetzen, doch schlüpfte kein einziges Wort heraus.
»Ob Projektion oder Inkarnation, die Grenzen sind fließend«, sagte sie schließlich.
Als wolle sie ihre Worte durch Fakten untermauern, verschwammen die Konturen ihres Körpers, zerflossen die Proportionen wie bei einer Puppe, aus der man die Luft entweichen ließ. Ein Pixelregen ergoss sich über ihren Anzug, zerlegte ihn in winzige Fetzen, die ein virtueller Sturmwind durcheinanderwirbelte. Aber sie fegten nicht davon, sondern blieben an Ort und Stelle.
»Die Fähigkeit, Gestalt anzunehmen, entwickelte ich infolge des Umstands, ein eigenes Bewusstsein zu besitzen.« Eine unsichtbare Hand wischte über die Gestalt und beseitigte die Symptome der Auflösung. »Eines solltet ihr aber unbedingt wissen: Ich habe damals an der Entdeckung des ersten Polyport-Hofes durch die Halbspur-Changeure teilgenommen.«
Damals, das wussten Perry, Mondra und Icho Tolot bereits aus den Berichten von Ariel Motrifis, waren die aus der ESTARTU-Galaxis Siom Som stammenden Andury nahe ihrem neuen Heimatstern auf einen Polyport-Hof gestoßen, der beschädigt war und von niemandem als Eigentum beansprucht wurde. Die Forscher dieses Volkes hatten Hightech vom Feinsten vorgefunden, die intergalaktische Transporte mit extrem kurzen Reisezeiten und für Passagiere und Waren in geringem Umfang ermöglichte. Eine Sensation für die damals schon fortgeschrittene Zivilisation der Andury.
In jahrzehntelanger Arbeit hatten sie den Polyport-Hof repariert, konnten ihn aber trotzdem nicht in Betrieb nehmen. Erst nachdem sie in einem Lagerraum 150 Controller der Klasse A und einen Controller der Klasse B gefunden hatten, begann die Erkundung des Polyport-Netzes.
Die Andury wurden zu den Halbspur-Changeuren.
»Für die Andury bedeutete ihre Entdeckung das Ende der klassischen Raumfahrt«, berichtete Mikru. »Nur ich existiere noch. Wenn ihr so wollt, bin ich das letzte Relikt aus der alten Zeit.«
Ihre Stimme nahm einen traurigen Klang an. »Wahrscheinlich könnt ihr nicht nachvollziehen, wie es mir erging – abgestellt in einem Museum, ohne Piloten, ohne Input, die Echos versiegt. Niemand hat mir etwas über meine Zukunft gesagt. Was würde geschehen, wenn keine Mentalechos mehr entstünden? Würden dann auch die alten versiegen? Würde ich ... sterben? Es hat lange Zeit gedauert, bis ich begriff, dass es nicht so war. Aber Warten kann wie Sterben sein, wenn es keine Hoffnung gibt.«
Sie sah Mondra an, als teile sie ein Geheimnis mit ihr, und das Lächeln Mikrus wurde eine Spur blasser. »Immer wieder tauchte mal ein Halbspur-Changeur im Museum auf. Aber meine Hoffnung erfüllte sich nie. Keiner holte mich ab, keiner trat ein und teilte mir mit, dass eine neue Aufgabe auf mich wartete. Roboter reinigten regelmäßig meine Oberfläche, kontrollierten den Luftaustausch im Museum, reparierten alt gewordene Aggregate oder tauschten sie aus. Ich lebte, und doch war ich tot. Bis ihr kamt. Ihr habt meinem Leben wieder einen Sinn gegeben.«
Perry Rhodan ahnte dumpf, worauf das Schiff hinauswollte. Und er glaubte ihm. Es gab keinen Grund, warum Mikru sie belügen sollte.
Die Projektion einer Terranerin war in der Tat mehr als ein Hologramm aus terranischen Projektoren. Das Schiff besaß – erstaunlich genug – mentale Macht und legte sie in diese Gestalt. Solange die Energie nicht versiegte, würde es immer ein eigenständiges Wesen bleiben, ein Pseudowesen zugegeben. Aber die Tatsache, dass es aggregierte mentale Inhalte längst verstorbener Lebewesen in sich trug,
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